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Marcus Staiger an Ken Jebsen – von Systemgegner zu Systemgegner

Ich finde nicht alles gut und richtig, was Marcus Staiger schreibt und sagt, aber das hier würde ich genau so unterschreiben.

9 Kommentare

  1. Robert9. Mai 2020 at 19:02

    Staiger ist wahrlich kein Dummer. Und ich finde 10 von den 12 Minuten richtig gut! Aber mit ein, zwei Dingen in seiner Analyse liegt er IMHO vollkommen daneben. 1. Der Kapitalismus schränkt Bürgerechte ein!? Wäre mir ehrlich gesagt neu zu erfahren, dass es in kommunistischen / sozialistischen Staaten (DDR, Kuba, Venezuela) mehr Freiheiten bzw. Möglichkeiten gibt als in kapitalistisch geprägten Staaten. Oder etwa in Königreichen (Saudi Arabien).
    2. Der Kapitalismus hat bzw. trägt die Schuld daran, dass a) Migranten von der Polizei verprügelt, b) in ihren Zellen misshandelt werden c) es Angriffe auf Flüchtlingsheime gibt und d) die „libysche Grenzschutzpolizei Leute ins Wasser tritt“!111?? Wo existert denn dort eine Korrelation oder besser, wo bitte ist hier die Kausalkette? Ja, der Kapitalismus interessiert sich nicht für Arme Menschen, für Sozialpolitik, für steigende Mietpreise, für Benachteiligte oder für Gleichheit und Gerechtigkeit im Sinne von „Gleicher Lohn für Alle“. Aber wenn er diese beiden Sachen hier so einfach rein schlussfolgert und die als gegeben postuliert, dann ist das für mich auch nur eine weitere dieser Verschwörungstheorien die er selber kritisiert und in die sich Jebsen, ja das stimmt, auch schon das ein oder andere mal verfangen hat.
    Davon jetzt aber mal abgesehen kann Ken Jebsen wirklich Klasse Interviews machen. Da kann sich mehr als 90% aller „Journalisten“ mal eine Scheibe Nachhilfe abholen. Ken sollte den Staiger vielleicht einfach mal einladen und reden lassen. Da kommt bestimmt irgendwas sehr Interessantes bei raus. Gern auch im Rahmen einer Diskussionsrunde, denn das Format gibts bei Jebsen auch.
    Überhaupt, gute Aktion von Staiger: Nicht bloßstellen, diffamieren und für dumm erklären sondern miteinander reden und Argumente austauschen! Leider selten zu finden heute.

    • stephan10. Mai 2020 at 09:03

      zu 1. Verstehe den Vergleich nicht. warum vergleichst du ein nachgewiesenermaßen restriktive Systeme mit der vorherrschenden Kapital Demokratie, und sagst dann uns geht es ja viel besser als.. Es geht ja darum die Kapital demokratie durch eine Echte Demokratie zu ersetzten.. z.B a la Werner Mausfeld.
      zu 2. Die Kausalkette ist.. Bringe Menschen dazu Angst zu haben (check), bringe Menschen dazu durch ressourcenverknappung und Neid Krieg zu führen. (check) (VErkaufe Waffen und mache Profit, check). (oder auch überlegungen geopolitischer Strategien) schüre weiterhin Angst Menschen könnten Dir (oder mir) etwas wegnehmen(check). Bringe Menschen dazu aus ANgst (oder auchÜberzeugung) andere Menschen an den Grenzen abzuschiessen (oder ins Meer zurückzuwerfen/gar nicht erst zu retten) Check. Bringe Menschen, die so etwas nie tun würden dazu es still zu akzeptieren , weil Sie angst um Ihren Wohlstand haben… welcome to kapitalismn in a postdemokratic world .. oder so..

