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Revolution nicht ohne Ticket

Sie muss Mitte dreizig sein und sitzt in der Haltestelle genau neben mir. Aus ihren guten, offenen Sennheiser-Kopfhörern ballert „Kopfüber in die Hölle“:

„Revolution – stand auf unseren Fahnen
Revolution – stand uns im Gesicht
Wir haben erlebt – was andere nicht mal ahnen
Revolution- weniger wollten wir nicht.“

So wie sie sich zurecht gemacht hat, könnte es sein, dass sie zu die Ärzte in die Wuhlheide will, die ab heute drei Abende am Stück die Wuhlheide in ein Pulverfass verwandeln wollen. Wie ich die kenne, wird ihnen das ohne weiteres gelingen.

„Revolution – wir wollten weg von der Masse
kopfüber in die Hölle und zurück
Heute stehst du – bei Herti an der Kasse
da ist keine Sehnsucht mehr in deinem Blick
du sagst man tut halt was man kann
und dir gehts gut du kotzt mich an!“

Die Tram fährt ein, alle Wartenden steigen ein. Sie verschwindet mit anderen im hinteren Teil des Wagons, dort gibt es die Tickets am Automaten. Die alten Damen, die von genau dort kommen, setzen sich gelassen, sehen aus den Fenstern. Sie setzt sich nervös in den vorderen Teil der Tram und dreht ihren Kopf noch nervöser zwischen Fahrerkabine und Ticketautomat hin und her. Nach zwei Stationen hält es sie nicht mehr auf dem Sitz und klopft an die Fahrerkabine: „Äh, hallo, ich würde mir ja gerne ein Ticket kaufen wollen, aber der Automat ist kaputt, wissen Sie? Was soll ich denn jetzt machen?“

Batsch.

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