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Skateboard-Legende Titus Dittmann im Gespräch mit dem Deutschlandradio

titus_Dittmann


(Foto: Simon Bierwald, CC BY-SA 2.0)

Ich höre Titus Dittman sehr gerne zu. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber wenn er spricht, ist es so als wäre er ein Kumpel. So auch in diesem 36 minütigen Gespräch, dass er mit Klaus Pokatzky für das Deutschlandradio Kultur geführt hat.

Titus Dittmann ist zwar Unternehmer, vielmehr als mit dem Geschäft will er allerdings mit seiner Leidenschaft in Verbindung gebracht werden: Skaten. Zu seiner Vita gehören aber auch zwei andere wichtige Stichworte: Scheitern und neu anfangen.

Titus Dittmann will nicht gesiezt werden. Er ist zwar im Rentenalter, aber nicht im Ruhestand. Die Füsse hochlegen ist für ihn keine Option: Der 66-jährige gehört zu den bekanntesten Skateboardern Deutschlands. Er gilt als Vater der deutschen Skateboard-Szene. Dittmann machte diese Sportart nicht nur populär, sondern verdiente als Unternehmer auch gut daran. Zeitweise hatte sein Unternehmen einen Marktanteil von über 90%.

Als Dittmann aber mit seinem Geschäft an die Börse wollte, scheiterte er und verlor fast alles. Aber er ist ein Stehaufmännchen und fing wieder von vorn an.

Warum will er weiterhin zum Skaten anstiften? Welchen Einfluss hatte er auf die deutsche Skateboard-Szene? Warum sieht er skaten als eine Art Heilmittel für Jugendliche an?

[audio:http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/04/14/drk_20150414_0907_09f8e5d9.mp3] (Direktlink, via Urbanshit)

10 Kommentare

  1. skatefair14. April 2015 at 19:12

    Titus war Rollschuhfahrer. Skateboard war bei ihm doch eigentlich nur Business. Kaum ein Shopbetreiber hat der lokalen Szene so wenig zurück gegeben wie er. Keiner hat Skateboarden schon so früh derart kommerzialisiert und ist so hart gegen Mitbewerber vorgegangen. Noch heute weisst er Skateboard-Vertriebe an Mitbewerber nicht zu beliefern und seien sie auch noch so klein. Lokale Shops aus der Szene hat er vielerorts mit einem Filialenetz und Dumpingpreisen ausgerottet.

    Danke für nichts, würde ich sagen. Der Börsengangversuch als Spitze gelebter Marktradikalität wäre eigentlich ein passendes Ende gewesen. Schade.

    In der Skateszene seiner Heimat wird er nahezu boykottiert. Ein beliebtes lokales Label ist so was wie ein Anti-Titus-Statement und eine der meistgetragenen T-Shirt-Marken.

  2. skateboardmensch15. April 2015 at 08:52

    seine rücksichtslosigkeit wird nur von seinem sohn übertroffen.

  3. ChrisMS16. April 2015 at 09:19

    skatefair:
    Titus war Rollschuhfahrer. Skateboard war bei ihm doch eigentlich nur Business. Kaum ein Shopbetreiber hat der lokalen Szene so wenig zurück gegeben wie er. Keiner hat Skateboarden schon so früh derart kommerzialisiert und ist so hart gegen Mitbewerber vorgegangen. Noch heute weisst er Skateboard-Vertriebe an Mitbewerber nicht zu beliefern und seien sie auch noch so klein. Lokale Shops aus der Szene hat er vielerorts mit einem Filialenetz und Dumpingpreisen ausgerottet.
    Danke für nichts, würde ich sagen. Der Börsengangversuch als Spitze gelebter Marktradikalität wäre eigentlich ein passendes Ende gewesen. Schade.
    In der Skateszene seiner Heimat wird er nahezu boykottiert. Ein beliebtes lokales Label ist so was wie ein Anti-Titus-Statement und eine der meistgetragenen T-Shirt-Marken.

    Ich – als Münsteraner – bin zwar heute aus der Skaterszene raus, war aber in den 90er aktiv. Titus war zwar immer teuer und der Slogan „Titus Roll Sport“ in Titus Proll Sport“ umgewandelt, aber ich könnte nicht sagen das er nichts zurück gegen hätte.
    Er hat die Weltmeisterschaft ausgerichtet und so weltbekannte Skater wie Tony Hawk nach Münster gelockt, er hat sich für den Bau eines SkateParks in Münster-BergFidel engagiert wo ich praktisch meine Sommerferien verbracht habe und auch einen Indoor SkatePark errichtet mit dem er nie groß Gewinne eingfahren hat. Mit seiner SkateAid Aktion engagiert er sich zudem für den Rollsport in ärmeren Ländern.
    Ich wüßte jetzt adhoc keine andere Münsteraner Firma aus dem Mittelstand die für die Jugend ähnliches gemacht hat (wobei sicherlich viele Firmen ebenfalls spenden und stiften).

