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Autor: Oli

Oli in China#8: Essen für Werbung

Gastbeitrag.
Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einer chinesischen Schule und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

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Im Gegensatz zu vielen Orten in Europa derzeit, ist man in China als Ausländer sehr gern gesehen. Vor ein paar Wochen erst wurde eine kleine Gruppe von uns dazu eingeladen einem Vortrag beizuwohnen. Nur viel mehr wusste erstmal niemand. Also sind wir in Begleitung unseres Shifus und ohne große Erwartungen zu haben, nach Jiaouzuo gefahren.

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Hoch oben in einem Bürogebäude warteten bereits viele Chinesen in einem Tagungsraum auf uns. Als wir den Raum betreten haben und uns setzen wollten, wurden wir mit großem Applaus empfangen. Es wurden sogar extra Stühle freigehalten und wir bekamen jeder eine Flasche Wasser gereicht. Dann hat uns irgendein Firmenchef von der App WeChat einen dreistündigen Vortrag gehalten, auf chinesisch.

Ich weiß nicht worum es genau ging aber der Vortragende sorgte dafür, dass keine Langeweile aufkam. Zumindest bei den Zuhörern die ihn verstehen konnten. Das Publikum wurde ständig dazu animiert im Chor irgendwas zu rufen, es wurde viel geklatscht und dann spielten wir eine art Spiel. Es hat sich dazu jeder von seinem Stuhl erhoben und dem linken Nachbarn die Schultern massiert. Der aus unserer Gruppe, welcher den Shifu hinter sich stehen hatte, hat das Spiel leider nicht so genießen können. Danach haben wir uns allerdings umgedreht und den rechten Nachbarn massiert. Anschließend gab es noch eine kleine Tanzeinlage. Es sind sechs Frauen auf die Bühne gelaufen und haben zu schrecklicher Musik eine art Choreographie vorgeführt. Sie haben dabei lediglich ihre Arme benutzt und sich nicht ein Stück vom Fleck bewegt. Das sei wohl ein traditioneller Tanz, ist aber schon ungewöhnlich, so als aussenstehender.

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Letztlich waren wir wohl nur zur Dekoration da. Am Ende kam es dann trotzdem noch kurz zu unseren „Auftritt“. Dazu sind die wichtigen Personen von der Firma und wir, zusammen auf die Bühne gegangen um für Fotos zu posieren. Also einfach still stehen und lächeln. Und anschließend hat man uns für unsere „mühen“ noch zum Essen eingeladen.

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Dafür mussten wir ein Stück aus der Stadt raus ins Grüne fahren. Uns erwartete so etwas wie ein Ferienresort in dem sich Bungalow an Bungalow reihte und dazwischen standen Obstbäume mit Pfirsichen, Äpfeln und Sträucher voll mit Weintrauben. Dort war für die gesamte Gesellschaft des Vortrages ein Bankett mit großer Bühne, Licht- und Tontechnik etc. aufgebaut. Als sich dann alle versammelt haben, ging das Programm los. Es wurde gesungen, getanzt, und es gab sogar einen Comedyauftritt.

Schon spät am Abend wurde dann das Buffet eröffnet. Dass man vor dem Buffet eine Schlange bildet ist wohl eher so´n westliches Ding. Es sind einfach alle in einem heillosem Durcheinander drauf los gestürmt. Das Essen war kalt und eben Chinesisch. Soll heißen, es war nicht so wie man es als Europäer erwarten würde. Zum Beispiel gab es Kuchen der halt nur so aussah wie Kuchen. Es war mehr krümeliger Pudding mit dem Geschmack von abgestandenem Wasser. Und dann sind die alle an den Pommes vorbei gelaufen. Da kann man nichts falsch machen, dachte ich mir und füllte mir großzügig den Teller. Nur waren die mit Zucker gewürzt, anstatt mit Salz. Habe ich zu spät herausgefunden.

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Als Special wurden Fleischspieße gebracht. Die hat man am Rand des Buffets auf den Grill gelegt um sie nochmal warm werden zu lassen. Da bin ich dran vorbei gelaufen und dachte mir so, dass ich noch ein paar Minuten warte um dann wenigstens etwas warmes im Bauch zu haben.
Zu spät. Sobald sich rumgesprochen hat, dass dort Fleisch liegt, war es auch schon zerrupft und aufgegessen. Das hat keine fünf Minuten gedauert, ohne Rücksicht auf Verluste. Ist jetzt aber nicht ganz so schlimm gewesen. Wir wurden ja darüber hinaus den ganzen Tag lang bewirtet etc. Unser Shifu hat uns sogar erlaubt, dass wir uns zu zweit eine kleine Dose Bier teilen. Also, eigentlich gelbes Wasser mit etwas Schaum drauf. War nicht so der Hit.

Am nächsten Tag hatten wir alle Magenschmerzen, weil wir das wenige Essen nicht vertragen haben. Von daher war´s vielleicht auch gut, dass wir von dem Fleisch nichts abbekommen haben.

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Eine andere Einladung haben wir von der Gesellschaft bekommen, welche die Yuntai Shan Berge verwaltet. Da wurde unsere gesamte Kung Fu Gruppe eingeladen einen neuen Teil des Glasswalk´s zu besuchen. Der Galsswalk ist ein am Rand einer Klippe hängender Pfad aus Glasscheiben. Ist ne menge Spaß darüber zu laufen. Für manchen, nicht für alle. Auf jeden Fall habe ich bereits vorher schon darüber geschrieben, dass wir mal auf dem Glasswalk waren. Allerdings der alte Pfad. Diesmal war das Wetter viel besser und wir waren die ersten, die den neuen Pfad betreten durften.

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Natürlich nur um dort Fotos von uns machen zu lassen. Wir sollten uns in der Schuluniform breit aufstellen und haben dann verschiedene Posen aus dem Kung Fu und Thai Chi halten müssen, bis der Fotograf mit seiner Drohne alle einmal abgelichtet hat. Diese Posen mussten wir bei 34 Grad in der Sonne mehrere Minuten lang aushalten. War nicht ganz so viel Spaß, es sind aber sicher super Fotos geworden. Nur werden wir die bestimmt nicht zu sehen bekommen. Sind ja nicht für uns gemacht worden, sondern für Werbezwecke.

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Danach hat man uns zum Mittagessen eingeladen. Scheint so üblich zu sein. In einem hübschen, kleinem Restaurant unterhalb der Berge war ein Buffet für uns vorbereitet. Ich hatte schon üble Vorahnungen aber diesmal war es echt super lecker und sogar noch warm. Eine willkommene Abwechslung zum Kantinenessen.

