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Das Kraftfuttermischwerk Beiträge

Die Damen im Bus

Die 10-15 Rentnerinnen, die ich rein optisch der Wohnhaft in Charlottenburg verorten würde (alles Berliner Damen des alten Schlages), umkreisen mich wohl eher unbeabsichtigt doch nachdem sie sich gesetzt haben, bin ich zwischen ihnen eingekesselt. Sie sind guter Stimmung, die Sonne scheint und sie hatten vorhin in der Bahn schon den ein oder anderen Piccolo. Sie wollen nach Klaistow, dem Spargel wegen. Eine von ihnen hatte einst Eltern, die hier Verwandte hatten. Deshalb wurde „früher“ die Ecke um Beelitz regelmäßig als familiäres Ausflugsziel genutzt. „Wir mussten von Heilstätten immer über eine Stunde zu diesem Hof laufen. Wie gut, dass jetzt ein Bus dorthin fährt“, sagt sie. Die anderen staunen und pflichten ihr bei. „Und wie schön das hier alles sei, mit dem Wald und der Luft und der Sauberkeit. Sehr sauber ist das hier alles.“, meint sie weiter. Alle Damen nicken synchron und lächeln. Sie genießen diesen Ausflug wirklich sehr – „man kommt ja kaum noch raus aus Berlin“.

„Also ich bin ja so froh, dass die Mauer damals gefallen ist“ sagt eine andere nach einer kurzen Zeit des Schweigens und der allgemeinen Glückseligkeit. „Ich weiß gar nicht wie es den Jungen geht, aber wir wissen doch noch, was es heißt eingesperrt zu sein, diese graue Stadt nicht verlassen zu können. Gut, manchmal haben wir auch die Umstände auf uns genommen und sind Transit gefahren, aber das kam nur selten vor. Fliegen wäre damals eine Option gewesen, aber das war doch viel zu teuer.“ Der Rest der Gruppe nickt beipflichtend und ich habe den Eindruck, dass sie alle diese Dame verstehen. Ich überlege kurz ob ich mich einbringen sollte, um zu sagen, dass auch ich froh bin, dass die Mauer weg ist, auch wenn ich zu den Jungen zählen dürfte. Ich entscheide mich dagegen. Die Damen haben sicher keine Lust, ihren Tag durch eine Mauer-Debatte im Bus zu belasten. Außerdem gefällt mir wie sie reden. Irgendwie so wissend, irgendwie sehr gelassen und vor allem bescheiden. „Man gibt sich im Alter ja auch mit viel weniger zufrieden“, sagt eine als ich über ihre etwaige Bescheidenheit nachdenke.

Als der Bus die Autobahn überquert, fällt einer auf, dass sie hier sogar mit ihrem Auto fahren könnte. „Hier gibt es diese Umweltzonen ja nicht, oder?“ „Nee, nee“ sagt eine ihrer Mitreisenden, „hier filtert der Wald den Dreck aus den Bäumen“ und ich glaube, sie meint das wirklich so. Darauf erklärt diese mit dem Auto: „wissen sie, ich habe da noch diesen Scirocco, gebaut 1987, in grün. Der hat noch gar nicht soviele Kilometer runter, wie heute die Autos die halb so alt sind. Ich fahre den nicht häufig, aber ich liebe ihn, so wie man ein Auto nur lieben kann. Ehrlich. Nur seit diesen Aufklebern, die ich nicht bekommen habe, steht er nur noch in der Garage. Wir sollten hier mal alle mit meinem geliebten grünen Scirocco rausfahren. Das muss die wahre Freude sein.“ sagt sie und schwankt emotional in diesem Moment sichtlich irgendwo zwischen ergriffen und unsagbar aufgeregt. Alle anderen nicken synchron und lächeln. Wieder. Ich lächle auch.