    Über seinen unternehmerischen Stil kann ich nicht unbedingt was zu sagen, aber ich zolle jedem Respekt der es schafft aus dem Nichts ein solches Unternehmen aufzubauen und auch bei einer Insolvenz sich selbstkritisch hinterfragt, nicht aufgibt und wieder erfolgreich wird.
    Gibt es denn Unternehmen in der Sportbranche die nicht gerne die Konkurrenz ausschalten würden? Gerade wenn es ich um Mitarbeiter handelt die bei einem gelernt haben und sich dann als Konkurrenz positionieren??

    Geschichte des Skateparks: http://www.bergfidel.com/history/

  4. skatefair16. April 2015 at 10:48

    ChrisMS,

    Berg Fidel war früh, doch dann kam lange nichts mehr. Überall sind mit Hilfe lokaler Shops bessere Skateparks entstanden, die selbst Münsteraner in die umliegenden Kleinstädte gelockt haben.
    Die Halle hat Titus nicht finanziert, aber sie ist dennoch seine Werbefläche.

    Die WM war zumindest auch eine große PR-Maschine und sollte nun nicht mit gemeinnützigem Engagement verwechselt werden.
    Und Skateaid, naja. Mit Geld aus Kinderarbeit (Skateklamotten) wird anderen Kindern in Not das finanziert, was sie wohl am wenigsten brauchen: ein Skateboard. Vom Grundproblem der Interventionistischen Entwicklungshilfe mal ganz abgesehen.

    Da hätte ich es passender gefunden erstmal das eigene Geschäftsmodell etwas weniger ausbeuterisch auszurichten, aber dann reichts vielleicht nicht mehr für die große Sammlung prolliger Co2-Schleudern, mit denen man die Zukunftschancen von Kinder weltweit nachhaltig verschlechtern kann.

    Keine Frage, zumindest ausserhalb von subkulturell geprägten Branchen ist so ein Verhalten normal. Es würde mich auch weniger stören, wenn sich Titus nicht zugleich so gerne als Gutmensch feiern lassen würde und wenn ich nicht so viele Ladenbetreiber in ganz Deutschland kennengelernt hätte, die unter seiner Geschäftspolitik gelitten haben.

  5. ChrisMS16. April 2015 at 13:34

    @skatefair:
    Ich will auch kein Plädoyer für Titus aussprechen, dafür kenne ich die internas zu wenig.
    Meine 150 DM Airwalks Schuhe die ich mir damals mühsam abgespart hatte, waren auch billigstes Material, aber das was er damit verdient könnte er auch behalten sowie andere Klamottenfirmen-Besitzer auch. Daher empfinde ich nicht das er sich als Gutmensch aufspielt…..er macht halt auch aktiv was.

    Skater-Halle: Hier rede ich auch nicht nur vom Skater Palace sondern von der auf der Dammstrasse die es zuvor gab. (Habe direkt gegenüber gewohnt) Die hätte es ohne Ihn auch nicht gegeben.
    Aus Neugier: Kannst du mir ein Beispiel nennen in welche Kleinstädte die Münsteraner gefahren sind? Das mag nach meiner aktiven Zeit gewesen sein. Die Halle und der SkatePark waren für mich damals sehr einzigartig.

    Und klar war die WM ein PR Ding…..aber hat der Mann auch ne Chance aus Deiner Sicht was positives zu machen? Das hätten andere ja auch machen können….haben Sie aber nicht und daher war ich froh einen Tony Hawk oder auch einen Ralf Middendorf live erleben zu können.
    Hat denn nach Beendigung der Münster Monster Mastership in Deutschland etwas vergleichbares aufgebaut?

