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Ein Korb voller Beeren (für Flüchtlinge in Deutschland)

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(Foto: Andrey, CC BY 2.0)

Zwei Vollzeit-Sozialarbeiterstellen für 170 Flüchtlinge aus mindestens vier Nationen im neuen „Container-Dorf“ um die Ecke. Sprachbarrieren ohne Ende und auch ohne endgültiges Verständnis auf allen Seiten. Mehr ist nicht drin. Keine Begleitung dabei, wenn sie die neue Stadt zu erkunden versuchen, die mit <150.000 Einwohnern kein Dorf ist, was man schnell mal ablaufen kann. Keine konkrete Begleitung beim Arztbesuch, keine Begleitung beim Einkauf. Sprachbarrieren ohne Ende. Völlig auf sich gestellt - vermutlich viel zu teuer - irgendwo irgendwas kaufen müssen, von dem sie nur ahnen können, was das am Ende sein könnte. Keine konkrete Hilfe beim Kochen in der neuen Küche, weil zwei Sozialarbeiter das nicht leisten können. Kommunikation mit den neuen Kitas und den neuen Schulen ihrer Kinder, in diese diese jetzt geschickt werden: Unmöglich. Weil das Englisch meistens auf beiden Seiten eher mäßig ist und deutsch für sie genauso schwer ist, wie für die deutschen Erzieherinnen/Lehrerinnen ihre Sprache. Rückzug auf beiden Seiten. Resignation. Immer in der Hoffnung, dass es irgendwie dennoch funktionieren könnte, was es nicht tut, wenn sich neben der staatlichen Unterstützung, die sich primär auf finanzielle Mittel versteht, keiner bemüht. „Integrationsberater“, die entweder überfordert, unfähig oder leider beides sind. Ohne weitere Hilfe, neben der staatlich gewährten und so mager angedacht finanzierten Unterstützung, sind diese Menschen völlig auf sich gestellt. Wie in einem Wald ausgesetzt, mit einem Korb voller Beeren in der Hand. Nebst dem Hinweis, dass dieser Wald sie schon irgendwie durchbringen würde. Ohne Kompass, ohne GPS, und vor allem ohne das Wissen, ob sie diese Beeren überhaupt essen können. Und dann verlangt der Wald von ihnen, dass sie genau so werden, wie der Wald ist. Damit sie nicht auffallen. Nicht stören. „Integration“ und so. Integration, die kaum einer begleitet und die im besten Fall nicht mehr als zwei Sozialarbeiterstellen für 170 dieser Menschen neben der Grundsicherung kosten soll. Weil mehr Geld nicht ausgegeben werden soll, nicht eingeplant ist. Das alles, ohne ihnen tatsächlich mal gesagt zu haben, wie es denn in diesem Wald so zu geht. Weil das Geld für Menschen, die ihre Sprache verstehen, ja nicht da und auch nicht eingeplant war - und somit auch nicht ausgegeben wird. Das ist diese geforderte „Integration“, von der immer alle Politiker und Deppen reden, die nicht wissen, wie es „da unten“ tatsächlich zugeht. Weil nicht mal die Vorraussetzungen dafür tatsächlich gegeben sind. Der Bund konkretisiert diese einzig aufs Geld, dass er nicht mal ausreichend auszugeben bereit ist. Das ist dieses Deutschland, von dem immer alle reden. Ich geh mal eben im Keller Klamotten und Ideen sammeln. Für das neue „Container-Dorf“ um die Ecke. Irgendwie was machen, was helfen kann. [Disclaimer] Ich betreue beruflich täglich 3-5 Flüchtlingskinder aus Syrien, die in einer 2500-Seelengemeinde „abgeworfen“ wurden. Ohne „Container-Dorf“. Sie versuchen, sich dort irgendwie zu integrieren. Bemühen sich darum sehr. Das funktioniert irgendwie. Mehr schlecht als recht, aber es funktioniert. Nicht wegen der Grundsicherung oder der staatlich gewährten „Integrationsberatung“, die gerne – aus welchen Gründen auch immer – mit ihrer Beratung immer neben dem eigentlich Möglichen liegt. Es funktioniert, weil sich Menschen neben der staatlichen Instanz um diese Flüchtlinge kümmern. Weil sie tatsächlich helfen wollen. Jeder mit seinen ganz persönlichen Möglichkeiten. Und ohne die Hilfe würde es halt nicht funktionieren. Schon gar nicht bei zwei auf auf 170(!) im Wald mit einem Korb voller Beeren in der Hand. Von denen sie nicht mal wissen, ob sie diese essen können.

