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Schlagwort: Subculture

Ein Schülerfernsehen besucht 1996 das Wave-Gotik-Treffen in Leipzig

In den 90ern waren die Goths unter uns Jugendlichen allgegenwärtig. Auch in meiner Peer Group gab es einige von ihnen. Das sorgte selten für irgendwelche Missverständnisse oder Fragen, die geklärt werden wollten. Die waren halt so, sie waren unsere Freunde und alle waren cool damit. Bis auf die Nazis der umliegenden Käffer, aber die waren eh nur mit sich selber cool.

Ich selber konnte mit diesem Lebensgefühl nicht viel anfangen. Mir war das alles zu schwarz, zu deprimiert und musikalisch mochte ich in dem Kontext nur The Cure. Der Rest ging mir nie sonderlich gut rein. Dennoch war mir damals schon klar, dass das als Subkultur unter Jugendlichen keineswegs bedeutungslos war, denn Goths, oder „Grufties“, wie wir sie damals nannten, gab es nunmal überall. Und wer keine kannte, pflegte halt – wie so oft – gerne seine Vorurteile gegen sie.

Um so interessanter, dass eine Oberschule aus Kitzscher im Jahr 1996 ihr eigenes Schulfernsehen losschickte, um beim Wave-Gotik-Treffen auf Teilnehmer und Anwohner zu treffen und mit denen ins Gespräch zu kommen. So von Jugend zu Jugend. Schönes Zeitdokument.


(Direktlink, via Spontis)

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Ultras – die Dokumentation

Es steht geschrieben, dass die deutsche Ultra-Szene unter den jungen Menschen aktuell die für sie meist gelebte Subkultur sei. Und davon haben wir aktuell leider denkbar wenig.

Ich habe es nie mit Fußball gehabt, empfinde aber den Film „Ultra“ als wichtig. Einer der Filme, die man mal gesehen habe sollte und so. Ich sah den vor 20 Jahren mal und dachte so, „Alter!“ Und habe den bis heute immer im Hinterkopf, wenn es um irgendwas mit Fußball geht.

Ich will die Doku in der Summe nicht bewerten, ich kann kein Fan von Dynamos werden. Weder von denen in Dresden und schon gar nicht von denen in Berlin. Aber: Ultras sind unter den jungen Leuten ein nicht unwichtiges Ding – und Subkultur rules immer. Immer!

Beim Ersten gibt es die Doku in der Mediathek. Oder halt auf YouTube.


(Direktlink)

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Doku: Soviet Hippies

Dass die Zugehörigkeit einer nicht angepassten Jugendkultur in den repressiven Staaten des Ostblocks weitaus riskanter als im Westen war, ist kein Geheimnis mehr. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass es trotzdem Jugendliche gab, die auch aus Protest Teil jener Subkulturen sein wollten. In der DDR waren das Blueser, Punks und am Ende auch Skinheads. In der damaligen UdSSR waren es schon Ende der 60er Jahre Hippies.

Zu diesen jugendkulturellen Besonderheiten im Osten gibt es nicht sonderlich viel Doku-Material. Wohl auch, weil die technologischen Möglichkeiten dort zu dieser Zeit nicht für jedermann verfügbar waren. Da bin ich doch sehr froh, dass dennoch hin und wieder Material auftaucht, das dazu taugt, einen Blick auf längst vergessene Zeiten werfen zu können. So wie hier – über die Hippiekultur in der Sowjetunion.

Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll – die Hippiekultur gehört zu den festen Bestandteilen der 60er Jahre in der westlichen Welt. Was bis heute dagegen fast unbekannt ist: Auch in der Sowjetunion gab es Hippies: junge, alternative Menschen, die dem sozialistischen Alltag zum Trotz auf der Suche nach Glück und Freiheit ihren eigenen Hippiekult lebten. Der wilde Flowerpower-Trip in den psychedelischen Untergrund mit den Hippies von damals macht das Lebensgefühl dieser bunten Gruppe von Künstlern, Musikern, Freaks und anderen langhaarigen Systemverweigerern lebendig, die sich in der Sowjetunion eine eigene Subkultur geschaffen haben. Filmemacherin Terje Toomistu trifft die nun deutlich gealterten sowjetischen Hippies und lässt sie erzählen – von der Lebenslust und dem Einfallsreichtum, den es allein schon brauchte, um trotz des Eisernen Vorhangs an westliche Musik zu kommen, von Sprachschwierigkeiten, von den oft verständnislosen bis repressiven Reaktionen von Familie und Nachbarn, von wilden Reisen durch das ganze Land und heimlichen Konzerten, von Drogen, Rausch und Selbstzerstörung. Zusammen mit originalen Amateurfilmen entsteht so ein Psychogramm der sowjetischen Hippies, aber auch das eines Landes, in dem sie ihre explosive Gegenkultur lebten. „Soviet Hippies“ wirft einen Blick auf einen weitestgehend unbekannten Teil der Geschichte Osteuropas, hinterfragt das Funktionieren von Macht und stellt die noch immer aktuellen Fragen nach Freiheit und Selbsterfüllung. Vor allem aber wird aus den Erzählungen der Menschen, die damals dabei waren, der Geist dieser Zeit wieder lebendig und ein Lebensgefühl greifbar, von dessen Existenz viele noch nicht einmal etwas ahnten.

