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Schlagwort: Comments

Hass im Netz: Dagegen halten, Mund aufmachen, Haltung zeigen

Hier auf der Insel tröpfelt das Internet eher träge durch die Leitungen, weshalb manches etwas länger braucht um hier anzukommen. Das aber ändert nichts daran, dass manche Dinge dennoch mal gesagt werden müssen.

Die Panorama Moderatorin Anja Reschke spricht mal Klartext über jene Kommentare, die vor gar nicht all zu langer Zeit eindeutig dem rechtsaußen stehendem Lager vorbehalten waren und heute von „Besorgten Bürgern“ getätigt werden, die sich der politischen Mitte zugehörig fühlen. Und mitunter auch aus dieser ihren Applaus beziehen. Der Versuch, das zu ignorieren, war in den letzten Jahren eher wenig erfolgreich – im Gegenteil, er hat der aktuellen Entwicklung Vorschub geleistet.

„Dagegen halten, Mund aufmachen. Haltung zeigen!“


(Direktlink)

Natürlich sind auch in diesem Fall die dazu einlaufenden Kommentare absehbar. Stefan Lauer hat sie mal ein wenig seziert und schreibt durchaus Lesenswertes, denn genau so nämlich sieht’s mal aus.

„Was sind überhaupt „Wirtschaftsflüchtlinge“? Ist ein Wirtschaftsflüchtling jemand, der verhungert und deshalb seine Heimat verlassen muss? Vielleicht jemand, dessen ganze Familie schon verhungert ist? Jemand, der kein Geld für Medikamente hat und der aus einem Land kommt, in dem es keine Krankenversicherung gibt? Sind Bauern, deren Höfe zerstört wurden und die nicht mal mehr ansatzweise ihre Familie ernähren können Wirtschaftsflüchtlinge? Oder sind Wirtschaftsflüchtlinge Spanier, die nach Berlin kommen, um in einem Café zu arbeiten, weil sie zu Hause keinen Job finden, oder Millionäre, die in sie Schweiz ziehen, um Steuern zu sparen? Gehören die Leute, über die VOX Auswanderer-Dokus macht auch dazu? Das Wort „Wirtschaftsflüchtling“ ist ein ein konservativer Kampfbegriff, der besonders in den 80er und 90er Jahren Konjunktur hatte, als das Asylrecht drastisch verschärft wurde. Auch damals versuchte man zwischen guten (Kriegsflüchtlinge) und bösen (Wirtschaftsflüchtlinge) zu unterscheiden. Flüchtlinge sind Flüchtlinge. Und damit Menschen, die aus ihrer Heimat aus verschiedenen Gründen fliehen mussten.“

Auch wenn mir „Dummheit“ im Kontext zum Thema mittlerweile ein wenig auf den Sack geht. Ich kenne einige minder Intelligente, die Auffassungen wie diese nicht teilen. Im Gegenteil – es ist zu einfach, alles immer nur auf „fehlende Bildung“ und „minderen Intellekt“ schieben zu wollen. Am Ende geht es um fehlende Empathie. Meistens. Die aber bringt dir in der Schule kaum einer bei. Du kannst durchaus klug und dennoch ein emphatisch minderbemitteltes Arschloch sein. Tatsächlich.

Im Zuge dessen hat extra3 mal sein „Besorgte-Bürger-Bullshit-Bingo“ geupdatet, worauf es praktischerweise eine Erweiterung des Lesers Manuel Dorn gab, der gleich mal mit den Antworten für uns „Gutmenschen“ pariert. Still <3ing Gutmenschen.

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Das zweierlei Maß, mit dem Facebook Beiträge bewertet

Wir wissen alle, dass Facebook sich mit nackter Haut schwer tut und schnell mal den digitalen Radiergummi ansetzt. Mitunter auch dann, wenn tatsächlich nichts wirklich Anstössiges zu sehen ist.

Ganz anders agiert Facebook bei menschenverachtenden, rassistischen oder gar zur Gewalt aufrufenden Inhalten oder Kommentaren. Oder besser: manchmal agiert Facebook halt gar nicht. Nazi-Seiten können sich dort meistens recht lange halten und ihre Propaganda fahren – einige Kommentare, die nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks überschreiten, werden trotz des Meldens nicht gelöscht. Nichts Neues, aber anhand dieses Beispiels sehr gut dokumentiert.

