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Boston Dynamics hat mit „Stretch“ jetzt einen Paketpack-Roboter, der einen meiner Jobs von damals machen kann

Während meiner zweiten Ausbildung musste ich gezwungenermaßen nachts immer von 2300 bis 0200 Uhr Pakete aus Containern auf Laufbänder verladen, die bei einem Paketdienstleister in Berlin Reinickendorf ankamen und dann von dort aus morgens weiter gingen. Damit schon damals eure Pakete pünktlich bei euch ankommen konnten, was mit den heutigen Lieferzeiten halt nichts mehr gemein haben dürfte, glaube ich. Ohne, das geprüft zu haben. Heute geht das alles sehr viel schneller.

Der Job war echte Knochenarbeit, aber recht gut bezahlt und das Kardio-Training gab es so sehr dazu, dass ich nach manchen Schichten vor Erschöpfung auf meinem Heimweg kotzen gehen musste. Zu Peak-Zeiten wie Weihnachten oder Ostern mussten nicht wenige von uns „Ausladern“ drei bis fünf Tonnen pro Schicht, die dann auch schon mal länger als geplant ging, aus den Containern auf die Laufbänder heben. Hat mir damals finanziell nicht nur den Arsch sondern die Familie gerettet. Ich habe es dennoch gehasst, wobei ich wusste, dass das für mich nur von geringer Dauer sein würde, weil meine Ausbildung, die ich unbedingt nochmal nachlegen wollte, dann auch bald vorbei sein würde – und ich keine Pakete mehr aus irgendwelchen Containern auf Laufbänder laden müsste. Das dachten dort damals einige Studenten auch mal, wie sie sagten, und vernachlässigten ihr eigentliches Studium ob der dortigen Schufterei so sehr, dass sie einfach nur noch schuften gingen und mitunter ihr Studium abbrachen, um das, was man wohl Karriere nennt, bei jenem Paketdienstleister machen zu können. So wurden aus angehenden Biologen mitunter schon mal Schichtleiter im Zusteller-Business. Aber auch das gut bezahlt.

Ich habe zu den Kollegen von damals keinerlei Kontakt mehr und weiß demnach nicht, wie die ihr Leben so weiter organisiert haben oder ob die in Reinickendorf immer noch dafür sorgen, dass eure Pakete täglich pünktlich zugestellt werden können. Aber bei Boston Dynamics haben sie mit „Stretch“ jetzt einen Roboter, der genau den Job übernimmt, den wir dort damals gemacht haben. Und der macht den, ohne danach kotzen zu müssen. Und – und das ist daran nicht ganz so geil – der macht den halt auch, ohne dafür gut bezahlt zu werden. Wobei, so ehrlich will ich sein, der halt auch keine Pakete durch die Lüfte wirft, wie damals jeder von uns. Für etwaige Schäden kam nämlich der Arbeitgeber auf.


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4 Kommentare

  1. Jack29. März 2021 at 22:34

    Nur gibt es den ja nicht für Umsonst.. der wird ca. 100 000€ kosten und braucht auch Wartung. Nun früher also ganz früher wurden Pyramiden mit Sklaven gebaut auch die brauchten Nahrung. Morgen könntest du dir ein Roboter auf Kredit kaufen und den dann auf Arbeit schicken um sich selbst abzubezahlen. Aber auch Taxifahrer gibt es bald nicht mehr – und ein Blog könnte man durchaus mit GPT-3 von selbst laufen lassen. Auf YT gibt es ja auch MultiChannelNetworks (MCN) die automatisiert Videos generieren die wohl viel von Kleinkindern geschaut werden.
    Oh ja die Pr0n Videos bekommen auch digitale Darsteller .. oder CodeMiko. Letztlich sollte jedem klar werden das es eng wird – und ohne Fähigkeiten sowieso… noch sind Menschen günstiger als Roboter aber nicht mehr lange, teils lässt man schon Menschen Roboter steuern um keine teuer Sensorik und Autonomie einbauen zu müssen.

    • Matze29. März 2021 at 22:56

      Laut wissenschaftlich belegten Erkenntnissen wurden die Pyramiden übrigens nicht von Sklaven sondern bezahlten Handwerkern erbaut. Das wird mittlerweile auch den Kindern in der Schule beigebracht.
      Wo ist jetzt der Zusammenhang mit Robotern die Pakete sortieren?

      • Jack30. März 2021 at 07:20

        Ja sorry “ im Frondienst nahe der Sklaverei.“ und „Zwangsverpflichtet“ quasi wie heute der Paketzusteller. Versorgt wurden sie jedenfalls, es waren also keine KZ Arbeitslager. Aber nimm halt die Sklaven im alten Rom ohne die die Gesellschaft nicht funktioniert hätte, oder auf den Baumwollplantagen. Oder Zwangsprostituierte.
        Es geht mir aber drum dass es schon immer billige Arbeitskräfte gab wenn auch nie kostenlose – ob nun der Pflegedienst aus dem Ostblock, die Arbeiter in Katar oder die Spargelstecher – und zukünftig eben vermehrt Roboter. Wenn eine Arbeit von einem Roboter gemacht werden kann – wieso sollte sie ein Mensch tun? Wir brauchen natürlich ein BGE . Denn wenn du arbeiten musst um zu überleben – was unterscheidet dich von einem Sklaven? Wenn dem AMZ Zusteller keine Zeit zugestanden wird um auf Toilette zu gehen („pee bottle“). Ehrlich bitte lass Roboter dies tun.

  2. Fritz31. März 2021 at 20:30

    Dass Menschen bald weniger Roboterarbeit machen müssen klingt erstmal gut. Fürchte nur, dass auch das nicht zugunsten der Menschen genutzt wird.

    Aber ja, sobald die Roboter sich die Pakete/Bauteile präzise zuwerfen können spart man Förderbänder ;)

    Suche zu dem Beispiel (Ballistische Logistik) übrigens seit gestern ein video/gif aus der Arbeitswelt und finde keins, kann mir da zufällig jemand aushelfen?

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