Letztes Wochenende kam dann die Anfrage bei einem Filmdreh mitzuwirken. Es durfte nur eine kleine Gruppe von uns mitkommen und ich war zum Glück dabei. Wir sind am frühen Abend ca. zwei Stunden nach Anyang gefahren, in ein 5-Sterne Spa-Resort-Hotel. Wenn man sich die Standards an unserer Schule vor Augen führt, bedeutet das 5-Sterne Hotel einen Jackpot. Und genau das war es auch.

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Dort angekommen, wurden wir zum Buffet geführt und durften uns ordentlich bedienen. Das Essen in der Schule ist zwar nicht schlecht, aber leider ohne groß Nährstoffe und Abwechslung. Von dem Buffet träume ich heute noch manchmal.

Nach dem Essen haben wir zu zweit je ein Zimmer bezogen und sind dann nur mit Bademantel bekleidet zu den Pools gegangen. Dort hatten wir eine Stunde Zeit um in heißen Becken zu relaxen oder ein paar Bahnen schwimmen zu gehen. Könnte man sich dran gewöhnen.

Kurz nach 23 Uhr am Abend (in der Schule liegen wir zu der Zeit schon tot im Bett), wurden wir zu einem Teil der Filmcrew gerufen um die Anzüge anzuprobieren, die wir am Folgetag tragen sollten. Als jeder seinen Anzug hatte, haben wir den Abend noch mit einem Bier an der Bar ausklingen lassen. Ein hervorragender Abend.

Nach einer super Nacht im Hotelbett, wurden wir erst um 8 Uhr morgens unten zum Frühstück erwartet. Durch die Gewohnheit kurz nach 5 Uhr aufzustehen, sind wir jedoch schon um 7 Uhr zum Frühstück gegangen. Da gab es so gut wie alles. Richtiges Brot, war ein tolles Highlight. Darüber hinaus gab es Speck und Ei, Salate, Kaffee, Cornflakes, Joghurt etc. Man konnte sich sogar ein frisches Omelett zubereiten lassen. Das Frühstück war so gut nach zwei Monaten Kantinenessen, dass wir um 8e einfach nochmal zum Frühstück gegangen sind.

Nun aber zur Arbeit. Gegen 9 Uhr hat uns ein großes Taxi abgeholt und zu einem anderen Hotel gefahren. Dort in der Lobby haben wir unsere frisch gewaschenen Anzüge bekommen und wurden von einem Stylisten zurecht gemacht. Mancher mehr, anderer weniger. Nach knapp zwei Stunden warten traf die komplette Filmcrew ein. Das waren ca 30 Leute mit allem drum und dran. Die brachten sehr professionelles Equipment mit und zwei chinesische Schauspieler.

Wir Ausländer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe, darunter war ich, hatte eine „Szene“ an der Hotelbar. Dort haben wir Martini getrunken und in eine Zeitung geschaut. Die zwei Schauspieler saßen neben uns. Wir sollten zu 3. lediglich in die Zeitung gucken, dort einen der Schauspieler entdecken um dann zu bemerken, dass er ja neben uns an der Bar sitzt.

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Alles ganz easy im Hintergrund. Der Martini war echt, und als wir beim 3. Versuch fertig waren, hab ich den auch ausgetrunken. Mann muss nehmen was man kriegen kann. Und bis ich zurück in der Heimat bin, wird das sicher der letzte Martini gewesen sein den ich getrunken habe. Aber auch der leckerste. Nach dem Mittagessen, was wieder sehr gut war, sind wir ins nächste Hotel gefahren, um dort die für uns letzte Szene zu drehen.

Mittlerweile haben wir auch herausgefunden worum es im Film ungefähr geht. Es handelt sich wohl um einen Spielfilm über einen korrupten Politiker. Hätte nicht gedacht, dass man in China einen Film über dieses Thema drehen darf. Wann der wo ausgestrahlt wird oder ob wir je davon etwas zu sehen bekommen, bleibt ungewiss.

In diesem Hotel hat die zweite Gruppe von uns ihre Szene gedreht und dann durften wir auch schon wieder fahren. In deren Szene mussten sie einen Vertrag von dem „korrupten Politiker“ entgegennehmen, bis er dann ganz kurzfristig das Meeting verlassen musste. War auch nach zwei-drei Takes im Kasten.

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Alles in allem haben wir vielleicht 30 Sekunden Screentime gehabt und durften dafür einen super Abend im Luxushotel verbringen und dreimal richtig gut Essen. Hat sich vollkommen gelohnt. Der ganze Drehtag ging von ca. 9-14 Uhr und die meiste Zeit davon haben wir schlicht gewartet. Und Martini getrunken.

So läuft das also in China, wenn man Ausländer ist. Die Leute glauben man bringt ihnen Glück und man wird eingeladen an Feiern oder Eröffnungen teil zu nehmen, um auf möglichst vielen Fotos zu sein. Manchmal ist sogar ein Filmdreh dabei. Dafür gibt’s halt immer mindestens etwas zu Essen. Und eine Abwechslung von der Schulkantine ist jedem willkommen.

Wir waren auch schon bei Eröffnungen von kleinen Shops dabei um für Fotos herzuhalten und der gleichen mehr. Nur will ich nicht über jedes einzelne Ereignis schreiben. Nicht immer ist es so aufregend, oft wartet man einfach nur den ganzen Tag auf einem Hocker und trinkt heißes Wasser. Am Ende gibt’s halt immer was zu Essen. Von daher lohnt es sich schon. Und darüber hinaus kann man solche Ausflüge auch nutzen um sich einen Tag lang vom Training zu erholen.

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Oli in China #7: Tribute und Jiaozuo

Gastbeitrag.
Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einer chinesischen Schule und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

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Meine ersten paar Wochen hier sind rum und haben sich sowohl bezahlt gemacht, als auch ihre Tribute gefordert. Das Training ist von Montag bis Samstag. Jeden Morgen um sechs starten wir mit laufen zum aufwärmen. Danach steht oft Krafttraining an. Dabei konzentrieren wir uns jeden Tag auf eine andere Körperregion. An sich hat das Training am Morgen viel mit Fitnesstraining in der Heimat gemeinsam. Nur wird immer mit dem eigenem Körpergewicht gearbeitet und wir bewegen uns viel koordinativ.