    Zu der Geschäftspolitik kann ich nichts sagen. Ihm aber vorzuwerfen sich selbst vorteilhaft gegen Konkurrenten zu positionieren oder seinen Erfolg in der Form zu genießen das er dicke US-Spritschleudern fährt empfinde ich da eher als Neid. Er hat das Skateboarden aus meiner Sicht berühmt gemacht und somit diesen anderen Ladenbesitzern erst ein Geschäftsmodell ermöglicht.
    Lassen diese von Dir genannten Ladenbesitzer ihre Klamotten als FairTrade produzieren? Kannst du mir ein anderen Anbieter nennen der sich aktiver engagiert?

    gruss
    Chris

  6. skatefair16. April 2015 at 14:27

    @ChrisMS:
    Parks in die Münsteraner kamen: Ibbenbüren, Emsdetten, Osnabrück
    Shops, die ihre eigenen Klamotten fair produzieren gibt es inzwischen ne Reihe. Ist für die meisten natürlich viel schwieriger als für einen Titus mit großen Volumen pro Artikel.

    Neid auf Autos ist mir fremd, da ich mich noch nie für Autos interessiert habe. Reichtum auf Kosten anderer ausleben ist mir nicht so sympathisch und das es sowas wie Klimawandel gibt, sollte einem ausgebildeten Lehrer nicht entgangen sein. Und das dieser besonders die Kinder in den Ländern trifft, die er nun mit Skateboards versorgt, vielleicht auch nicht.

    Ich bin schon als Kind in Titus-Läden gegangen und fand das toll, wie ich alles mit Skateboarden toll fand. Er musste also umgekehrt ne Menge anrichten, dass ich ihn nicht mehr mag.

    Was Gutes wäre zum Beispiel einfach mal die eigenen Mitarbeiter gut zu bezahlen und zu behandeln. Ich kenne viele Ex-Mitarbeiter und auch einige aktuelle Mitarbeiter und begeistert sind die alle nicht. Das machen natürlich auch längst nicht alle Mittelständler, aber auch gar nicht so wenige.

  7. Phil21. April 2015 at 19:11

    Frei nach dem Motto alles was nicht Hardcore ist, wird gedisst gehörte auch Titus dazu. Es lag aber vielmehr an dem Logo was mich damals immer ein wenig an eine billige Grufti Schrift erinnerte. Gruftis waren für uns Spinner und nicht Hardcore. Damals hatten wir einen Lokal Skate Shop beim Gino in Marl. Als der Hype immer größer wurde, standen ganze Familien mit Kids Schlange um den heißesten Shit aus den USA zu kaufen. Die Preise gingen nun hart nach oben und da gab es noch nicht viel Konkurrenz seitens der Shops. Skaten wurde Mega teuer, weil der Lokal auch mal Geld verdienen wollte. Mindestens vier neue Schuhe im Jahr wäre ein Beispiel. Der Markt wurde schon alleine durch Nachfrage und Angebot an immer mehr Marken aggressiv als der Titus noch eher belächelt wurde. Aber wenn man Kid ist und nach Kalifornien guckte, war alles eine Wolke: Powell Peralta kuschelt mit Airwalk und macht n Sandwich mit eurem Lokal. NEIN. Vans beobachtet und kauft alles ein. Jede neue Marke aus den USA, sollte auch in Deutschland verkauft werden, egal wie. Das wenn ein Laden gut läuft, die Preise immer steigen, das ist der Kapitalismus. Ob beim Lokal, oder eben Visionär.

    Doch Titus hat den Kapitalismus nicht erfunden und ich bin mir sicher, dies wäre für ihn nicht „sozial“ gewesen.
    Damit mal was aus mir wird, wollte ich zum Visionär mit seiner Grufti Marke. Es war ein Traum für mich unter mehreren hundert Bewerbern in der Agentur von Titus ausgewählt zu werden. In welchen Unternehmen flossen sonst so viele kreative Energien Ende der 9oiger? Diese ließen sich untereinander teilen. Wir realisierten Veranstaltungen, Video,- Fotoshootings, Interviews, gestalteten die Magaloge, das Monster Skateboard Magazine, Produkt-Design, Web-Design, Werbung (kotz, obwohl der Clip wo wir den Fernseher aus dem Fenster warfen, war auch Werbung) … und zu guter Letzt Lifestyle. Der Motor lief so steil, das plötzlich eine Viper vor der Tür stand und „come one“ welcher Typ möchte nicht mal mit einem Elvis Presley Cadillac samt Skate Buddys nach Holland cruisen? Natürlich gab es dort einen Auftrag, aber welcher Chef lässt einen mit seiner „Chef“ Karre freie Hand? Titus Proll Sport? Rap ist auch Prollsport, wenn du willst. Ja, Titus ist ein Kumpel Typ.