      • Robert10. Mai 2020 at 11:10

        Danke für Deine Zeilen!
        zu 1. Ich vergleiche das einfach mit allen auf der Welt bekannten / existierenden Systemen. Nicht mehr, nicht weniger. Werner Mausfeld ist mir bekannt, der hat viele Dinge grundlegend richtig analysiert und ein auch paar ziemlich gute Schlußfolgerungen gezogen. Aber da kommen wir dann recht schnell in den Bereich Utopie. Genauso, wie es keine 100% Sicherheit gibt, gibt es keine vollständige Basisdemokratie. Es gibt viel zu viele Menschen, die interessiert das einfach mal gar nicht – die beschäftigen sich lieber mit anderen Sachen, haben „andere Hobbys“. Nur mal ein Beispiel dazu: Das fängt doch schon mit den vielen Nichtwählern an. Wenn in unserer Demokratie 40% der Wahlberechtigten nicht zur Wahl gehen und damit erlauben, dass am Ende eine Partie mit nur 20% Wählerstimmen über den Rest der 80% Bevölkerung regieren kann! RECHNUNG: 100% Wahlberechtigte -40% Nichtwähler = 60% gehen wählen- 10-15% der Stimmen kommen nicht über die 5% Hürde und fallen weg = 45% entscheiden also und die Hälfte davon 23% reichen dann für die absolute Mehrheit. Am Ende MACHEN 23% DIE GESETZE FÜR 100%! Und wer NUR 15% der Stimmen hat, ist schon in der Regierung! Aber es ist eine Demokratie.
        Gibt nur zwei Möglichkeiten dies zu ändern: Entweder der Nichtwähleranteil bleibt leer (unbesetzte Sitze) im Parlament oder man führt die Wahlpflicht ein.
        zu 2. Deine Kausalkette kann man vollkommen problemlos durch Kirche, Glauben und sonstige „Gedankenmanipulation“ der Bevölkerung durch Machthaber ersetzen. Genauso haben das Könige / Päpste / Sultane / Zaren / Diktatoren immer schon gemacht um Leute zu unterjochen oder ihre Kriege führen zu können. Oder, um es anders zu sagen: Die Faktoren Angst, Neid und knappe Ressourcen (Beispiel: nicht alle Tiere haben immer genug Trinkwasser) sehe ich nicht als Alleinstellungsmerkmale oder Ursache des Kapitalismus.

        • Olaf10. Mai 2020 at 21:56

          Ich sitze hier gerade, meine Ellbogen auf den Tisch, das Kinn auf die Hände gelegt und mit verträumten, großen Augen auf diese beiden Kommentare gerichtet. Ein Seufzen entsteigt direkt aus meinem Herzen und ich denke, hach, wenn doch jede Diskussion im Internet so laufen würde wie diese…

    • Harry12. Mai 2020 at 14:28

      Zu 1.) Wenn irgendwo die Menschenrechte eingeschränkt werden, warum sollte das ein Gegenargument dazu sein, dass im Kapitalismus die Menschenrechte eingeschränkt werden. Genau so könnte ich dir antworten: Der Kommunismus schränkt Bürgerrechte ein?! Wäre mir ehrlich gesagt neu, dass es unter dem Kaiser mehr Freiheiten gab. – Ich finde dein Argument an der Stelle nicht nachvollziehbar.

