Die Musikindustrie hat gar nicht vor, ihre rosarote Welt zu verlassen. Der Pirate-Bay-Prozess macht ein mal mehr deutlich, dass sie nicht mal gewillt sind, auch in andere Richtungen zu sehen. Die Studien, auf die sich die Anklage zu stützen versucht, wurden von der Branche selber in Auftrag gegeben, nicht von unabhängigen Gutachtern. Die IFPI geht immer noch davon aus, dass jeder der nicht legal getätigten Downloads zum Kauf eines Musikstücks geführt hätte. So einfach ist das für die IFPI. Die gehen also davon aus, dass man sich jeglichen Quatsch, den man aus welchen Gründen auch immer, irgendwann mal geladen hatte, auch kaufen würde, wenn die Möglichkeit des Downloads nicht bestanden hätte.
Dabei machte es sich John Kennedy, Vorsitzender der „International Federation of the Phonographic Industry“ (IFPI) am einfachsten. Jeder illegale Download eines Musikstücks sei ein potentielles Geschäft gewesen, das der Branche damit verloren gegangen sei: „Hätten sie es nicht gratis bekommen, hätten sie es sich gekauft“, sagte er.
Ob die wirklich so blöd sind, dass zu glauben, oder tun die nur so, um sich ihren Wunsch nach einem teuren Exempel gegen die PB-Macher endlich auch mal erfüllen zu können.
Die Experten der Verteidigung widersprachen den IFPI-Vertretern gründlich. Die Musikbranche schneidet sich ins eigene Fleisch, wenn sie versucht, Filesharing über Internet zu erschweren oder zu kriminalisieren, meint Kjell Erik Eriksson. Er ist Forscher an der Königlich-Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm und hat eine EU-finanzierte Studie zur Frage des Einflusses der technischen Entwicklung auf die Einkünfte der Musikbranche geleitet – mit dem Ergebnis, dass Filesharing das Musikinteresse der Internet-User insgesamt steigert.
(taz)
Ich weiß gar nicht, wie man die offenbar nie enden wollende Ignoranz der Musikbranche auch nur halbwegs auf die Reihe soll. Mehr dazu hat die taz:
Pirate Bay und die Musikindustrie – Sind Filesharer Diebe oder Kunden?