    Ich habe das Interview leider nicht gehört, aber die Kommentare gelesen. Und er ist wie alle workoholics, etwas größenwahnsinnig (gewesen). Was ist mit Jamiroquai passiert? Er hat auf „Emergency on Planet Earth“ gegen die Zerstörung unseres Planeten gesungen, so erfolgreich, das er sich nach und nach ein paar Ferraris und Lamborghinis zulegte. J wurde halt irgendwann Disco und war dann nicht mehr so „real“. Ist von seinem „ursprünglichen Weg“ abgekommen, so wie Titus. Blinded by the lights. Dieser Geschäftsmann hatte so viele Karren, mehr Ideen und war noch mehr busy, natürlich wehte ein neuer Wind, welcher oft im Sturm ausartete.

    Es machte uns zwar auch stolz, wenn Sony Manager durch unsere Agentur gingen, aber vielmehr war dies der Abstieg, welches dritte Augen erspüren, da eine Norm und Anpassung schon im Gang ist. Noch schlimmer, die stetige Produktion und Steigerung, welche irgendwann nicht mehr Visionär, sondern geil ist. Da wollte ich raus.

    Wäre die AG und McKinsey im Lifestyle nicht zum scheitern verurteilt gewesen, hätte ich mich mehr angestrengt, um sich in der Firma einen Platz vorzustellen. Was weiß ein Sony Manager vom Skateboarding? Anfang der Neunziger war skaten für uns Boys ein must have nicht aus Mode sondern aus Freiheit. Skatebording ist kein Trend, aber Manager sind eben auf Trends aus, dort wo es etwas zu holen gibt wird eine Straffur auferlegt und danach ist alles anders. Nicht mehr rough. Nicht mehr echt. Die Magie ist erloschen. Es wird nur noch verkauft. Produziert.

    Titus hat am Kapitalismus Hamster Rad stark mitgedreht und ja, durch Titus Filialen viele Lokals zerstört. Zu den armen Lokals möchte ich aber einen Vergleich ziehen: Einige der Plattenläden (DJ Shops) in den Städten unserer Lande hatten unfreundliche Lokal Patrioten als Besitzer. Dazu noch inkompetent. Man war auf sie angewiesen, da es vor den Neunzigern kein Internet gab oder es nicht immer Geld nach London zu fliegen gab und internationale mailorder waren durch hohe Versandkosten selten. Fragte man den „owner“ nach einem Artist und ob man diese Platte kaufen oder finden könnte, sprach man oft mit einer Wand. Jedenfalls bin ich heute froh das ich auf „Lokals“ nicht immer angewiesen bin wie damals. Und um es noch einmal zu betonen: Lokal ist nicht immer gleich Hardcore und „Freund“.

    Titus schon. Denn er hat mit mehr Stil und coolness ein komplexes Unternehmen entwickelt und der Jugend allein durch die Skateboard Weltmeisterschaft mehr Geschenke verteilt, als die meisten momentan Start Up Firmen zusammen, dazu zähle ich welche die innerhalb von drei Jahren Aufbauzeit für unmögliche 270 Millionen Euro weiterverkauft werden, oder hunderte von „beschissenen“ Digitalen Plattformen die noch mehr beschissene Computerjobs schaffen, um uns die Möglichkeit zu bieten, wie Computer auf Knopfdruck arbeiten zu lassen. Wer steckt dahinter? Dies kriegt keiner mit. Smartphone Sex ist das.

    Jeder weiß das Amazon nicht nur cool ist, dennoch bietet es einige Möglichkeiten. In der Geschichte musste man sich schon immer dem Zeitgeist anpassen und das wird auch so bleiben. Das Titus nun Skate Aid macht ist eine sehr mutige Sache. Und wenn jemand behauptet „was die Kids in Kriegsgebieten am wenigsten benötigen ist ein Skateboard“ mag sich vielleicht daran erinnern, wie er sich als kleiner Junge oder Mädchen über das erste Skateboard gefreut hat, das Shape, das Holz, die Rollen, die massiven Achsen, das eklige Bild mit dem Monster als Design. Der erste Kick.