      zu 2.) Hier würde ich stephan und die gleichermaßen widersprechen. Staiger führt an, dass im Kapitalismus Bürgerrechte gerade für diejenigen eingeschränkt werden, die aus rassistischen oder politischen Gründen „am Rand“ stehen. Er sagt nicht: Der Kapitalismus führt dazu, dass es das gibt. Sondern erstmal nur, dass sich für die Bürgerrechte dieser Gruppe schon lange niemand interessiert, während Leute wie Jebsen so tun, als würden erst seit Corona die Grundrechte eingeschränkt. Die Diskussion innerhalb der gesellschaftlichen Linken ist zum Glück schon deutlich weiter, als dass sie Rassismus, Seximus und andere Unterdrückungsmechanismen, einfach aus dem Kapitalismus ableiten würde (und das sogar ohne, dass man annimmt, sie hätten garnichts miteinander zu tun). Statt wie stephan irgendwelche sinistre Manipulation dahinter zu vermuten (erstaunlich auch, dass du Staiger vorwirfst nur die näxte VT zu fabrizieren und dann solchen Argumentationsmustern relativ vorbehaltlos zustimmst) würde ich den Zusammenhang eher so sehen: Der Wohlstand in der westlichen Welt beruht auf der Ausbeutung und und Unterdrückung weiter Teile des restlichen Planeten (vom Obstpflücker in Indien, über den Minenarbeiter in Südafrika bis zum Kohle-Sklaven in Brasilien – von der Umwelt mal ganz zu schweigen). Ohne diese Ausbeutung und Unterdrückung könnten wir uns unseren Lebensstandart hier bei weitem nicht Leisten – Wir leben sozusagen auf deren Knochen. Das ist natürlich unangenhem, aber zum Glück ja weit weg. So kann man sich selbst einreden, man habe alles ja durch seine eigene harte Arbeit verdient. Man kann das Leid dieser Menschen schön ausblenden und es ihnen selbst in die Schuhe schieben – wenn sie so Arm sind, dann bestimmt weil sie nicht so hart gearbeitet haben, wie man selbst. Entsprechend kommt es einem als Unverschämt vor, wenn diese Leute dann auch noch nach Europa fliehen. In den Verbrechen, die an den Außengrenzen Europas begangen werden manifestiert sich dieses handfeste Interesse an der Unterdrückung weiter Teile der Welt dann – auch wenn es schön ideoloogisch selbstgerecht zurechtgebogen wird. Der Rassismus in der Bevölkerung hat darüber hinaus noch ganz andere Motivationen – er ist z.B. ein Ventil für die eigene Ohnmacht, die wiederum strukturell durch den Kapitalismus erzeugt wird.
      Man braucht keine fiesen Manipulateure oder dunkle Machenschaften vermuten, wenn man diese Phänomene erklären will – genau so wenig wie man irgend eine öminöse „meschliche Natur“ beschwören muss. Es sind grundlegende Strukturen moderner (kapitalistischer) Gesellschaften, die ein solches – falsches – Bewusstsein entstehen lassen.

      Ansonsten finde ich es nett, dass Staiger hier was zu Jebsen sagt. Ich vermute allerdings, dass er sich damit vor allem an seine eigene bubble wendet und verhindern will, dass von dort Leute zu Jebsen abdriften. Jebsen selbst hat sich als ernstzunehmender Diskussionspartner schon lange disqualifiziert. Ich halte es für eine sinnlose Beschäftigung bei Jebsen die Rosinen aus der Scheiße picken zu wollen. Das Verhältnis hat sich bei ihm schon zu stark zugunsten der Scheiße entwickelt.

  2. Steven Carnegie10. Mai 2020 at 14:08

    Ich finde es witzig, dass hier ein verblendeter Ideologe gegen einen dogmatisch Verblendeten wettert – und das auch noch auf Facebook (!).

    • hans meisser10. Mai 2020 at 17:00

      Und ich finde dich peinlich.

  3. Stefan11. Mai 2020 at 14:57

    Hallo,
    hier spricht das Paradoxon für sich: Systemgegner artikulieren sich auf Plattformen des gegnerischen System. Wer nutzt oder missbraucht nun wen? Und existiert die universelle Gerechtigkeit in Rahmen der universellen Menschen- und Kinderrechte?
    Nur die Demokratie („Herrschaft des Volkes“) bewahrt das Recht auf Meinungsfreiheit, wie wir z. Zt. sehen, als Konstante in der Gesellschaft. Wie wollen wir damit umgehen? Kooperativ-konstruktiv oder feindselig hetzend?
    LG

    • Jochen Walter12. Mai 2020 at 02:08

      Am 11. Mai in 2020, … wehret den Anfängen, … und ich mag ihn gerade auch heute ganz besonders, … nach den ersten großen Mai – Demonstrationen während Corona am vergangenen Wochenende in Deutschland, … mein Sohn ist nun jetzt ganz genau heute 20 Jahre, …. und mach bitte immer weiter so, … vielen lieben Dank, … Marcus Staiger

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