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Auf einmal so konservativ: Die Grünen und die Drogen

Die Grünen waren eine der erstes Parteien, die sich offiziell für die Legalisierung von Cannabis und eine generelle Liberalisierung der Drogenpolitik ausgesprochen hatten. Als Teil des Parteiprogramms. Cem Özdemir punktete vor zwei Jahren noch mit Cannabis auf dem Balkon.

Nun wurde Volker Beck mit einer „drogenähnlichen“ Substanz erwischt und hat im Zuge dessen sofort all seine Ämter niedergelegt. Souveräner Umgang mit den Tatsachen, wenn auch es mir viel lieber wäre, wenn Politiker, die seit Jahren eine Liberalisierung der Drogenpolitik fordern, in so einem Fall einfach mal klare Kante zeigen und erklären würden: „Ich nehm‘ halt auch mal was. In meiner Freizeit. Fragt ja auch keiner, wie oft in der Woche ich besoffen bin. Der Konsum schließlich ist nicht verboten.“ Der Besitz hingegen schon. Immer noch.

Beck hat das nicht getan. Wohl auch der Loyalität seiner Partei gegenüber, die derweil geradezu schnappatmig den Konsum der Droge geißelt, die Beck wohl gerade gekauft und bei einer Polizeikontrolle dabei gehabt haben soll. Es ist Wahlkampf.

Da heißt es wohl: „Gute Drogen, schlechte Drogen“ – und Beck hatte, der seiner gerade wahlkämpfenden Parteiwichtigen nach, offenbar in jenem Moment die falsche Substanz in der Tasche. Wobei immer noch keiner genau weiß, was das denn nun gewesen ist. Außer er selber wahrscheinlich, aber egal.

Morgen auf dem Titel der taz
Morgen auf dem Titel der taz

Derweil ziehen die Grünen in den Umfragen, zehn Tage vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg, der CDU mit 32 Prozent davon und könnten erstmals stärkste Partei in einem Landtag werden. Und das obwohl der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann heute Morgen ob der Beck-Sache noch Angst um seine Stimmen hatte und in dem Zuge Beck „schweres Fehlverhalten“ vorwarf.

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Macht euch mal locker.

16 Kommentare

  1. Jens3. März 2016 at 23:36

    Aussenpolitisch sind sie schon lange auf Neocon-Kurs, innenpolitisch geht’s auch Richtung CDU. Nicht gut. Fuer mich keine Wahloption (mehr).

  2. Ronny3. März 2016 at 23:51

    Jens,

    Waren sie für mich nie. Was aber nichts heißen muss.

  3. Sur4. März 2016 at 01:10

    Naja, bei der Hitler-Droge hört halt der Spaß auf

  4. spartacus4. März 2016 at 09:20

    Toller Text, ich stimme dir vollkommen zu. Gerade in so einer Situation sollten sie Eier zeigen! Fehlt nur noch, dass er sich entschuldigt schwul zu sein – das war echt ein erbärmlicher, rückgratloser Rückzieher…

  5. Martin Däniken4. März 2016 at 09:30

    Macht ist auch eien Droge
    -und Grüne sind auch nur Politiker äh Menschen.

  6. Lorenz4. März 2016 at 09:36

    Da steht der Verdacht Crystal Meth, von dir im Artikel absichtlich unerwähnt, im Raum und deine Antwort ist „Macht euch mal locker.“ Fass ich nicht. Klar hat man für Beck mehr Mitgefühl als wenn z. B. der Seehofer mit dem Pulver erwischt worden wäre, zumal Beck mit seinen Rücktritten auch echt vorbildlich reagiert hat. Aber was wir jetzt am allerwenigsten brauchen ist eine so superahnungslose Relativierung von dieser Scheissdroge. Crystal Meth ist hochgradig persönlichkeitsverändernd. Dieses ganze Empathielosigkeit da unten in Sachsen hat hundertpro auch was mit der Nähe zur tschechischen Grenze zu tun.

    Ich hab Beck vor ein paar Monaten übrigens mal von der Bundestagstribüe erleben dürfen und fand sein Verhalten damals auch echt strange. Der kam z. B. in den Planarsaal und stelle Sekunden später einen Antrag, obwohl er den Redner kaum mitbekommen hatte, was er auch zugab. Kam ultra fahrig rüber, ich hatte das damals unter Bundestags-Routine abgeheftet. So isser halt, macht euch mal locker.