    War die Euphorie eher mager, wurde es ein Hobby, brannte das Herz dabei, ist es Liebe auf den ersten Blick und definitiv Licht. Hoffnung. Das ist was Kinder in Afghanistan brauchen, denn die haben gar nichts und das weiß Titus sehr gut, denn er war mal Lehrer. Hut ab! By the way: Kolja Pelz. Rest in peace Master. Barbee

  8. ChrisMS22. April 2015 at 14:35

    @Phil:
    Das war mal eine ausführliche Geschichte von Inside. Deinen Aussagen entnehme ich aber das du heute nicht mehr da bist?
    Von außen kann ich zumindestens auch nur sagen, dass Titus wirklich LifeStyle bedeutet hat. Wie oft waren wir in dem alten Shop und haben uns die dort laufenden Skate-Videos angeschaut. Leider war vieles wirklich vieeeeel zu teuer und mein Board musste ich mir mühsam absparen.
    Ich kann aber nicht behaupten dass für mich Titus der Teufel in der Szene war, denn über ihn kamen ja die ganzen tollen Dinge her.
    Ich finde es für die heutigen Kiddies schade das Sie nicht mehr erleben können wie der SkatePark voll Jugendliche war und man sich für eine Fahrt anstellen musste. Wie der Ruf Snaker ertönte und alle zügig aus die Snake mussten um nicht platt gefahren zu werden. Leider scheint es doch ein Trend gewesen zu sein der heute durch TonyHawk auf der PS3 ersetzt wurde. Ich hatte eine schöne Zeit und schöne Sommertage die ich draußen verbracht habe und das nicht zuletzt weil ein Lehrer sich dazu berufen fühlte dieses Hobby in Deutschland populär zu machen…….

  9. skatefair22. April 2015 at 18:54

    Natürlich heißt lokal längst nicht immer nett. Mal abgesehen davon, dass es ja meist auch nur um lokale Händler globaler Ausbeutungsprodukte geht.

    Solange jedoch schon eine nette Bezahlung des unmittelbar eigenen Personals hier kein Muss ist, um jemanden als sozial engagierten Unternehmer zu würdigen, müssen wir aber auch nicht weiter diskutieren. Da haben wir dann einfach unterschiedliche Vorstellungen von dem, was auch im Kapitalismus als Priorität möglich ist und eigentlich selbstverständlich sein sollte. Zumindest solange es um familiengeführte Unternehmen geht.

  10. uschi oberschlaumeier23. April 2015 at 18:27

    So ich hoffe das wird JETZT mal veröffentlicht: Frei nach dem Motto alles was nicht Hardcore ist, wird gedisst gehörte auch Titus dazu. Es lag aber vielmehr an dem Logo was mich damals immer ein wenig an eine billige Grufti Schrift erinnerte. Gruftis waren für uns Spinner und nicht Hardcore. Damals hatten wir einen Lokal Skate Shop beim Gino in Marl. Als der Hype immer größer wurde, standen ganze Familien samt Kids Schlange um den heißesten Shit aus den USA zu kaufen. Die Preise gingen nun hart nach oben und da gab es noch nicht viel Konkurrenz seitens der Shops. Skaten wurde Mega teuer, weil der Lokal auch mal Geld verdienen wollte. Mindestens vier neue Schuhe im Jahr wäre ein Beispiel. Der Markt wurde schon alleine durch Nachfrage und Angebot an immer mehr Marken aggressiv als der Titus noch eher belächelt wurde. Aber wenn man Kid ist und nach Kalifornien guckte, war alles eine Wolke: Powell Peralta kuschelt mit Airwalk und macht n Sandwich mit eurem Lokal. NEIN. Vans beobachtet und kauft alles ein. Jede neue Marke aus den USA, sollte auch in Deutschland verkauft werden, egal wie. Das wenn ein Laden gut läuft, die Preise immer steigen, das ist der Kapitalismus. Ob beim Lokal, oder eben Visionär. Doch Titus hat den Kapitalismus nicht erfunden und ich bin mir sicher, dies wäre für ihn nicht „sozial“ gewesen.

