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Das Kraftfuttermischwerk Beiträge

Platte(n) der Woche #37

Sublime Porte – Sigidinum | 2009 | Silent Season
Sublime Porte ist eigentlich ein Netlabel, das seinen Sitz in Instanbul hat. Für dieses Album hier haben sie sich alle zusammen gedrahtet und das Ergebnis dessen auf dem Canadischen Netlabel Silent Season veröffentlicht. Dubtechno der feinsten Sorte, mit dem ganz besonderen Etwas, was ihn doch weit über viele andere Netreleases dieses Genre strahlen lässt. Veröffentlicht unter CC-Lizenz by-nc-nd/2.0.
(Direktdownload)

Max Richter – 24 Postcards In Full Colour | 2008 | FatCat Records
Max Richter macht Musik irgendwo zwischen Klassik, Filmmusik und Ambient. Nichts Bombastisches, keine ewig langen Stücke im klassischen Sinne und schon gar keinen Kitsch. Dieses Album hier ist wie eine Reise mit dem Zug, in dem bei jedem Halt am Bahnhof die dazu passende Musik erklingt. Mit minimalen Mitteln, dafür aber mit wunderschönen Melodien. Musik, wie man sie in seinen Träumen hören möchte.
(Reinhören)

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Die Stiche in der Magengegend bleiben

Damals sagte jemand zu mir, „Es wird erträglich sein, wenn du nicht mehr täglich an ihn denkst.“ Heute ist es erträglich, es ist okay, es gehört zum Leben.

Ich hatte ihn noch so vieles fragen wollen, fragen müssen. Wie das war mit den Grenztruppen, wie er es da 19 Jahre seines Lebens ausgehalten hat, wie es war mit seiner ersten Ausbildung zum Bäcker, warum er nie wieder selber Brot gebacken hat, geschweige denn Kuchen. Wie genau er den Teig für seine „Strindjbørg-Schnitzel“ macht, die ich immer geliebt habe. Wie ich am besten fahren muss, wenn ich auch nur irgendwo in Deutschland hinreisen will. Wie man was am besten mit welchen Pflanzen, welchen Böden, welchen Bäumen im Garten machen muss, damit sie noch schöner aussehen und noch mehr Ertrag bringen. Wie das Zeug hieß, mit dem er damals immer die Blattläuse von seinen geliebten Pflanzen vertrieb. Und die Ameisen. Was für ein Öl welchen Motor am besten schmiert. Wo ich hingehen muss, wenn das Auto mal wieder kaputt ist. Wie die damals hießen, die wir damals irgendwo getroffen haben. Ob er wirklich mal eine Affäre hatte, wie immer viele, die ihn und seinen bei den Frauen durchschlagenden Charme gekannt haben. Und, dass wäre wohl die Finale Frage gewesen, wie es ihm ergangen ist nach der Wende. Aus der Uniform und den Sitz eines Krankentransporters. „Wie war das?“ hätte ich gefragt, „Was denkst Du darüber?“ Ich werde keine dieser Fragen mehr stellen können. Ich komme zu spät, er ging zu früh.

Ich hätte ihm gerne noch so viel zeigen wollen. Die Atlantik-Küste hätte ihm sehr gefallen, Skandinavien auch. Da wollte er immer hin. Zwei Tage bevor es vorbei war, fragte er unter schwerster Anstrengung, wer mit ihm zu Ostern zum Nordkapp fährt. Das wollte er gesehen haben, bevor sterben sollte. Ich hätte ihm gerne das mit dem Internetz gezeigt. Diese ganzen tollen Sachen, von denen auch ihm ganz sicher einiges gefallen hätte. Er mochte dieses neuartige Zeug nicht, es entsprach nicht seiner Vorstellung von Kommunikation, aber ich war sicher, dass ich ihm das irgendwann mal nahe bringen könnte. „Wirst schon noch sehen“, sagte ich immer. Ich hätte ihm gerne gezeigt, dass der Beruf, den ich gegen seinen Willen in einer zweiten Ausbildung lernte, so wichtig sein kann und notwendig. Hätte ihn gerne bei meiner Hochzeit dabei gehabt. Hätte ihm gerne irgendwann die Zeugnisse seiner Enkeltochter gezeigt, die er nahezu vergöttert hat. Das die Pfirsiche in unserem Garten mindestens genauso groß sind, wie er sie in seinem immer haben wollte und es nie geschafft hat. Und das meine Tomaten viel größer sind als seine damals. Vor allem aber hätte ich ihm so gerne seine zweite Enkeltochter gezeigt, die 10 Monate nach seinem Tod geboren wurde und in die er mindestens genauso vernarrt gewesen wäre, wie in die erste. Einige so aus der Eso-Ecke meinten damals, „Für jeden Mensch der geht, kommt ein neuer.“ Ich weiß bis heute nicht, ob das auch familienintern Geltung haben soll, oder ob da gar vielleicht wirklich was dran ist. So magisch. So tragisch wie auch wunderschön; neues Leben schenken. Er war der vielleicht beste Opa der Welt. Sie wird ihn nicht mehr kennen lernen. Zu spät, er ging zu früh.