Nach dem Frühstück, um acht Uhr geht’s weiter. Bis auf Mittwoch und Samstag. Am Mittwoch haben wir hier die Möglichkeit ein paar Dinge in der nächstgelegenen Stadt einzukaufen. Am Samstag ist bis um 9:40 Uhr free-training. Ab 10:10 Uhr ist buddha-class. Die ganze Bedeutung des Rituals in der Buddha-Class ist mir noch nicht geläufig, aber ich schreibe noch mehr darüber sobald ich besser Bescheid weiß.

An den regulären Tagen trainieren wir von 8 Uhr bis ca. 9:45 Uhr. Dabei machen wir manchmal sehr akrobatische Übungen wie Jump-Kicks oder Brücken etc. . Ungefähr einmal die Woche nutzen wir knapp eine Stunde von dieser Zeit um uns ausführlich zu Dehnen. Das ist immer mit vielen Schmerzen verbunden, lohnt sich aber.

Um ca. 10:15-11:25 Uhr üben wir oft Faust- bzw. Waffenformen. Als Einsteiger lernt man zuerst zwei Faustformen und danach mit dem Stock umzugehen. Ab einem gewissen Punkt kommt dann der Säbel und wenn man das nötige Talent mitbringt, kann man sich auch eine Waffe aussuchen. Das alles benötigt aber schon ein paar Monate Training.

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Mittagsruhe ist von 12-15 Uhr. Danach ist dann bis 18 Uhr Training bzw. chinese-class. Im Moment gehe ich noch zum Chinesischunterricht. Ich will aber bald zum Full-Day-Training wechseln. Wenn dann genug Leute nachmittags Thai Chi machen, würde ich das dem anstrengendem Kung Fu Training vorziehen. Thai Chi ist auch anstrengend aber treibt den Puls nicht so sehr in die Höhe.

Am Freitag oder Samstag, je nach dem, nutzen wir morgens die Zeit um eine Thai Chi oder eine Chi Gong Form zu lernen. Das hängt vom Shifu ab. Beides sind eher langsamere Bewegungen, wobei Chi Gong sehr kraftvoll ist und Thai Chi eher fließend. Nachmittags machen wir an einem der beiden Tage auch einen „Langlauf“. Das sind knapp 8-10 Kilometer die wir durch die Dörfer hier in der Gegend joggen. Immer an den Bergen entlang ist es sehr schön. Nur sind hier im Moment um die 36 Grad. Da macht das nicht ganz so viel Spaß.

Auch Verletzungen bleiben nicht aus. Es kommt häufig vor, dass man sich einen Muskel zerrt oder einklemmt. Zumindest bei mir. Allerdings bleiben die Schmerzen nur ein, bis maximal zwei Tage und sind danach verschwunden. Schmerzen in den Gelenken bleiben gerne etwas länger und brauchen mehr ruhe. Der Muskelkater ist in den ersten zwei Wochen am schlimmsten. Danach hat man noch immer welchen aber man merkt´s nicht mehr so doll. Generell regeneriert man sich hier etwas schneller als in der Heimat, würde ich sagen. Das liegt vielleicht an der vielen Bewegung und dem täglichen dehnen.

Aber wenn man nach einem Sprungkick umknickt und sich den Knöchel verstaucht, so wie ich vor ein paar Wochen, ist das schon shice. Da hatte ich neun Tage Zwangspause. Ich konnte noch immer Sit-Ups und Liegestütze machen, aber viel mehr eben nicht. Der Shifu hat sich jedoch sehr gut um mich gekümmert. Er hat mir gesagt was ich zu tun habe, damit sich der Knöchel schnell wieder regeneriert. Nach ein-zwei Tagen hat er eine Creme besorgt, mit der er mein Bein vom Knie bis zum Fuß „massiert“ hat.

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Die Creme hat ja schon gebrannt, aber bei der Massage habe ich mich vor Schmerzen nassgeschwitzt. Nach den 20-30 Minuten war ich total durch. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal so gejammert habe, aber den Knöchel verstauche ich mir so schnell nicht nochmal. Da schneide ich mir eher den Fuß ab, als mich nochmal vom Shifu „massieren“ zu lassen. Noch am Abend sind die beanspruchten Beinpartien blau geworden. Hat aber geholfen.

Er hat mich angewiesen mit dem Fuß nicht aufzutreten, darum habe ich mich in der Zeit auf einem Bein springend fortbewegt. Nach neun Tagen konnte ich wieder mitmachen. Mit dem Laufen gehen habe ich noch eine Woche länger gewartet. Alles in allem hat mir der Shifu schon sehr gut geholfen. So wirklich blöd war nur, dass ich einen Sonntag nicht mit in die Stadt gehen konnte.

Sonntags ist frei. Da dürfen wir eine Stunde länger schlafen, und nach dem Frühstück die Schule verlassen um in die Großstadt zu gehen.Jiaozuo

Letzte Woche war es sehr schön dort. Wir haben uns morgens in ein Coffeeshop gesetzt der ein wunderschönes, fast schon westliches Ambiente hat. Und einen Affen. Der Affe war recht schüchtern aber scheint dort zu leben. Der Shop erstreckt sich über drei Etagen und wir waren fast die einzigen Gäste aber sowas sieht man schon nicht alle Tage. Leider war es recht dunkel, sodass ich von dem Affen kein Bild machen konnte. Kommt aber sicher noch.

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Darüber hinaus nutzen wir die Zeit in der großen Stadt um ein bisschen einzukaufen. In der Kleinstadt bei unserer Schule gibt es nicht immer alles zu holen, hier allerdings schon. Der große Supermarkt in Jiaozuo ist zu vergleichen mit Real und was es in Deutschland nicht sonst noch alles gibt. Die Produkte sind natürlich Chinesisch. Käse habe ich keinen gesehen, aber Milch gibt es immerhin. Was fehlt, ist richtige Schokolade. Also die Schokolade hier ist sicher auch richtige Schokolade, aber sie schmeckt halt anders. Irgendwie nicht richtig. Ein paar Sachen aus dem Westen gibt es auch, aber da sie importiert sind, sind sie auch sehr teuer. Dafür sind die Früchte wunderbar groß und saftig. Solche Äpfel und Mangos wie hier habe ich in der Heimat noch nicht gesehen. Ach, und die Gurken sind hier krumm. Nurmalso.