    Die ganzen taktischen Spiele, der seltsam passende Zeitpunkt, das Durchstechen der Infos an die Öffentlichkeit — schreib da was dazu. Crystal Meth allerdings ist nicht „die falsche Substanz“, ach egal, sondern null egal und hochgefährlich.

  7. Ronny4. März 2016 at 09:46

    Lorenz,
    Nun ja, ich mag mich an einem „Verdacht“ nicht aufreiben, so lange es nur ein Verdacht ist. Es geht auch gar nicht darum, sich bezüglich der Substanz locker zu machen, sondern um den Umgang damit, was ein Politiker in der Tasche gehabt haben soll.

  8. Lorenz4. März 2016 at 10:45

    Aua aua aua! Du wirfst da oben Crystal, oh sorry die „Substanz“ mit Cannabis in einen Topf. Kommt lässig, ist aber doof. Und du plädierst dafür in so einem Fall von Crystal Meth „einfach mal klare Kante zeigen zu erklären: Ich nehm‘ halt auch mal was. In meiner Freizeit.“ Kommt auch lässig, ist aber noch viel viel doofer.

    Nochmal gaaaanz langsam unter uns Entspannungsrauchern: Es geht um die Substanz. Es ist ein Unterschied ob ein Politiker oder whoever Cannabis oder Crystal Meth in der Tasche hat. Wenn du das auch so siehst, dann schreib das auch. Klare Kante…

  9. Ronny4. März 2016 at 10:59

    Lorenz,
    Für mich ist ein Verdacht ein Verdacht. Solange das so ist, bilde ich mir ungern ein abschließendes Urteil. Andere schließen nach einem solchen schon auf einen Zusammenhang mit der Arbeitsaktivität des Verdächtigen.

  10. Lorenz4. März 2016 at 12:19

    Glitschig wie ein Eimer Aale. Keiner verlangt das du dir ein abschließendes Urteil zu der Sache bildest. Du darfst nur Chrystal Meth nicht so relativieren wie in obigem Text. Klare Kante…

  11. Ronny4. März 2016 at 12:46

    Lorenz,

    Also mal davon ab, dass ich Crystal tatsächlich für eine Kackdroge halte, liegt es nicht bei mir darüber zu entscheiden, wer die sich dennoch reintun. Liegt es bei keiner Droge. Ich halte es generell für fragwürdig, wie politisch mit dem Thema Drogen umgegangen wird. Das schließt Crystal mit ein. Nur – und gerne nochmal – es ist bisher schlicht einfach nur ein Verdacht, einen den auch noch die BILD ins Spiel gebracht hat. Darauf mag ich nunmal nicht sonderlich viel geben. Schon gar nicht bei 0,6 Gramm, die auch alles andere sein können.

    Und na klar, dürfte ich Crystal relativieren, wenn ich das wollte. Ich dürfte noch ganz andere Dinge tun. Bist du meine Mutter, oder was? Mach dich mal locker!

  12. CH644. März 2016 at 13:45

    Ronny,

    Natürlich ist es nur ein Verdacht, aber es sieht irgendwie alles so aus als ob was dran ist. Beck äußert nicht und tritt von seinen Ämtern zurück. Keiner von seiner Parteifreunden deutet an das es eigentlich ganz anders ist. Alle verweißen nur auf das menschliches Schicksal.
    Es würde mich nicht wundern, wenn das Umfeld etwas wusste oder ahnte.

  13. zahr4. März 2016 at 14:34

    Angemessen und vernüftig wäre gewesen, eine Entkriminalisierung des Besitzes zum Eigengebrauch zu fordern. Egal um welche Substanz es sich handelt!
    Die aktuellen Reaktionen sind halt ehrlicher….

    Zu der Özdemir Geschichte:
    Die Nummer hätte er mal in seiner Heimatstadt Stuttgart durchziehen sollen.
    Kretschmanns Reaktion wäre entlarvend gewesen. Und mit einer schnellen Einstellung hätte er sicher auch nicht rechnen können. Das ganze in Kreuzberg durchzuziehen ist dagegen billig!

    Lügenpack!

  14. antiantianti4. März 2016 at 15:49

    Und dann auch noch 1000*mal so viel. Beck ist also tausendmal schlimmer als Hitler.
    Und die Grünen sowieso, die wolln dem Abendland das Schnitzel wegnehmen!11

    Sur,

  15. mühsam4. März 2016 at 18:26

    Word oder wie die jungen Leute sagen.

  16. robotron sömmerda4. März 2016 at 21:09

    0,6 bei einem drogenliberalen? deswegen tritt man nicht zurück, d steckt was anderes hinter…

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