Meine Mam, die Frau, die er so liebte, die Frau, für die er die letzten Jahre seines Lebens die beste Krankenschwester war, die man sich nur wünschen konnte, ist daran zerbrochen, auch wenn sie das so nie sagen würde. Ich weiß es, ich sehe es in ihren Augen. Er pflegte sie bis zur absoluten Erschöpfung. Er wollte, dass sie in Würde krank sein konnte. Sie konnte. Das alles wegzustecken fiel ihm nicht leicht. Er trank. Nicht maßlos, aber mehr als gut war für seine von der Hepatitis geschundene Leber. Die Medikamente taten ihr übriges dazu. Er dachte, das wäre okay, fragte extra den Arzt. Auch der meinte, es sei okay. Es war nicht okay – es war zuviel. Vielleicht hätte alles anders laufen können, wenn die Krankenschwester ihn nicht in die Blutvergiftung gespritzt hätte. Vielleicht auch nicht. Außer mir will keiner die Krankenakten einsehen. „Es ändert nichts mehr“, sagen sie und sie haben wohl recht.

Seit dem Tag seiner Beerdigung war ich nicht mehr an seinem Grab. Er hat keines. Er liegt in einem Wald unter einem Baum. Nummer 79. So hatte er es gewollt. Könnte sein, dass ich da nie wieder hingehen werde, ich ertrage es nicht. Wenn mich jemand fragen würde, was der bisher schlimmste Tag in meinem Leben war, würde ich nicht sagen, der seines Todes. Der bisher schlimmste Tag in meinem Leben war der Tag seiner Beerdigung. Es ist nicht die letzte, der ich beiwohnen werde.

Ich habe seinen Tod irgendwie „weggesteckt“, wie man so sagt. Rationell ist das machbar, emotional allerdings weitaus schwieriger, wie ich gerade wieder feststelle. Ich denke nicht mehr täglich an ihn, auch weil es okay ist wie es ist, es gehört zum Leben. Manchmal aber, wenn man an Orte fährt, die man mit ihm gemeinsam besucht hat, wenn man Musik hört, von der man weiß, dass er sie mochte, wenn man isst, was ihm schmeckte, wenn man in seinem geliebten T4-Bulli durch Europa gurkt und immer wenn man auf´s Meer sieht, tauchen diese kleinen schmerzhaften Stiche in der Magengegend auf und machen mich nachdenklich.

Heute wäre er 57 Jahre alt geworden, er hat nicht mal die 55 geschafft. Und ich wünsche mir, er könnte das hier lesen. Er kann es nicht. Ich weiß.

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Eine Page für eine Platte: Beastie Boys – “Ill Communication”

Ich zitiere einfach mal den Marc, weil ich mich da jetzt durchklicken werde. Und das kann dauern.

Am kommenden Freitag erscheint die “Ill Communication” (Remastered Edition) der Beastie Boys auf 2 CDs oder Doppel-Vinyl mit insgesamt 32 Tracks.

Und wie es sich inzwischen für die Beastie Beastie Boys gehört, haben sie auch für die “Ill Communication” (Remastered Edition) eine extra Site gelauncht.

Auf der “Ill Communication” Site, die seit wenigen Minuten ist, könnt ihr alle 32 Tracks in voller Länge hören. Und wieder empfehle ich euch, den großartigen “Root Down (Free Zone Mix)” zu hören!

Ebenso bietet die Site neben vier Musikvideos noch 8 Live-Videos von der Tour in Japan, Fotos, das Google-Earth-Spiel “Ill Comm Earth”, einen Audio-Kommentar als Download sowie die Foto-Spielerei “Sabotage Yourself”. Und natürlich könnt ihr die Remastered Edition in verschiedenen Varianten kaufen.

Kurz: Die Beastie Boys haben sich erneut ne’ richtig geile Site für die Promotion gegönnt.

illcommunication.beastieboys.com

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Plattenspieler als Design-Bombe: Thorens TD 309

Die Schweizer Traditionsfirma Thorens bringt im September diesen Jahres mit dem TD 309 einen Plattenspieler auf den Markt, der neben der sowieso excellenten Technologie des Hauses vor allem durch ein exorbitant grandioses Design zu überzeugen versucht. Absoluter Hingucker, der für mich dennoch nicht in Frage kommt, weil er erstens keinen Pitch mitbringt und zweitens mit 1200 EUR nicht meinem Budget entspricht.

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Roots-Mix by DJ Bricklayer

Roots Time, once again.

a dubbed-out classic reggae mix for all those who praise the most high. best enjoyed with a spliff and a soundsystem.

thanks and praise, everytime.

01. super culture intro — dj bricklayer
02. song to jah — unknown
03. place called africa (version 3) — winston prince
04. covetous man — yabba you
05. runnings — delroy wilson
06. mouth murderer dub — lee perry and the upsetters
07. is it because i’m black? — ken boothe
08. i chase the devil — max romeo and the upsetters
09. wop you wah — lee perry and the upsetters
10. tuesday roots — the lions
11. hail rasta brother hail — the ethiopians
12. all night — damian marley and stephen marley
13. banana walk — dub specialist
14. thin man skank — the lions
15. purify your heart — johnny osbourne
16. lazer dub — lee perry and the upsetters
17. soul shakedown party — bob marley and the wailers
18. freedom — roy richards
19. cha cha — mulatu astatke and the heliocentrics
20. do the reggay — toots and the maytals
21. baby dub — lee perry and the upsetters
22. resting place — burning spear
23. let freedom reign — count ossie

Download via subnav
(via deepgoa)

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Die Große heut beim Frühstück: „Da sterben täglich tausende von Kindern und da werden die Reste eines Tüpen in einem vergoldetem Sarg verbuddelt. Wie bescheuert.“

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