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Die anderen Ausländer holen sich aus der Stadt gerne auch Souvenirs für ihre Liebsten und kaufen sich Schwerter und andere Waffen (allesamt nicht scharf) für´s Training und als Andenken. Ich steh nicht so auf Waffen und werde mir im Schulshop etwas günstiges holen, sobald ich das brauche. Aber mein persönliches Highlight ist, dass wir zum Mittag zusammen im Restaurant klassisch chinesisch essen gehen. Man kennt uns bereits und wir saßen bisher immer an einem großen, runden Tisch mit Drehscheibe in der Mitte. So ist das hier üblich. Der von uns, welcher am besten Chinesisch sprechen kann, bestellt für alle etwas zu Essen. Das wird dann auf Platten gereicht und auf der Drehscheibe platziert, sodass sich jeder davon etwas nehmen kann. Das ist fantastisch. Die Gerichte schwimmen überwiegend im Öl, sind aber sehr lecker. Und Hühnchen, also Proteine, bekommen wir hier auch.

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Man kann so ziemlich alles in der Stadt kaufen. Es gibt auch einen großen Markt und die Geschäfte haben sieben Tage die Woche geöffnet. Darüber hinaus ist es sehr laut. Die Mitarbeiter der Geschäfte stehen mit Mikrofon und Anlage vor ihren Shops und versuchen lauter zu sein als ihre Nachbarn. Dieses Geschrei ist manchmal mit poppiger Musik unterlegt und die Boxen sind zu 90% übersteuert oder kaputt, sodass eine sehr abstoßende Geräuschkulisse entsteht.

Was man als Ausländer auf gar keinen Fall in der Stadt machen darf, ist sich von den Einheimischen anhalten zu lassen um ein Foto mit ihnen zu machen. Ich habe die Erfahrung bereits machen müssen. Einmal „ja“ gesagt, ein Selfie mit der jungen Familie gemacht und es gesellen sich noch mehr Passanten hinzu. Immerhin bilden sie eine Schlange, aber man kommt halt so schnell nicht wieder weg. Es ist schwer bei dem nächsten „nein“ zu sagen, wenn vorher zig Leute ein Foto mit dir haben machen dürfen. Aber das lernt man. Man muss es lernen.

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Um den Bogen zu Ende zu spannen, besagten Sonntag saß ich in der Schule, da ich mit dem Knöchel noch nicht weit laufen konnte. Aber so allein in meinem Zimmer zu sitzen und vom Essen zu schreiben ist nicht unbedingt das aufmunterndste. Was würd‘ ich nicht alles für’n Schnitzel geben. Oder für ein paar leckere Kartoffeln, Pizza, Döner. Ich darf gar nicht darüber nachdenken. Nutella..

Das Essen an der Schule ist so ziemlich jede Woche das selbe. Dienstag gibt es zur Abwechslung Nudeln. Donnerstag Bauzi (gebackene Brötchen, gefüllt mit Fleisch oder Gemüse). Aber das war es dann auch schon. Sonst immer Reis mit gedünstetem Gemüse. Abends die Reste vom Mittag. Es ist nicht so dass mir das Essen zu den Ohren heraus kommt, aber etwas Abwechslung wär schon super. Nach dem Training bin ich immer sehr hungrig, da freue ich mich auf das Essen. Schmeckt ja auch okay. Hält allerdings nur ein paar Stunden vor, da Kohlenhydrate fehlen. Danach bekommt man schnell wieder der Hunger.

Und so sitzt man dann allein am Sonntag in seinem Zimmer und macht sich Gedanken über das Essen.

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Oli in China #6: Yuntai Shan Mountain 2/2

Gastbeitrag.
Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einem chinesischen Kloster und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

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Hier kommt der aufgeschobene 2. Teil unseres Ausfluges nach Yunati Shan.

Die zweite Tour ins Gebirge haben wir wieder nach dem Training und anschließendem Frühstück in Angriff genommen. Diesmal war das Wetter etwas besser als am Vortag. Wir sind mit dem Bus die Serpentinen hoch, als gäbe es kein morgen mehr und der Fahrer war entweder sehr mutig oder sehr routiniert. Man weiß es nicht. Die Fahrt allein war aber schon ein Erlebnis. Und dazu das Licht der Morgensonne welches sich seinen Weg durch die Klippen bahnte. Wunderschön anzusehen, unmöglich mit einer Kamera einzufangen.

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Der Bus fuhr natürlich nicht ganz nach oben. Die letzten knapp 2000 Treppenstufen mussten wir schon allein rauf. Ein paar davon dann wieder runter um weiter zu kommen, nur um irgendwo an anderer Stelle weitere Treppen zu steigen. Es soll das Training schließlich nicht vernachlässigt werden. Und darüber hinaus hat sich der Aufstieg vollkommen gelohnt.

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Am höchsten Punkt (ca. 1290m) war ein Tempel in dem Mönche leben und heute noch (wir vermuten) den Daoismus pflegen. Es gab fast überall einen Shop in dem man Tinnef kaufen konnte, was ein bisschen die Atmosphäre versaute. Aber das Gebiet ist halt fast vollkommen touristisch erschlossen, was will man da erwarten. Darüber hinaus war der Tempel nur zur Hälfte für Touristen zugänglich und die andere Hälfte war gesperrt, in der leben die Mönche. Der für uns zugängliche Bereich bestand aus drei Gebäuden, angeordnet wie auf einem drei-Seiten-Hof.

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In jedem der Gebäude fanden sich drei Schreine und es saß je ein Mönch am Eingang und Meditierte oder schlug einen kleinen Gong. Ich glaube hauptsächlich achteten sie darauf, dass von innen niemand Fotos macht. Das war in fast allen Gebäuden verboten. Vor den Schreinen konnte man dann Beten oder „Opfer“ in Form von Geld, Obst oder Süßigkeiten darbieten.

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Um weiter zu gehen, mussten wir ein gutes Stück Berg wieder über Treppenstufen hinab um dann auf Waldwegen zu den Klippen zu kommen. Unterwegs gab es noch ein paar kleinere Tempelanlagen in denen (wie im Film) alte Mönche mit langen weißen Bärten beteten oder kleine Gongs läuteten. Am Rand der Berge war der Glass-Walk. Dort konnte man an einer Klippe entlang auf Glasplatten laufen. Nichts für jedermann und leider hat sich bis dahin der Smog wieder verdichtet, sodass man so weit nicht gucken konnte. Von der Schule aus kann man die Anlage um den Glass-Walk herum sehen. Aber anders herum konnten wir von dort aus die Schule nicht sehen, da sie im Smog verschwunden war.

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Ich habe es mir dann zur Aufgabe gemacht mich in den Selfie-Fotos der einheimischen unter zu bringen, was immer sehr begrüßt worden ist und eine menge Spaß gemacht hat.

Das alles hat schon den halben Tag gedauert und es waren auch wirklich viele Treppenstufen. Abends waren wir wieder zurück in der Schule und heilfroh dass kein weiteres Training mehr stattfinden würde.

