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Wie dieser Markt regelt

Die FDP hat uns solche Kapriolen ja immer als Regelung des Marktes verkaufen wollen. Und so. Gut, dass die kaum noch gewählt wird. Weil der Markt dann halt regelt…

18 Kommentare

  1. Schlaumichel28. März 2020 at 22:05

    weil ich die inflationären und gerade angesagten “Markt regelt“-Kommentare echt über hab: es gibt Dinge, die regelt der Markt besser als der Staat und es bedarf eines Staates, der einen Rahmen gibt, und regulierend eingreift. Darin besteht kein Widerspruch. Man kann von der FDP nun halten, was man will und meine Sympathie hat sie auch nicht, aber ihr zu unterstellen, sie wollte einen Markt ohne jegliche staatliche Regulierung ist so dermaßen platt… Umgekehrt gefragt, ist etwa “Staat regelt“ gewollt? Gibt ja super Beispiele für…

  2. Robert28. März 2020 at 23:43

    „Der Markt“ sind wir alle. Uns allen obliegt die Entscheidung weiterhin Produkte von/bei diesen Firmen zu kaufen. Insofern kann „Der Markt“ das schon alles regeln. Die Käufer entscheiden schließlich, wer das Geld erhält und einen Gewinn machen kann und wer kein Geld bekommt und irgendwann schließen muss.
    Was das Ganze jetzt mit dieser klitzekleinen (unter 5% Prozent) Partei zu tun hat, verstehe ich jetzt auch nicht so genau.

  3. Falk29. März 2020 at 05:04

    Aber der Markt regelt doch:
    Gross genug = koennen manchen was sie wollen
    Klein und nett = kriegen auf den Sack.

    Kapitalismus hat halt keine Nettiquette…

  4. Martin29. März 2020 at 08:38

    Das Verhalten von Adidas & Co ist scheiße und äußerst unglaubwürdig. Man muss sich aber fragen, ob die Schuld tatsächlich beim Markt zu suchen ist. Der sich selbst regulierende Markt, den Ronny hier anspricht und wie er im Rahmen der Neoklassik verstanden wird, reguliert sich durch das freie Entfalten der Marktkräfte selbst und führt zum Marktgleichgewicht. Durch den Staatseingriff (Mieter dürfen in Corona-Zeiten nicht gekündigt werden) geht jedoch eine Grundvoraussetzung des freien Marktes, nämlich die Selbstregulation, verloren, was zum vorliegenden Ergebnis führt. In einem freien Markt könnte der Vermieter dem Mieter (Adidas usw.) einfach kündigen. Tendenziell spricht der hier angeführte Sachverhalt also eher für als gegen den freien Markt.

    • PluralstattNeoklassik29. März 2020 at 10:19

      Die „Schuld“, so wir sie denn von den betreffenden Konzernen abwälzen wollen, ist beim Kapitalismus zu suchen, weil Kapitalismus mit der Zeit zu Konzentration von Marktmacht (bzw. größeren Firmen) führt und damit der Einkommensanteil vom Kapital am Erwirtschafteten steigt und die Lohnquote sinkt (anders: die Gewinne des Kapitals steigen stärker als die Löhne). Die Firmen nutzen hier also ihre Marktmacht aus, während der Staat die Lohnkosten zu einem sehr sehr großen Anteil übernimmt, um die Kosten jetzt auch noch für Land zu drücken, damit die Kapitaleigner am Ende kein Geld verlieren.

      Zudem: der sich selbst regulierende Markt, wie in die Neoklassik proklamiert, existiert so gut wie nicht (außer am Strommarkt). Er reguliert sich auch nicht selber, schon gar nicht im Fall von Mieten, wo keine „freier Markt“-Preise genommen werden, sondern die Preise wie in einem Oligopol bestimmt werden. Weil der Mietmarkt eben kein „freier Markt“ ist. Zudem sind Märkte immer reguliert. Warum sollte nun die Regulierung „temporärer ausgeweiteter Kündigungsschutz“ den „Markt“ mehr „hindern“, sich „frei zu entfalten“ als der normal geltende Kündigungsschutz?

      Die Neoklassik ist eine Theorie, die sich ganz wunderbar eignet, um Deregulierung an allen Ecken und Enden zu fordern, was das zur Folge hat, wissen wir ja eigentlich schon – die Besitzenden und Mächtigen werden besitzender und mächtiger und der Rest, naja, der kann sich halt die Miete nicht mehr leisten und verdient zu wenig, Pech gehabt.

