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Bei der CSU im Jahr 2015

Während das ganze Land fast täglich über Rassismus und die damit verbundenen Auswirkungen debattiert, setzt sich der Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in eine Talkshow, in der über das Thema Flüchtlinge gesprochen wurde und nennt Roberto Blanco „einen ganz wunderbaren Neger“. Da bleibt mir glatt das Frühstück im Halse hängen.


(Direktlink)

Mittlerweile beteuert er, das Wort sonst überhaupt nicht zu benutzen. Ob man das glauben kann, weiß ich nicht, bei der CSU ist man seit jeher mit seinem Vokabular nicht sonderlich zimperlich.

Hermann macht damit sehr deutlich, dass er zumindest kein Problem mit rassistischem Sprachgebrauch zu haben scheint. Als Innenminster eines deutschen Bundeslandes, das nicht müde wird, sich für seine Integrationsmaßnahmen regelmäßig selber auf die Schultern zu klopfen.

Nicht nur angesichts dessen muss man fast zwangsläufig fragen, wie die es bei der CSU immer wieder schaffen, noch tiefer ins Klo zu greifen. Vielleicht machen sie es ja wirklich so.

Oder aber das Problem liegt viel tiefer und man hat dort schlichtweg keine Probleme, Aussagen wie diese mal eben öffentlich im TV von sich zu geben. Und vor allem auch diese dort auch unwidersprochen so stehen zu lassen. Deutschland 2015.

22 Kommentare

  1. Donngal1. September 2015 at 10:55

    Finde ich immer wieder erschreckend sowas. Selbst bei meinen eigenen Eltern. Als mein Vater (Jahrgang 50) bei uns zum Frühstück war erzählte er doch wie selbstverständlich dass seine Verkäuferin beim Bäcker eine Negerin gewesen sei. Auf meinen Einwurf dass man das so nicht (mehr) sagt reagierte er ehrlich überrascht. Wie kann sowas sein? Ist das nicht Allgemeinbildung? Andererseits war für meinen Vater in meiner Jugend Rap- und Reggaemusik auch „Bimbomusik“. Ich bin mir nicht sicher ob das Ignoranz und Dummheit oder Rassismus ist, hoffe aber auf ersteres.

  2. d.b.1. September 2015 at 11:30

    oh man…solltest dich mal mit der euphemismus-tretmühle beschäftigen.

  3. Sto1. September 2015 at 11:58

    Naja, mal abgesehen davon, dass der Hermann nicht gerade der Hellste ist und ich das Weltbild der CSU im allgemeinen ablehne ist Neger in Süddeutschland nicht unbedingt rassistisch zu verstehen. Ja, ist kein schönes Wort aber ist hier genauso üblich wie Zigeuner oder Eskimo. Gibt da ein schönes rumänisches Sprichwort was in etwa so geht:
    Zigeuner ist kein schlimmes Wort solange es kein schlimmer Mensch verwendet.
    Ok, beim Hermann bin ich mir da nicht sicher aber das ewig politisch korrekte getue geht mir ehrlich gesagt auch auf den Kecks. Am Ende ist es auch nur ein Wort wo Leute sich antrainiert haben empört zu sein wenn es jemand verwendet.

  4. Robo.Term1. September 2015 at 12:19

    ich warte ja auf den tag, an dem man von den „Gipsy Kings“ verlangt, sich umzunennen, weil der name rassistisch sei ;)

  5. uwe1. September 2015 at 12:26

    Sto,

    „Am Ende ist es auch nur ein Wort, wo Leute sich antrainiert haben, empört zu sein, wenn es jemand verwendet.“ – Verstehe jetzt nicht, wie das als Begründung für die Verwendung von solchen Wörtern herhalten kann. Ist das nicht mit allen Wörtern so, deren Verwendung auf Kosten anderer gehen? Sollte man sich nicht vielleicht grundsätzlich Wörter abgewöhnen, sondern eher den rassistisch&diskriminierenden Sprachgebrauch? Alarmismus hilft keinem, ob antrainiert oder aus Überzeugung.