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Punkbadges

Kleiner, feiner Instagram-Account, der alte nicht nur Punk-Badges zeigt.


(via this isn’t happiness)

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Kurz-Doku über die Electronic Cassette Culture: Blank Tape

Manche Leute da draußen schwören immer noch, oder besser wieder, auf die gute alte Kassette. Vinyl Factory hat sich diese Szene mal ein bisschen genauer angesehen und diesen Beitrag darüber gedreht. Sympathische Sache, aber ich hab gar kein Tapedeck mehr. Nirgends.

„Experimental and avant garde music has always sought release through peripheral channels. Where in the past that might have been via a number of hand-painted records handed out at concerts or between friends within local scenes, independent labels with creativity (rather than cash) to burn are turning to cassettes as an available, affordable and more immediate medium to release music on.

And where in the past, DIY cassette culture may have been more central to grassroots punk and hip-hop culture, electronic music producers are now exploiting the analogue texture of tape for its sonic qualities too.“


(Direktlink, via Vinyl Factory)

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1990: jugendliche Gruftis in der DDR feiern Robert Smiths Geburtstag

Gruftis, die damals noch nicht Goths genannt wurden, gab es nach dem Fall der Mauer so einige in der DDR. In meinem Umfeld waren das fast immer junge Frauen, die toupierte Haare trugen und mit ihren schwarzen Mänteln bei The Cure die Tanzfläche in der Dorfdisko dominierten. Überhaupt hörten wir damals alle Cure. Sie allerdings hörten nicht nur Cure, sie liebten diese Band. Wir sprachen wenig über das, was sie dazu bewegte, Grufti zu sein – irgendwie war es den meisten auch egal. Das sie am Wochenende nachts auf Friedhöfen rumhingen war mehr als ein Klischee und das sie mit Punks genau so gut konnten, wie mit den Naziskins war irgendwie merkwürdig. Es war halt eine kleine Stadt, in der jeder jeden kannte.

Robert hat hier ein schönes wenn auch kurzes Zeitdokument ausgegraben, das jugendliche Gruftis 1990 in der Noch-DDR dabei zeigt, wie sie unter einer Brücke mit russischem Vodak und Ghettoblaster den Geburtstag ihres Idols feiern. Ein Ausschnitt aus der Dokumentation „Letztes Jahr in Deutschland“.

Am 21. April 1990 wurde Robert Smith, Leadsänger der englischen Band “The Cure”, stolze 31 Jahre alt. Etwa zur gleichen Zeit sind Dokumentarfilmer auf der Suche nach der Stimmung des Umbruchs im wiedervereinigten Deutschland. Die Grenzen der DDR sind offen, die trennende Mauer ist im November 1989 gefallen. Es ist eine Zeit der Freude, der Unsicherheit, der Verwirrung und der Orientierungslosigkeit – denn wirklich daran geglaubt hatte niemand. Doch über Nacht ändert sich die Geschichte. Die DDR zerbricht, die sogenannte “Allianz für Deutschland” treibt die Wiedervereinigung voran, Neuwahlen stehen bevor, die alte Währung abgeschafft. Irgendwo in diesem Chaos trifft die besagte Filmcrew unter einer Brücke auf eine Gruppe Jugendlicher, die zu den Klängen ihrer Musik und im Nebel des Alkohols den Geburtstag ihres Idols feiern: “Was feiert ihr hier eigentlich? – Robert Smiths Geburtstag!”


(Direktlink)

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Doku: No Future! Als der Punk noch Wellen schlug

Perfektes Programm für einen Sonntagnachmittag. Lief gestern Abend auf arte und ist jetzt für sieben Tage auf arte+7 zu sehen.