Apropos, die Sache mit dem Restaurant am ersten Tag konnten wir so nicht auf uns sitzen lassen. Wir sind zwar in ein anderes Restaurant zum Mittag gegangen, aber die hatten eine für Ausländer weitaus übersichtlichere Karte. Es ist trotzdem immer spannend das erste mal irgendwo zu bestellen. Denn man kann sich nie richtig sicher sein was am Ende auf dem Tisch landet.

Am Ende sind wir an diesem Tag noch viel mehr Treppen gestiegen als am vorherigen. Aber eben nur viel mehr Treppen bis dahin. Verglichen mit Shaolin war das noch easy. Dazu später mehr.

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Oli in China #5: Kindertag

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Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einem chinesischen Kloster und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

Hier wollte ich eigentlich an den Ausflug nach Yuntai Shan anknüpfen, aber aus gegebenen Anlass schreibe ich vorher vom Kindertag in China. Als Cliffhanger sozusagen. Yunati Shan 2/2 folgt aber bald.

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In China ist genau wie in Europa am 1. Juni Kindertag. Bei uns an der Schule wurde der auch groß gefeiert. Im Chinese-Style. Ein Abend vor dem 1. Juni kündigten sich irgend welche Leute von der Regierung an uns zu besuchen. So wurde das ganze vorbereitete Programm für den Kindertag einfach einen Abend vorverlegt. Es standen auch ganz kurz viele, teure Autos auf dem Hof und oben in der Turnhalle waren alle sehr aufgeregt. Aber die hohen Gäste sind so schnell wie sie gekommen waren auch wieder gefahren. Sie hätten keine Zeit mehr hieß es, doch das Programm startete dann einfach ohne die Gäste.

Es waren alle Schüler der Schule anwesend, Hausmeister, Küchenfrauen die Shifus und Lehrerinnen, manche mit ihren kleinen Familien, etc. Die Lehrerinnen gibt es, weil die Kids natürlich auch Unterricht haben. Sie lernen hier lesen, schreiben, rechnen und so. Es ist für die wie eine Art Gymnasium mit Kung Fu, Thai Chi, San Da etc.

Der Abend begann mit einer Kung Fu Vorführung der Schulbesten und anschließendem Stöckchen zertreten, Metall zerhauen etc. Danach haben wir Ausländer etwas vorbereitet. Wir sind zwei Klassen im chinesisch Unterricht und aus meiner Klasse haben sich nur zwei Leute gefunden um den Song „Lemon Tree“ auf chinesisch Vorzutragen. Mit Playback. Die Anlage war hoffnungslos übersteuert und die Mikrofone zum Glück auch von nicht so guter Qualität. Das war sicher unser Glück, man konnte meinen Mitschüler und mich kaum verstehen und die Kids haben irgendwann trotzdem mit geklatscht. Die andere Klasse hat auf Deutsch, Französisch und Englisch über das Training gerapt. Das kam sogar noch viel besser bei den Kids an.

Mein persönliches Highlight waren aber die Lehrerinnen, die sich im Duett auf der Bühne messen mussten. Die Kids waren dabei die Jury und haben ihren Favoritinnen Plastikrosen zugeworfen. Stellt euch sowas mal in Deutschland vor. Unmöglich, würde ich sagen. Wer am Ende mehr Rosen hatte, hat gewonnen. War aber irgendwie auch egal. Eine Siegerehrung gab es nicht. Der Spaß stand im Vordergrund.

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Das Banner im Hintergrund hängt da wohl schon seit Jahren. Warum es auch abnehmen, ist ja schließlich jedes Jahr wieder Weihnachten und Neujahr.

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Dann waren die Kids an der Reihe um als Sänger, Theater- oder Tanzgruppe aufzutreten. Selbst die ganz kleinen haben mitgemacht. Ein Spiel in dem man Ballons an den Beinen befestigte und diese beim Gegner zertreten musste, gab es auch. Gegen 9e war die Veranstaltung vorbei und alle sind sehr müde aber ich denke glücklich ins Bett gegangen.

Am Kindertag direkt hat dann die komplette Schule einen Ausflug zum Tempel am Fuße der Yunati Shan Mountains gemacht. Sie sind dort hingelaufen, weshalb ich in der Schule bleiben musste, da ich mir ein paar Tage vorher den Knöchel beim Training verstaucht habe. Darüber schreibe ich aber noch. Nächste Woche kommt erstmal Yuntai Shan 2/2.

Grüßchen

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Oli in China #4: Yuntai Shan Mountain 1/2

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Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einem chinesischen Kloster und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

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Letzten Freitag und Samstag sind die meisten von uns Europäern nach dem Frühstück aufgebrochen um in die nahegelegenen Berge zu gehen. Das sind die Berge die man hinter der Schule sehen kann, wenn klares Wetter ist. Die Yuntai Shan Mountains sind das beliebteste Tourismusgebiet für die chinesische Bevölkerung. Sie kommen aus dem ganzen Land her um sich das unter dem Schutz der UNESCO stehende Gebirge anzuschauen.

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Wir waren dem nach die einzigen Europäer dort. Am Freitag war recht viel Smog in den Bergen, sodass wir beschlossen haben erst die Gegenden am Fuß der großen Klippen zu durchforsten und uns die Bergspitzen für den Samstag aufzusparen.

Generell macht das Gebiet unten am Berg eher einen tropischen Eindruck. Es ist feuchtwarm und alles sehr grün. Soweit ich bisher schon in China unterwegs war, gibt es eins das mann überall finden kann. Das ist Müll. Hier in den Bergen allerdings achten die Parkwächter sehr auf Sauberkeit und die Leute respektieren das zum Großteil auch.

Unsere erste Tour führte den Makake-Pfad entlang. Dieser leitete uns eine weile über viele, viele Treppenstufen, immer weiter nach oben bis wir die Affen sahen. Umringt von beeindruckend steil abfallenden Klippen, saßen die Affen erst in Käfigen und dann an Ketten in einer Art Clownsshow. Das war sehr enttäuschend. Sie mussten Kunststücke machen, während ein Dompteur Kommandos gab. Nun, sie konnten besser chinesisch verstehen als ich und werden sicher auch gut gefüttert aber der Anblick war nicht das was man erwartet hat. Wir konnten uns das nicht all zu lange angucken und sind bald wieder umgekehrt. Auf der anderen Seite haben Mitschüler die schon im Winter hier waren berichtet, dass es auch wilde Makaken in diesen Wäldern gibt und sie dir alles aus dem Rucksack klauen was du hast, wenn du ihn nur einmal öffnest.