      • Martin29. März 2020 at 12:26

        Wenn du vom Oligopol im Mietmarkt sprichst, dann ist auch das ein Zustand, der nicht mit dem neoklassischen Marktmodell vereinbar ist, da dort von einer atomistischen Marktstruktur (Polypol) ausgegangen wird. Also handelt es sich auch hier um keinen Markt im neoklassischen Sinn.
        Worauf ich hinaus möchte ist, dass man keine Argumente gegen den neoklassischen Markt anbringen kann, wenn die per definitionem notwendigen Umweltbedingungen nicht gegeben sind. Wenn man also sagt „der Markt regelt“, dann setzt das voraus, dass die Annahmen für einen perfekten Markt gegeben sind. Treffen die Annahmen nicht zu, dann kann man nicht erwarten, dass der Markt regelt. Das neoklassische Modell ist nicht falsch, sondern nur unrealistisch.

        • PluralstattNeoklassik29. März 2020 at 14:46

          Haha, also wir sind uns einig darin, dass der Mietmarkt kein neoklassischer Markt ist. Du kritisierst an dem OP, dass so also keine Kritik am neoklassischen Markt geübt werden kann. Soweit, so klar. Das heißt aber auch, dass dieses Beispiel nicht „tendenziell eher für als gegen den Markt“ sprechen kann. Geht ja nicht, wenn es gar kein Beispiel für den Markt ist.

          Zumal mit diesem Post, die Unzulänglichkeiten der Neoklassik mal außen vor lassend, Kritik am Neoliberalismus (aka GEBT UNS MEHR MARKT! MARKTMARKTWIRWOLLENMARKT!) geübt wird – es wird also nicht der neoklassische Markt (so man ihn den findet) kritisiert, sondern der real existierende Kapitalismus neoliberaler Ausprägung, in dem wir gerade leben.

          • Martin29. März 2020 at 21:22

            Nun muss man den Mietmarkt auch räumlich abgrenzen – der Mietmarkt in Berlin ist ein anderer als im Brandenburger Hinterland. Wenn man sich nun aber darauf einigt, dass Adidas-Stores vor allem in Ballungszentren wie Berlin, München usw. zu finden sind, dann gehe ich davon aus, dass dort kein Markt im neoklassischen Sinn existiert.

            Bzgl. des Beispiels für/gegen Markt:
            Der neoklassische Markt ist ein Idealzustand, was will man da kritisieren? Man kann beklagen, dass dieser Idealzustand kaum realisierbar ist…mehr aber auch nicht. Die Erkenntnis ist aber auch nicht neu. Mit der Neuen Institutionenökonomik wurde das Problem nicht perfekter Märkte ja bereits aufgegriffen.

            Bzgl. der von mir nicht geäußerten aber mir von dir zugeschriebenen Kritik am real existierenden Kapitalismus neoliberaler Ausprägung:
            Sozialismus stellt für mich keine Alternative zum Kapitalismus als Grundkonzept dar. Wie man den Kapitalismus ausgestaltet, das ist eine andere Sache.
            Ich denke es gibt einige Wirtschaftsbereiche, die einen gewissen staatlichen Ordnungsrahmen UND staatliche Steuerung benötigen. Man denke an Straßen, Telekommunikation, Gesundheitswesen. Hier geht es um gesamtgesellschaftliche Interessen.
            Auf der anderen Seite gibt es aber auch Wirtschaftsbereiche, für die ein staatlicher Ordnungsrahmen ausreicht, jedoch keine staatliche Steuerung notwendig ist. Die Playstation muss den Sicherheitsvorschriften entsprechen, aber der Rest, wie z. B. Preisfestsetzung, Produktionsmenge usw, bleibt dem Markt überlassen.

            • PluralstattNeoklassik30. März 2020 at 12:04

              Egal wo, der Mietmarkt ist nie bzw. kann gar kein optimaler Markt im neoklassischen Sinne sein.
              Ich habe auch nicht dir die Kritik am Kapitalismus zugeschrieben, sondern zu der Diskussion ergänzt, dass die in dem Tweet geäußerte Kritik eine am Kapitalismus und nicht eine an der Neoklassik ist, weswegen es kein Gegenargument ist, auf die, gelinde gesagt, zum Haare raufen veranlassende Theorie der Neoklassik, einzugehen.

              Oder anders: wir sprechen zwar über ökonomische Theorie, das hat aber mit dem Tweet erstmal nicht so viel zu tun.