  6. Harry1. September 2015 at 12:30

    Sto,

    Es geht aber garnicht um die Menschen, die das Wort benutzen sondern um die Menschen, die mit dem Wort bezeichnet werden. Deswegen ist es auch egal, ob der Mensch der es benutzt Rassist ist oder nicht und deswegen ist es auch völlig egal ob es üblich oder unüblich ist, das zu sagen.
    Man kann das Wort „Neger“ nicht von seiner Geschichte trennen und in der ist es eben ein rassistisches und abwertendes. Das hat nichts mit „politisch korrektem getue“ zu tun, auch wenn ich finde, dass die Art der Empörung oft wenig produktiv ist. Es geht halt um die Frage ob man so ein Wort benutzen möchte, wenn es so eine Geschichte und Bedeutung hat. Nicht darum ob man ein schlechter Mensch ist oder nicht. Deswegen finde ich, dass solche Diskussionen im privaten deutlich unaufgeregter geführt werden sollten.
    Wenn es allerdings – wie hier – um einen öffentlichen Auftritt geht sehe ich das schon wieder anders. Wer zu einer Talkshow mit millionen Zuschauern geladen ist, in der eines der zentralen Themen Rassismus ist und es dann nicht hinkriegt das Wort „Neger“ nicht zu sagen, braucht sich über Empörung nicht wundern.

    Hermann hat btw eine Stellungnahme dazu veröffentlicht in der er das ganze als eine Art rethorische Antwort auf einen Bayer bezeichnet, der in einem Videobeitrag davor gesagt hat, er wolle keine „Neger“ in Bayern. Ich würde ihm das sogar glauben. Es ist aber trotzdem in dem Fall ein rethorischer Griff ins Klo und zeugt von einem völlig fehlenden Bewusstsein für das Problem.

  7. Blah Blahson1. September 2015 at 12:41

    Man ersetze „Politisch korrekt“ durch „Menschen mit Respekt behandeln“ und viele Kommentare lesen sich gleich viel interessanter.

    “ das ewig[e] [Menschen mit Respekt behandeln] geht mir ehrlich gesagt auch auf den Kecks“

  8. Martin Däniken1. September 2015 at 12:53

    „MinusIQ | The pill to lower your IQ permanently“
    http://youtu.be/z9pD_UK6vGU
    Ich will auich ein doofer Rassist äh“ weder-link- noch-rechts-kein Nazi“ sein..
    Und die Wissenschaft hat die Lösung-
    Für jedes Problem einfach eine Pille mit Weizenbier herunterspülen ;)

  9. Sto1. September 2015 at 13:04

    Wie gesagt, finde ich das Wort in einer öffentlichen Diskussion auch sehr unglücklich gewählt aber jetzt zu behaupten man würde Leute nur mit Respekt behandeln wenn man sich politisch Korrekt ausdrückt ist doch auch Quatsch.
    Hast du rhetorisch schön hingedreht geht aber an der Realität vorbei.
    Ja mir wäre es auch lieber wenn die Leute sich nicht aufgrund ihrer Hautfarbe, Sexualität oder Religion in Schubladen stecken würden aber das ist noch ein langer Weg.

  10. odra1. September 2015 at 14:47

    immerhin war der da mal authentisch. ein kurzer impro-blitz im politprotokoll

  11. Manu1. September 2015 at 18:26

    Es ist interessant zu beobachten, wie manche Leute daherkommen und versuchen, die abwertende Bedeutung mit Ausführungen zu Wortherkunft und anderen Sprachen zu relativieren. Es spielt schlicht keine Rolle, wo das Wort mal herkam. Es geht nur darum, was das Wort heute bedeutet.

    Niemand würde jemanden ernst nehmen, der z.B. eine junge Frau als Dirne bezeichnet und das mit dem Hinweis darauf begründet, dass das Wort ursprünglich eben einfach nur Mädchen bedeutete und nicht zwangsläufig negativ konnotiert war.

    Sprache verändert sich nunmal.

  12. dave1. September 2015 at 19:20

    nur um das ganze mal in den kontext zu rücken, kurz vor dem unglücklichen begriff gab ein eine filmsequenz, in der das wort „neger“ verwendet wurde, der liebe CSU-politiker (für dessen partei ich ansonsten nichts übrig habe) bezog sich in seinem kommentar darauf. insofern weiß ich nicht, wieso diese ganze aufregung von allen herkommt, wenn man das ganze nicht im kontext sieht. stattdessen springt jeder blog und jede nachrichtenseite auf den „skandal“-zug auf, um sich künstlich drüber aufzuregen.

  13. ProDebatte1. September 2015 at 19:54

    Manu,

    Es ist interessant zu beobachten, wie manche Leute daherkommen und versuchen die tatsächlichen Bedeutungen des Wortes in anderen Sprachen zu verleugnen sowie ihre eigenen negativen Assoziationen des Wortes, anderen – fremden, älteren oder woanders aufgewachsenen – Menschen aufzuzwingen.