7 Kommentare

  1. mikel27. März 2015 at 00:23

    Wenn alle so menschenfreundlich wären wie Du, hätten wir Syrien schon längst kaputtgebombt. Und Iran auch. Denk mal drüber nach…

  2. hahahaha27. März 2015 at 01:26

    Wenn alle so menschenfreundlich wären wie Du, …

    is ronny wirklich menschenfreundlich? oder nur wenn es um leute von auswärts geht?

  3. dimsel27. März 2015 at 06:02

    versorg sie schön von deinem internet geld!

    @mlkel es ist deutschland hier. deutschland ist da zu da, ausgesaugt zu werden. das land was du meinst ist amerika.

  4. Björn27. März 2015 at 10:00

    Lieber mikel,
    ich glaube, Du liegst ein wenig daneben mit deinem Gedanken. Und – ach wär das schön, wenn alle so menschenfreundlich wären…
    … dann würden zum Beispiel diese Kinder warme Klamotten haben und nicht frieren, denn wir Anderen würden darauf achten.
    … dann hätten diese Kinder einen Platz, an dem sie spielen und lernen können – mit anderen Kindern in Schulen und Kindergärten, die diese als Bereicherung annehmen und nicht aufgrund ihres sozialen Status, der oft anstrengenden Sprachbarieren und der eventuellen Traumata durch Entwurzelung, Krieg und Tot nur hilflos beiseite schieben.
    … dann hätten die Eltern das Gefühl, endlich ein wenig durchatmen zu können, weil die Sorgen und Nöte und Erlebnisse und Unsicherheiten der Flucht aus der Heimat zwar nicht auszuradieren sind, aber nun nicht mehr akut den Herzschlag hochtreiben.
    Wenn alle so menschenfreundlich wären, dann hätten lokale Politiker und die zuständigen Beamten ein Auge darauf, das diesen Menschen adäquat Unterstützung zu Teil wird und auch den Menschen, die direkten Kontakt mit Flüchtlingen haben, die nötige Unterstützung bekommen.
    Denn, lieber mikel, menschenfreundlich würde doch auch bedeuten, das jedem empathisch klar wäre, das die Erfahrungen dieser Menschen durch Flucht unvorstellbar sind und niemand sie machen sollte.
    Wenn alle so menschenfreundlich wären, würden „wir“ uns erinnern, das unsere Kultur schon immer durch Emigranten belebt, neu hinterfragt und bereichert wurde. Genauso wie „wir“ schon immer die Kulturen anderer Regionen dieser Welt durch Migration im besten Falle bereichert haben.
    „Wir“ würden die Qualitäten jedes Einzelnden erfreut zur Kenntnis nehmen und „jenen“ mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen und „Ihnen“ Möglichkeiten bieten, denn unsere Geschichte und die Geschichte vieler Regionen zeigt: Vertreibung und Flucht geschah und geschiet nicht nur anderen.
    Wenn alle so menschenfreundlich wären, dann würde unsere Regierung auf die Herkunftsländer Einfluss nehmen, das Niemand aufgrund seiner Religion, seiner ethnischen Zugehöhrigkeit, seiner Fussballmannschaft oder sonst einem Grund flüchten müsste.
    Wenn alle so menschenfreundlich wären, wäre den Menschen in den Herkunftsländern klar, das es nicht geht, das Angst die treibende Kraft für Menschen sein darf und kann, ihre Länder und Heimat zu verlassen.
    (Neugier und Abenteuerlust, das sollte da eher die Gründe sein, die „Wir“ und „Andere“ haben, wenn sie in die Welt aufbrechen.)

    Wenn alle so menschenfreundlich wären, wie „er“, ach lieber mikel, ohne „ihn“ zu kennen und zu wissen, was seine Menschenfreundlichkeit so ausmacht, so mag ich doch die Vorstellung dieses Ideales: Wenn alle so menschfreundlich wären …

    Aber eines glaube ich nicht, mikel: das wenn alle so menschenfreundlich wären, „wir“ irgendwenn kaputt bomben würden!
    Aber ich denk nochmal darüber nach …

    mit freundlichem Grüssen
    Björn
    p.s.: Entschuldigt bitte, wenn ich einfach zu schnell wieder was an diesem Morgen kommentiert habe.

  5. Bube27. März 2015 at 18:30

    Wenn man selbst keine Kinder oder Enkel hat kann das zur Herzensache werde. Die eigene Familie
    sollte man aber dabei nicht vernachlässigen, denn das könnte einem zu Nachteil gereichen.

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