Sie sprechen dann noch über Potsdam und „diesen Reiseunternehmer“, diesen, der so „wunderbar“ sein soll, „früher mal Lehrer war“. Einige kennen den, andere nicht. „Der hat sich seit der Wende immer wieder vergrößert. Gut, viel arbeiten muss er ja jetzt, aber der verdient ja auch nicht schlecht bestimmt. Fährt jetzt bis nach Paris in Frankreich… Mensch, wie hieß der gleich? Ich komme noch auf den Namen.“, meint die neben mir Sitzende. Allgemeines Nicken und Pause. Lächeln. Sehen. Erfassen. Erleben. Auch im, gerade im Alter. „Man hört ja“, redet sie weiter und schirmt mit der Hand ihren Mund in meine Richtung ab (jetzt wird es diskret) „der soll früher an seiner Schule zu sehr Osten gewesen sein…“, was nur noch geflüstert wird. Hier lässt sie keine Zeugen zu. „Aber ich mag ihn trotzdem. Der ist immer so freundlich. Außerdem fasst er mir beim Aussteigen immer so lieb auf die Schulter.“, sagt sie, wobei sie sehr niedlich lächeln muss. Alle anderen der Damen lachen jetzt lauthals. So wie Jugendliche es tun, wenn sie in der Gruppe das Gefühl haben, einen Bus nur für sich geentert zu haben. Wenn sie das Gefühl haben, dieser Bus fahre nur für sie. Ich muss lächeln. Und muss mich entschuldigen: „Verzeihen Sie, ich müsste hier raus.“, höre ich mich sagen. Ich wäre gerne geblieben. Auf 1-2 Piccolo nur mit den Damen. So zum Spargel.

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Albumstream: Björk – Voltaic

You can find it in five different flavors — I’ll run through those in a moment — but first, let me talk about the music on Voltaic, the music you can hear on our site. In 2007, there was Volta, a CD of new songs from Bjork. Well, just before Bjork’s performance at the Glastonbury Festival in 2007, and before beginning what would be a two-year Volta tour, she and her band went into Olympic Studios in London. There, the group recorded live to tape selections from Medulla, Homogenic, Post, Vespertine and her latest. These performances are what make up Voltaic.

Komplett zu hören auf npr Music. Hach.
Und hier mal die Voltaic-Version von Pagan Poetry.


(Direktlink, via hiddenplace)

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Doku: BBC Planet Earth (Komplett)

Hier die komplette BBC-Dokumentationsreihe „Planet Earth“ aus dem Jahr 2006. Wikipedia meint dazu:

Planet Earth ist eine elfteilige BBC-Dokumentarfilmreihe, von der fünf Teile im Jahre 2006 im Ersten gezeigt wurden. Eine zweite Staffel mit weiteren fünf Teilen wurde Anfang 2007 ausgestrahlt.

Anfang 2008 startete in den deutschen Kinos der begleitende Film Unsere Erde, der vorwiegend aus (zum Teil zuvor nicht verwendetem) Material der TV-Serie besteht.

Die gesamte Doku besteht aus 11 Teilen, die nun alle in sehr guter Qualität auf Youtube zu finden sind. Ich habe da mal eine Playlist drauß gemacht, so dass man nur auf die Pfeile klicken muss, um auf den nächsten Teil zu skippen. Na ihr wisst schon.


(Direktlink)

Die Doku setzt sich aus folgenden Teilen zusammen:
1. From Pole to Pole
2. Mountains
3. Fresh Water
4. Deserts
5. Caves
6. Ice Worlds
7. Great Plains
8. Shallow Seas
9. Seasonal Forests
10. Ocean Deep
11. Jungles

Macht insgesamt fast 9 Stunden Filmmaterial, dass sich nur mit unserem Planeten beschäftigt! Woooha.

12 Kommentare

Just my daily two cents

ROLLER COASTER PICTURES: 125 Years of Thrills | National Geographic
Also wenn ich mir diese Fotos so ansehe, weiß ich ganz genau warum ich in derlei Geschosse nicht einsteige. Ausnahme wäre, ich hätte die selber zusammengeschraubt, was allerdings so abwegig ist, dass mir das Fahren damit mein Leben lang erspart bleiben wird.

Kodachrome Slideshow | Kodak
Nach 74 Jahren stellt Kodak endgültig die Produktion des Kodachrom Farbfilms ein. Hier eine Sammlung außergewöhnlich schöner Aufnahmen, die mit dem Kodachrome geschossen wurden.

Mach’s gut, alte Rolle.

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