    Damit mal was aus mir wird, wollte ich zum Visionär mit seiner Grufti Marke. Es war ein Traum für mich unter mehreren hundert Bewerbern in der Agentur von Titus ausgewählt zu werden. In welchen Unternehmen flossen sonst so viele kreative Energien Ende der 9oiger? Diese ließen sich untereinander teilen. Wir realisierten Veranstaltungen, Video,- Fotoshootings, Interviews, gestalteten die Magaloge, das Monster Skateboard Magazine, Produkt-Design, Web-Design, Werbung (kotz, obwohl der Clip wo wir den Fernseher aus dem Fenster warfen, war auch Werbung) … und zu guter Letzt Lifestyle. Der Motor lief so steil, das plötzlich eine Viper vor der Tür stand und „come one“ welcher Typ möchte nicht mal mit einem Elvis Presley Cadillac samt Skate Buddys nach Holland cruisen? Natürlich gab es dort einen Auftrag, aber welcher Chef lässt einen mit seiner „Chef“ Karre freie Hand? Titus Proll Sport? Rap ist auch Prollsport, wenn du willst. Ja, Titus ist ein Kumpel Typ. Ich habe das Interview leider nicht gehört, aber die Kommentare gelesen. Und er ist wie alle workoholics, etwas größenwahnsinnig (gewesen). Was ist mit Jamiroquai passiert? Er hat auf „Emergency on Planet Earth“ gegen die Zerstörung unseres Planeten gesungen, so erfolgreich, das er sich nach und nach ein paar Ferraris und Lamborghinis zulegte. J wurde halt irgendwann Disco und war dann nicht mehr so „real“. Ist von seinem „ursprünglichen Weg“ abgekommen, so wie Titus. Blinded by the lights. Dieser Geschäftsmann hatte so viele Karren, mehr Ideen und war noch mehr busy, natürlich wehte ein neuer Wind, welcher oft im Sturm ausartete.

    Es machte uns zwar auch stolz, wenn Sony Manager durch unsere Agentur gingen, aber vielmehr war dies der Abstieg, welches dritte Augen spüren, da eine Norm und Anpassung schon im Gang ist. Noch schlimmer, die stetige Produktion und Steigerung, welche irgendwann nicht mehr Visionär, sondern geil ist. Da wollte ich raus. Wäre die AG und McKinsey im Lifestyle nicht zum scheitern verurteilt gewesen, hätte ich mich mehr angestrengt, um sich in der Firma einen Platz vorzustellen. Aber was weiß ein Sony Manager vom Skateboarding? Anfang der Neunziger war skaten für uns Boys ein must have nicht aus Mode sondern aus Freiheit. Skatebording ist kein Trend, aber Manager sind eben auf Trends aus, dort wo es etwas zu holen gibt und danach ist alles anders.

    Titus hat am Kapitalismus Hamster Rad stark mitgedreht und ja, durch Titus Filialen viele Lokals zerstört. Dazu möchte ich aber einen Vergleich ziehen: Einige der Plattenläden (DJ Shops) in den Städten unserer Lande hatten unfreundliche Lokal Patrioten als Besitzer. Dazu noch inkompetent. Man war auf sie angewiesen, da es vor den neunzigern kein Internet gab oder nicht immer Geld wiedermal nach London zu fliegen. Fragte man den „owner“ nach einem Artist und ob man diese Platte kaufen oder finden könnte, sprach man oft mit einer Wand. Jedenfalls bin ich heute froh das ich auf „Lokals“ nicht immer angewiesen bin wie damals. Und um es noch einmal zu betonen: Lokal ist nicht immer gleich Hardcore und „Freund“. Titus schon. Denn er hat mit mehr Stil und coolness ein komplexes Unternehmen entwickelt und der Jugend allein durch die Skateboard Weltmeisterschaft mehr Geschenke verteilt, als die meisten momentan Start Up Firmen zusammen, dazu zähle ich welche die innerhalb von drei Jahren Aufbauzeit für unmögliche 270 Millionen Euro weiterverkauft werden, oder hunderte von beschissenen Digitalen Plattformen die noch mehr beschissene Computerjobs schaffen, um uns die Möglichkeit zu bieten, wie Computer auf Knopfdruck arbeiten zu lassen. Wer steckt dahinter? Dies kriegt keiner mit. Smartphone Sex ist das. Jeder weiß das Amazon nicht nur cool ist, dennoch bietet es einige Möglichkeiten. In der Geschichte musste man sich schon immer dem Zeitgeist anpassen und das wird auch so bleiben. Das Titus nun Skate Aid macht ist eine sehr mutige Sache. Und wenn jemand behauptet „was die Kids in Kriegsgebieten am wenigsten benötigen ist ein Skateboard“ mag sich vielleicht daran erinnern, wie er sich als kleiner Junge oder Mädchen über das erste Skateboard gefreut hat, das Shape, das Holz, die Rollen, die massiven Achsen, das eklige Bild mit dem Monster als Design. Der erste Kick. War die Euphorie eher mager, wurde es ein Hobby, brannte das Herz dabei, ist es Liebe auf den ersten Blick und definitiv Licht. Hoffnung. Das ist was Kinder in Afghanistan brauchen, denn die haben gar nichts und das weiß Titus sehr gut, denn er war mal Lehrer. Hut ab! By the way: Kolja Pelz. Rest in peace Master. Phil Barbee

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