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Danach sind wir entlang eines Baches einen zerklüfteten Pfad gefolgt um seine Quelle zu finden. Das war wiederum sehr schön. Wirkt natürlich viel besser wenn man dort ist als auf den Bildern.

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Generell allerdings ist recht wenig Wasser geflossen. Es gab auch einen halb ausgetrockneten Fluss im Tal. Die Dürre die hier manchmal herrscht ist mit ein Grund für den armen Zustand der Menschen die in Henan leben. Solche Dürren und ausgetrocknete Flussbecken wechseln sich manchmal innerhalb einer Woche mit starken Regenfällen und Überflutungen ab. Darüber hinaus wird ein Großteil des Stroms in der Gegend durch Kohlekraftwerke erzeugt, sodass der Regen hier recht sauer ist.

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Zum Mittag sind wir mit dem Bus in das Tal zurück gefahren um dort in einer kleinen Touristenstadt zu essen. Wir (ca. 12 Leute) sind in ein Restaurant gegangen, haben uns an einen großen, runden Tisch gesetzt und einen Blick in die Karte geworfen. Nur um festzustellen, dass wir sie nicht lesen konnten. Die anderen Restaurants in denen wir bisher waren, hatten immer Bilder vom Essen in den Karten gehabt. Wir haben dann kurz abgestimmt ob wir einfach ins Blaue bestellen oder woanders hingehen.

Unter dem Protest der Kellnerinnen sind wir dann in eine Art Fast-Food laden um die Ecke gegangen. Nicht gerade die Art mit der man sich Freunde macht, aber es gibt nun mal so crazy Essen in China, dass wir das Risiko blind zu bestellen lieber nicht eingehen wollten. Der andere Laden hatte gefühlt nur zwei Gerichte und ganz schlechte Popsongs von chinesischen Boy- bzw. Girlgroups auf einem Flatscreen im Angebot. Die Popmusik hier hört sich nicht anders an als die im Westen der Welt. Nur die Sprache ist halt ne andere. Und ich glaube Boy-/Girlgroups etc. gibt es hier schon seit den 2000ern nicht mehr. Damit waren wir aber erstmal zufrieden.

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Die letzte Tour für den Tag haben wir durch das Red-Valley gemacht. Eine Schlucht in die ein Weg durch das rote Gestein gehauen wurde. (Ich bin mir unsicher ob nicht auch ein paar künstliche Steine dabei waren.) Dort entlang konnte man in schwindelerregender Höhe einem Fluss und mehreren Wasserfällen folgen. Wahrscheinlich ist das Wasser dafür extra hoch gepumpt worden. Aber sicher sein kann ich mir nicht. In all den anderen Flüssen die ich hier bisher gesehen habe, floss nur sehr wenig bis gar kein Wasser. Es sah in jeden Fall recht schön aus.

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Ach, eine Attraktion habe ich ganz vergessen zu erwähnen. Das waren wir. Die Menschen dort scheinen noch nie eine „Langnase“ (einen Ausländer) gesehen zu haben. Wir sind auf so vielen Urlaubsfotos von Familien mit drauf, dass man sich ganz prominent fühlte. Manche machten heimlich Bilder von uns, andere fragten uns freundlich und wieder andere machten ganz ungeniert Fotos und stellten sich dabei „zufällig“ vor oder neben uns. Das war schon ein bisschen verrückt aber auch lustig. Irgendwie ist das ja auch eine Art mit den Einheimischen in Kontakt zu treten.

Alles in allem war das ein sehr schöner Tag gewesen in dem wir viele Treppen steigen mussten. Aber so richtig viele Treppenstufen standen uns am nächsten Tag erst noch bevor…

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Oli in China #3: Easy angekommen

Gastbeitrag.
Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einem chinesischen Kloster und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

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Die erste Nacht war schon um 5:30 Uhr zu ende. Um 6 standen wir alle auf dem Hof, unseren Gruppen zugeordnet, in einer Reihe. Jede Gruppe von Schülern hatte ihren Shifu der mit ihnen leichte Aufwärmübungen machte.

Nach dem Warm-Up liefen wir, jeder in seiner Gruppe, vier Runden um den Hof. Eine fünfte davon rückwärts. Danach ging meine Gruppe hoch in die Turnhalle und hat eine Stunde lang situp´s in verschiedenen Variationen gemacht. Irgendwo bei 500 habe ich aufgehört zu zählen.

Zum Frühstück gab es dann eine komische Nudelsuppe mit Algen und trocken Brot. Für mich dann also nur trocken Brot. Bzw. habe ich die Nudelsuppe auch probiert, aber das war nicht so mein Fall. Essen wegwerfen sollte man nicht, sonst muss man eventuell Liegestütze machen. Das macht es schwierig dinge zu probieren. Wenn es nicht schmeckt, sollte die Schüssel hinterher trotzdem leer sein.

Gegessen wir übrigens mit Stäbchen. Darum ist es auch meine Hand in der ich den ersten Muskelkater verspüre. Danach dann der Bauch. Man kann sich auch Besteck mitbringen oder welches in der Stadt kaufen, aber das ist für Pussys ich beiß mich lieber durch.

Mein Glück am ersten Trainingstag war, dass wir Europäer nach dem Frühstück in die nächstgelegene Stadt fuhren durften um ein paar Dinge einzukaufen, anstatt gleich voll mit dem Training zu beginnen. Hier in der Provinz Henan sind die Menschen recht arm. Und in dem ca. 20 Minuten mit dem Taxi entfernten Ort, bekommt man das auch zu spüren. Sowieso eigentlich überall. Die Menschen sind aber alle sehr nett. Sie lächeln viel und winken einem zu. Manche tippten sich auf ihre Nase, während sie im vorübergehen ihre Augen von meiner nicht lassen konnten. Da bin ich mit meiner Nase auch nicht gerade unauffällig.

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In dem Ort gingen einige von uns zur Massage, andere liefen einfach nur durch die Gegend. Ich hielt mich an einen Trainingskollegen aus Deutschland der schon etwas länger hier war und ließ mir ein bisschen die Feinheiten beim Einkaufen erklären. Er zeigte mir die Straßenhändler welche die besten Kekse machen, wo man am besten frisches Obst her bekommt und so weiter. Ich persönlich würde davon abraten Fleisch auf dem Markt zu kaufen. Es liegt dort einfach auf einem Holztisch. Die Verkäufer sind zu zweit, vielleicht weil sie sonst der Fliegen nicht Herr werden.