    Der Vater von Pipi Langstrumpf war „NeXerkönig“ … früher gab es auch mal NeXerküsse:
    http://www.biebesheim-am-rheinkilometer464.de/damals-als-man-noch-negerkuesse/

    Ja, ich stimme dir zu: Die Bedeutung von Worten und Sprache verändert sich! Aber pauschal jeden, der nicht (aus deiner persönlichen Sicht heraus) „politisch korrektes“ Deutsch spricht, nicht ernst zu nehmen, als Blödmann darzustellen oder als „verkappten Nazi“ zu betiteln, DAS – ja das ist für mich einfach nur SPRACH-TERRORISMUS. Und schon komisch, das dies gerade von den meist sonst so super-toleranten, gerade im Bereich der Sprache, mit einer unglaublichen Energie vorangetrieben wird.

    Da gibt es Leute die wollen 20-100 Jahre alte Märchen sprachlich korrigieren… dann gibt es da die FeministINNEN, wo man(n) wirklich Angst bekommen kann: Das Studentenwerk heisst jetzt Studierendenwerk, und die Änderung hat nur 180 Millionen Euro gekostet – einfach toll sowas!
    IHR SPRACH-TERRORISTEN IHR !!!
    Sorry, bitte nicht als persönlichen Angriff verstehen, aber die Situation muss ja mal beschrieben werden und auch im Kontext betrachtet werden!

  14. martin1. September 2015 at 21:49

    finde die debatte auch total übertrieben, zumal er sich auf einen kommentar zuvor bezieht und das wort „neger“ mehrere in der runde benutzen. viel dümmer ist derweil frank plasberg, der ranga yogeshwar mit „sie als farbiger“ anspricht.

  15. EinFranzoseDerMitLiest1. September 2015 at 22:30

    @ProDebatte „und versuchen die tatsächlichen Bedeutungen des Wortes in anderen Sprachen zu verleugnen (…)“ Soso… Lustigerweise machst du das genauso: Im Französischen heißt ’nègre‘ sicher nicht schwarz, sondern ist genauso zu werten wie das Deutsche ‚Neger‘, zumindest hab ich als Muttersprachler noch nix anderes gehört. Im Übrigen kannst du gerne versuchen, eine Person in Frankreich als ’nègre‘ anzureden, aber dann bist du schnell im Le Pen-Lager :D Also wenn schon gegen PC usw polemisieren, dann doch bitte bei den Fakten bleiben…

  16. Jule1. September 2015 at 23:04

    Nuance: die Ureinwohner Neukaledoniens sind tatsächlich das Volk der „Kanaken“, das Land stand Ende 1984 kurz vor dem Bürgerkrieg. Zwar lupenreiner Populismus von Strauss, aber noch lange keine rassistische Äusserung…
    Dagegen ist die Wortwahl Hermanns natürlich daneben. Findet Roberto Blanco offenbar selbst auch.

  17. Harry1. September 2015 at 23:58

    ProDebatte,

    Wisch dir mal den Schaum vorm Mund weg. Oder: Wenn sich Leute so sehr darüber aufregen wie du, scheint es ja Sinn zu machen sich genauer mit diskriminierendem Sprachgebrauch zu beschäftigen.

    Niemand zwingt irgendwem irgendeine Assoziation auf. Niemand bezeichnet irgendwen als verkappten Nazi. und ich als Mensch mit Penis finde die Umbenennung von Studenten- in Studierendenwerke mehr als angebracht und notwendig.

    Es geht darum, dass so ein Sprachgebrauch in einer öffentlichen Debatte im Fernsehn völlig fehl am Platz ist. Das wird völlig zurecht kritisiert.

    Außerdem: Wenn in deiner Welt Sprach-Terroristen ihr hinterlistiges Spiel mit aller Energie vorantreiben um dir ihre Assoziationen aufzuzwingen und es außer dir keinen Mutigen gibt, der die Situation mal beschreibt und im Kontext darstellt, dann riecht das für mich eher nach paranoiden Wahnvorstellungen als nach Vernunft.

  18. Stefan2. September 2015 at 08:09

    wichtig: WENN MAN ES WIRKLICH TOTAL ERNST MEINT DIE FESTSTELLTASTE BENUTZEN !!!1!!1!

  19. Konsequenter sein | Edition Flint8. September 2015 at 22:49

    […] Worten „Sie wissen schon, dass Sie zurückmüssen“ begrüßt oder Roberto Blanco als „ganz wunderbarer Neger“ bezeichnet wird, dann sieht man im Hintergrund fest geschlossene Reihen vor dem geistigen Auge […]

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