        • Harry29. März 2020 at 20:56

          Doch doch, das neoklassische Modell ist schon falsch. Es sieht – genau wie die klassischen Modelle – nicht, dass das freie Walten der Märkte eben (tendenziell) zum Monopol und zur Zerstörung des Marktes führt. Die Neoklassik in der Praxis zerstört ihre eigene Grundlage und will sich dann zumindest ideologisch Retten indem sie sagt, dass seien ja nun aber garnicht mehr ihre Grundlagen. Das ist – gelinde gesagt – wohlfeil.
          Und einer der Mechanismen über den diese Blindheit entsteht ist die Fiktion von den freien und gleichen Vertragspartnern. Die gibt es in der Realität meistens nicht. Allein jeder Arbeitsvertrag ist ein „Löwenvertrag“. Mit Mietverträgen sieht es idR nicht anders aus. Dass Adidas hier seine Macht ausnutzen will um auf Kosten anderer Gewinn zu machen ist nicht der Ausnahme-, sondern der Regelfall in der „freien Marktwirtschaft“ der Klassik genauso wie der Neoklassik.

  5. Dnl Ntzschk29. März 2020 at 11:47

    Ähem, entschuldige, hast Du Dir das betrunken von einem Chat-Bot schreiben lassen? Es gibt schon lange keinen Markt mehr (wenn es ihn je gegeben hat), der sich frei regulieren kann. Ist Dir das System überhaupt bewusst, in dem wir leben?

    Ein selbstregulierender Markt, in dem die Globalplayer Steuer- und Narrenfreiheit besitzen – und jetzt kommt Dein geilstes Argument, weil man die Bürger vor dem Neoliberalismus schützen will und Kündigungssperren verhängt, siehst Du den ohnehin schon unfair drangsalierten Kapitalismus in Gefahr.

    Ich würde das höchstens gelten lassen, wenn Du selbst reich genug wärst, um Dich ganz egozentrisch um Deine Schäfchen sorgen zu müssen…

  6. Dnl Ntzschk29. März 2020 at 11:55

    Es geht am Ende um soziale Verantwortung – gepriesen ohne Ende, beginnt sie mit scheinheiligem Rumgeklatsche auf dem Balkon und endet am Klopapierregal im Supermarkt.

    Es ist nicht illegal von Adidas & Co. sich die Miete vom Steuerzahler finanzieren zu lassen, aber die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellt sich Neoliberalisten eben nicht.

    Genauso wenig, wie sehr die Gesetzgebung dabei schon Teil dieses Marktes ist.

    • Martin29. März 2020 at 12:37

      Weiter oben findest du meine Antwort.
      Ich sehe mich nicht als Neoliberalist. Ich sage einfach nur, dass man vom Markt nichts erwarten kann, wenn dessen Grundannahmen nicht gegeben sind ;)

  7. Eric29. März 2020 at 18:45

    Das ist doch absurd. Gestern wurden allerorts die Vermieter als die bösartigen renditegeier in dieser Gesellschaft verurteilt und auf einmal solidarisiert sich jeder mit ihnen. Wobei hinzu kommt, dass die Vermieter in großen Einkaufszentren selbst Konzerne sind. Wer ist hier nun der Böse?

    • Harry29. März 2020 at 21:02

      „Die Bösen“ gibt es nicht. Es gibt ein System, dass dazu führt, dass diejenigen, die ohnehin schon am Arsch sind bei einer Pandemie einfach vor die Tür gesetzt werden (sofern nicht eingegriffen wird) und in dem diejenigen, die ohnehin mehr als genug haben sich überlegen, wie sie die Maßnahmen, die zum Schutz ersterer Leute ergriffen wurden noch ausnutzen können um anderen das Geld wegzunehmen.

  8. Hans Dampf30. März 2020 at 01:45

    „Im liberalen Sinne heißt liberal nicht nur liberal“
    Loriot

  9. blub30. März 2020 at 10:51

    Staat: greift in Markt ein
    Unternehmen: reagieren auf Eingriff
    random Sozialpädagoge: IST JA TOLL WIE DER MARKT REGELT

    (bin kein Verfechter von freien Märkten, der FDP o.ä. aber die Argumentation ist einfach dumm.)

    • Harry30. März 2020 at 12:18

      Staat: Will Menschen entlasten, die nicht so viel Geld haben.
      Unternehmen: Versuchen diese Regelungen , die für andere getroffen wurden, auszunutzen um mehr Profit zu machen.
      Random Internetkommentator: WER DARIN EIN PROBLEM SIEHT IST DUMM!

      ( Ich bin kein Verfechter von stringenten Argumentationen, der DGPhil o.ä., aber die Argumentation ist einfach dumm.)

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