Zunächst in New York und London, später in Paris, Berlin und Düsseldorf entsteht ab Mitte der 70er Jahre eine radikale Jungenkultur. Sie ist nicht nur Synonym für eine musikalische Revolte, sondern auch für nonkonformistisches Verhalten und eine provozierende Mode. In den 70er Jahren war die Londoner King’s Road eines der Zentren der Punk-Kultur mit Geschäften wie „Granny Takes a Trip“ und „Sex“, dem Kleiderladen von Malcolm McLaren und Vivienne Westwood. In der Musikdokumentation erzählt Fred Aujas von dem Aufschrei einer Generation desillusionierter Jugendlicher, die sich den Slogan „No Future“ auf die Fahnen schrieben. Sie stellten die Weichen für eine ebenso radikale wie vergängliche künstlerische Revolution.

Ihr Motto war: “Do it yourself”. Um maximale Unabhängigkeit zu erlangen, gründeten einige Punks eigene Plattenlabel, organisierten ihre Konzerte selbst und brachten eigene Fanzines heraus. Alain Maneval, der Erzähler des Films, lebte damals in London. In Clubs wie dem Roxy oder Marquee bildete sich eine eigene Szene heraus. Manevals Erinnerungen und Begegnungen ziehen sich als roter Faden durch die Dokumentation und vermitteln eine Vorstellung von der unglaublichen Energie und Faszination der Punk-Ära.

Heute ist der Punk längst Geschichte, doch die Helden dieser exzentrischen Rebellion, gesellschaftliche Aussteiger und nachtaktive Dandys, hinterließen nicht nur ein ganz bestimmtes Lebensgefühl, sondern auch ein kulturelles Vermächtnis. Anhand von Archivbildern und Interviews mit Zeitzeugen veranschaulicht der Film den politischen Kontext und die ökonomische Krise, aus der die Underground-Bewegung entstand. Der Soundtrack lässt die Punkmusik der Anfangsjahre wie von den Sex Pistols, The Clash oder den Ramones wieder aufleben. „No Future! Als der Punk Wellen schlug“ schildert die Ursprünge der Bewegung, aus denen sich ein Gesamtbild jener Subkultur ergibt – wild, anarchisch, manchmal auch brutal. Eine Bewegung, die sich den T-Shirt-Spruch „No Future“ zum Credo machte. Das tragische Schicksal von Sex-Pistols-Bassist Sid Vicious ist dafür exemplarisch.


(Direktlink, via Christian)

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SWR Podcast: Punk und Hip-Hop in der DDR

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(Foto: Punkfoto)

Ein recht kurzer aber dennoch hörenswerter Beitrag vom SWR über Punks und Hip-Hoper in der DDR. Sehr auf einzelne Biographien bezogen, was ja nichts Schlechtes sein muss und gerade im Hinblick auf den Hip-Hop mit mir bisher Unbekanntem. Hier im Archiv mehr über Punks in der DDR.

Bunter Irokesenschnitt und zerrissene Jeans – damit machte man sich in der ehemaligen DDR verdächtig. Staatskritische Punks wurden in der DDR schikaniert oder landeten im Gefängnis. Jugendliche Hip-Hopper steckte man ins FDJ-Heim – zum Rappen unter Aufsicht und mit staatlicher Lizenz.

[audio:http://mp3-download.swr.de/swr2/wissen/sendungen/2013/05/swr2wissen-20130514-punk-und-hiphop-in-der-ddr.12844s.mp3]
(Direktlink, via Swen)

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Das vielleicht geilste Fotoalbum im Netz: The Internet K Hole

Ich bin mir ziemlich sicher, dass The Internet K Hole irgendwann schon mal im Reader hatte, dann war es irgendwann weg und mir ist es gar nicht aufgefallen. Jetzt allerdings, wo ich mich seit fast einer Stunde wieder da durch klicke, verstehe ich gar nicht, warum ich es nicht vermisst habe. Die von unterschiedlichsten Menschen privat festgehaltene Dokumentation von verschiedensten Jugend- und Subkulturen mindestens zwei Jahrzehnte. Skater, Rocker, Punks, Punks, Punks, Gothics, Partys, Unmengen an Alkohol, Drogen, Porno, B-Boys. Und manchmal auch Katzen.

Irgendwie wirkt das Teil in der Summe wie ein eingefrorenes Lebensgefühl derer, die heute schon locker fünf Jahrzehnte hinter sich haben. Wie ein Familienalbum sämtlicher abgelichteter Freaks. Großartig! Die Minuten klicken sich da ganz schnell weg und ich hoffe, dass aus der Jetztzeit mehr von der Jugend übrig bleiben wird als Fratzengulasch-Poserfotos aus Großraumdiskotheken, die bei vielen der Jungen die Facebookpinnwände dominieren.

Jede Generation sollte sein Internet K Hole haben. Ja, das sollte sie.
(via René)

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