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Der Metallkasten hinten auf dem LKW ist übrigens ein Fleischwolf. FYI

In dem Supermarkt war erstmal Stromausfall, weshalb wir im dunkeln „einkauften“. Aber das schien sowieso irgendwie normal zu sein und war auch gar nicht so schlimm. Denn sobald das Licht wieder an war, konnte ich ja noch immer nicht lesen was auf den Verpackungen stand. Mein Trainingskollege zeigte mir wo ungefähr was drin war, sodass ich ein paar Kleinigkeiten einkaufen konnte. Marmelade für die trockenen „Brötchen“, Obst für die Nährstoffe, Weizen, Nüsse etc.
Ich schreibe bewusst die Brötchen in Anführungszeichen, da diese eher an Germknödel erinnern als an Brötchen, so wie wir sie kennen. Sind ganz weich, grau, ohne Kruste und Geschmack.

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Wir sollten spätesten um 15 Uhr zurück sein, sind aber schon kurz nach 10 wieder da gewesen. Das bedeutete, dass wir etwas Freizeit hatten. Also schlief ich bis zum Mittag mein Jetlag aus und dann bis 15 Uhr nochmal. Ab 15 Uhr hatte ich meinen ersten Sprachunterricht, also wieder kein Training.

Man arbeitet sich zusammen mit einer Englisch sprechenden Lehrerin durch ein Lehrbuch und lernt dann noch ein paar Vokabeln. Das ist aber nicht so einfach. Die Wörter sind in Silben aufgeteilt. Jeder Vokal in diesen Silben kann vier verschiedene Betonungen haben und für jede Variante gibt es dann meistens ein eigenes Zeichen. Also lernt man nicht nur Vokabeln, sondern auch die richtigen Betonungen. Und von den Schriftzeichen will ich gar nicht erst anfangen. Satzbau hatten wir bisher noch nicht behandelt. Aber es gibt sicher einen. Glaube ich.

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Man kann anstatt dessen auch „full-day-training“ machen aber dann hat man keinen Sprachunterricht, was ich bedauern würde. Darüber hinaus möchte ich meinen Körper in der ersten Zeit gerne etwas an das training gewöhnen, bevor ich full-day mit einsteige. Zumal ich etwas vorbelastet bin was mein Knie angeht. Dazu sagt mein Shifu, dass fast jeder der aus Deutschland kommt etwas am Knie hat. (Funfact?!) Es kommt hin und wieder vor, dass Schüler vorzeitig zurück in die Heimat müssen, da sie sich beim Training verletzt haben etc. Dem will ich vorbeugen.

Nach dem Abendessen war freies Training angesagt. Eine paar Leute aus meiner Gruppe haben mir gezeigt was sie gerade trainieren und was ich sonst so alles können/wissen muss. Generell ist es eine gute Voraussetzung recht beweglich zu sein wenn man hier her kommt. Das hilft einem viel und erspart ein paar schmerzen (aber längst nicht alle). Fit wird man schon von ganz alleine, da kommt man auch gar nicht drum herum. Ist ja auch gut so.

Alles in allem war der Mittwoch damit recht easy, ich hatte Zeit um anzukommen, nur morgens eine Stunde lang hartes Training. So easy sollte es aber nicht bleiben…

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Oli in China #2: Ankunft in China

Gastbeitrag.
Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einem chinesischen Kloster und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle seiner Texte.

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Ich wurde am Flughafen von einem Mann abgeholt der ein Schild mit meinem Namen hoch hielt. Der konnte leider nur chinesisch sprechen, weshalb wir nicht mehr als ein freundliches „hello“ miteinander wechselten. Nach meiner Ankunft telefonierte er kurz mit dem Handy und ein weiterer Mann gesellte sich zu uns. Der konnte aber auch kein englisch. So begleiteten mich die beiden schweigend durch den Flughafen in die Tiefgarage. Wir stiegen in ein Auto ein und fuhren eine gefühlte Ewigkeit durch die Gegend. Ich dachte kurz, dass ich vielleicht bald eine Niere würde hergeben müssen. Aber nach zwei Stunden holten wir eine junge Frau ab die Englisch sprechen konnte. Sie arbeitet im Büro der Schule in der ich trainiere. Ab dem Zeitpunkt an machte ich mir um meine Organe keine Sorgen mehr, sondern nur noch um den Straßenverkehr. Es gibt zwar Fahrbahnmarkierungen, aber die hat man offensichtlich nur zu Dekorationszwecken aufgemalt. Niemand hält sich daran, wir mussten mehreren Geisterfahrern ausweichen. Viele davon LKW´s. Darüber hinaus scheinen die Leute immer mit einer Hand an der Hupe zu fahren. Ist vielleicht auch nicht so schlecht, wenn man ein Auto von links und rechts gleichzeitig überholt, dass beide Autos während des Überholvorganges fast durchgehend hupen. (Das ist besonders auf einspurigen Strecken ein echtes Erlebnis.)

Ich bin in Zhengzhou, einer 8,5 Millionenstadt gelandet. Doch von so vielen Menschen war wenig zu spüren. Wir waren fast immer auf den großen Hauptstraßen unterwegs, und abgesehen von quasi nicht vorhandenen Verkehrsregeln ist es dort nicht voller als auf Berlins Straßen. Etwas ausserhalb haben sie Wohnparks errichtet. 10-25 Häuserblocks mit mehr als 20 Stockwerken. Und das alle paar Kilometer während der gesamten Tour zur Schule. Keines der Gebäude war fertig, aber man hat scheinbar noch viel vor. Ich hätte euch gerne ein Bild davon gemacht aber die waren durch den Smog alle sehr verschwommen und schlecht zu erkennen.

In der Schule angekommen, begrüßte mich mein Shifu und zeigte mir mein Zimmer.
Nachdem wir dann ein bisschen Bürokratie erledigt haben, gab es auch schon Abendbrot. Ich bekam meine eigene Reisschüssel mit Stäbchen und lernte die anderen Schüler aus Europa kennen. Sie kamen/kommen aus Kroatien, Tschechien, Belgien, Österreich, Frankreich, England ect. Alle sehr nett. Man kann kommen und gehen wann man mag. Da gibt es keine Zeiten oder Regularien. Auch das Alter ist im Grunde genommen egal. Wer unter 18 ist, braucht einen Betreuer. Unser ältester ist kurz vor der 40 und schlägt sich hier sehr gut.

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Meine Hälfte vom Zimmer.

Die Schüsseln müssen wir nach dem Essen mit kaltem, klarem Wasser ausspülen und auch sonst scheint es mit der Hygiene nicht all zu weit her zu sein. Die chinesischen Kids spucken irgendwie überall auf den Boden. Ob im Flur, auf dem Hof, sogar in der Kantine. Eine 3 Sekunden-Regel für Essen oder Stäbchen die auf den Boden fallen gibt es hier also nicht. Auch das Obst, wie Äpfel oder ähnliches, sollte man immer schälen. Die sind zwar unsagbar groß und lecker, aber nur weil die so stark gespritzt werden. Aus dem Grund der etwas „anderen“ Hygiene und den neuen Gewürzen im Essen sagten mir die anderen, dass ich schon bald krank werden würde. Genau wie alle anderen vor mir auch schon. Tolle Aussichten, aber bisher geht es mir noch gut.

Mein Zimmergenosse hat mich dann kurz über ein paar Regeln hier aufgeklärt. Wir haben immer das Bett zu machen, das Licht zu löschen, die Klamotten ordentlich zusammen zu legen ect.
Wenn man sich nicht im Zimmer befindet aber zum Beispiel gerade sein Handy lädt, nimmt es der Shifu weg. Man kann sich sein Handy dann gegen 100 Liegestütze wieder zurück holen. Und das Ledergerät für nochmal 100. Wenn man zu spät zum Training kommt: Liegestütze. Wenn man Essen wegwirft: Liegestütze. Wenn das Zimmer unordentlich ist: Liegestütze. Wenn man beim verlassen des Zimmers das Licht an lässt: Liegestütze. Ect. Bisher hatte ich Glück. Die Liegestütze die wir während des Trainings machen, reichen auch vollkommen aus.

Nach meiner ca. 21 Stunden langen Reise, bin ich auch gleich ins Bett und habe so tief geschlafen, wie schon lange nicht mehr. Um 5:30 klingelte der Wecker…

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Das Gebirge hinter der Schule. Yuntai Shan Mountain.

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Oli in China #1: Reis(-ebericht)

Gastbeitrag.
Oli ist ein guter Kumpel, Feiergeselle und immer Quell der Freude, wenn wir uns mal sehen. Jetzt ist er für ein Jahr in einem chinesischen Kloster und macht dort was mit Kung Fu, Meditation und lernt Chinesisch. Ich habe keine Ahnung, was genau da passiert und bat ihn auch deshalb bei mir im Blog über seine dort gemachten Erfahrungen zu Schreiben. Hier finden sich alle ihrer Texte.

Aufgrund einer Verletzung konnte ich mehrere Jahre lang keinen Sport treiben. Nach dieser Zeit habe ich mich allerdings sofort im Fitnesscenter angemeldet und ein Probetraining vereinbart.
Dort angekommen, fragte mich der Trainer was ich mir von dem Training versprechen würde. Ich sagte ihm dass etwas Muskelkater am nächsten Tag doch sehr schön wäre. Und er lächelte.

Innerhalb einer Stunde hat der mich so fertig gemacht, dass ich kaum noch meine Wasserflasche zum Mund führen konnte. Und die war schon halb leer. Nach diesem Training, hatte ich knapp zwei Wochen lang den Muskelkater meines Lebens. Aber nur den Muskelkater meines Lebens bis jetzt.

Und somit: Willkommen in China.

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Da bin ich nun in der Yuntai Shan International Culture and Martial arts School in einer der ärmsten Provinzen Chinas, Henan. Hier trainiere ich im Moment mit knapp 20 anderen Europäern aus den verschiedensten Ländern und ca. 200 chinesischen Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis ca. 16 Jahren.

Heutzutage kommt man als junger Mensch kaum um ein Auslandsjahr herum. Australien, USA und was es sonst nicht alles gibt, war mir zu ausgelutscht. Zumal man dort ja irgendwie dann auch arbeiten muss. Und so richtig weg ist man auch nicht. Nicht mein ding. Ich habe eine Alternative gesucht und bin mit Hilfe des Internets auf die Idee gekommen eine Zeit lang in China zu trainieren. Mal was anderes machen.

Die meiste Zeit trainiere ich an der Schule Kung Fu, habe jeden nachmittag Sprachunterricht, einmal die Woche Thai Chi und Freitags buddhistische Lehren und Meditation.

Der Tag beginnt um 6 Uhr am Morgen. Alle Schüler treffen sich auf dem Hof in ihren Gruppen und bilden Reihen. Die chinesischen Kids stehen der Größe nach in Blöcken mit bis zu 30 Jungen und Mädchen. Wobei es viel mehr Jungs sind. Im Training sind die Gruppen gemischt. Wir, die Ausländer, haben zwei größere Gruppen in denen wir jeweils in Zweierreihen antreten. Dann kurzes Meeting mit dem Shifu (Trainer), warm up, laufen, trainieren.

Um 7:20 gibt es Frühstück, um 8 wird wieder trainiert.

Vor dem Mittag (um 12) haben wir ungefähr 20 Minuten Pause. Manchmal nur 10 Minuten, manchmal nur 3. Danach hat man bis zum nächsten Meeting um 15 Uhr etwas Freizeit. Aber wenn man schon um 5:30 aufgestanden ist, und seit 6e trainiert, geht man in dieser Zeit am besten schlafen.

Ich habe ab 15 Uhr Sprachunterricht gewählt. Der geht bis 18 Uhr. Man kann stattdessen auch trainieren. Aber in der ersten Zeit will ich mir so viel auf einmal nicht antun.

Um 18:30 dann Abendbrot und ab 19:10 wieder Training für alle. Es nennt sich „freies“ Training. Das heisst man kann sich aussuchen was man macht. Aber man trainiert. Geht auch nur bis 19:30. Und bis zum letzten Meeting hat man Freizeit.

Um 20:45 treten nochmal alle Schüler an und der Tag oder andere Dinge werden kurz besprochen.
Licht geht um 21:20 aus. Länger bleibt man aber auch nicht wach.

So viel zu meinem Trainingsalltag. Der wird sich sicher nicht groß verändern.

Über all die interessanten Sachen drum herum und was mir dann noch so einfällt, will ich hier ein bisschen schreiben. Wenn die Nachfrage da ist, kann ich auch gern das training etwas genauer erläutern. Über meine erste Zeit an der Schule will ich etwas genauer schreiben. Den Rest schreibe ich wie es kommt.

Sowohl die Qualität meiner Handykamera als auch die des Internets hier in China, ist nicht die beste. Darum gibt’s die Bilder nicht immer in einer top Auflösung. Nurmalso.

Grüßchen

Olly

Smog

Shuttle vom Flughafen zur Schule

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