Martin Schmitt hat vor ein paar Tagen diesen Kommentar gemeldet:

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Facebook sah sich nicht gezwungen, dort irgendwie zu interagieren, der Kommentar blieb stehen.

Einen Tag später meldete Schmitt dann ein Foto zweier leicht gekleideter Menschen. Dieses wurde prompt entfernt. Mehr Doppelmoral geht kaum.

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Offenbar findet Facebook es problematisch, sich liebende Menschen zu zeigen. Menschenverachtende Hasskommentare hingegen lässt man dort ohne weiteres stehen.

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Porsche feuert Lehrling wegen eines fremdenfeindlich-widerlichen Facebookkommentars

Ich find‘ es ja gut, dass es offenbar mittlerweile doch häufiger mal vorkommt, dass irgendwelche Arschlochmenschen Konsequenzen bezüglich ihrer vermeintlich privaten Kommentare auf Facebook zu spüren bekommen. Ganz nach meinem pädagogischen Credo: „Die Konsequenzen aus dem eigenen Handeln tragen lernen.“

Porsche hat jetzt einen seiner Azubis fristlos gekündigt, der auf Facebook mindestens einen Arschlochkommentar hinterlassen hat.


(Foto: Freiwillige Feuerwehr Feldkirchen)

„Nach dem Einzug von 78 Flüchtlingen in die Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule in Bergheim machten wir uns bei der Feuerwehr Gedanken wie wir ihnen zeigen können, dass sie bei uns herzlich willkommen sind. So kam Lukas Reisinger, Leiter des Lotsen und Nachrichtendienstes, die Idee bei dem heißen Wetter, von bis zu 36 Grad im Schatten, für Abkühlung zu sorgen. Von den Asylwerbern kommen 39 aus Syrien, 14 aus dem Irak, 14 aus Afghanistan, 4 aus Pakistan und 2 sind staatenlos (palästinensische Autonomiegebiete)“.

Der junge Mann hat unter diesen Fotos, die von der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen an der Donau nach einem abkühlenden Nachmittag ins Netz gestellt wurden, einen Kommentar mit dem Inhalt dass man statt mit Wasser „lieber mit Flammenwerfern“ auf die Flüchtlinge zielen sollte hinterlassen. Facebook-User meldeten sich daraufhin bei seinem Arbeitgeber, der den Mann sofort fristlos kündigte. Die Konsequenzen aus dem eigenen Handeln tragen lernen. Und erzählt mir nichts von Meinungsfreiheit, denn mit „Meinung“ hat das genau gar nichts zu tun. Für derartig viel Menschenverachtung kann man schon mal eine Kündigung rausschicken. Wer schließlich möchte schon solchen Angestellten?

So schrieb ein 17-jähriger Lehrling auf Facebook, dass ein „Flammenwerfer“ eine bessere Lösung gewesen wäre. Ein klarer Aufruf zu Gewalt, den zahlreiche andere Nutzer an den Arbeitgeber des Lehrlings weiterreichten. Der auszubildende Kfz-Techniker hatte nämlich angegeben, bei Porsche zu arbeiten. Dort zog man nun die Notbremse – und beendete den Lehrvertrag mit sofortiger Wirkung. „Wir lehnen jegliche Art der Diskriminierung ab. Dieser Vorfall hat uns daher zum Handeln gewzungen“, sagt ein Sprecher der Porsche Holding zum Kurier.

(via Mobile Geeks)

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Nazi-Kommentare können teuer werden

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Interessantes Urteil vom Amtsgericht Düsseldorf, das einen Facebook-User dafür bestraft, in einer Facebook-Gruppe den Satz „Wir sollten die Duschen wieder öffnen und brauchen mehr Ascheplätze.“ geschrieben zu haben. Es sollte ein Spaß sein, wie der 46-Jährige dem Richter sagte.

Der Amtsrichter fand den Internet-Eintrag gar nicht lustig. Denn es sei klar, dass hier Menschen vergast und anschließend verbrannt werden sollten: „Der banale Satz muss im Zusammenhang gesehen werden.“ Außerdem hatten zwei andere Gruppenmitglieder auf den Spruch zustimmend reagiert: „Gerade das will der Gesetzgeber verhindern.“

Bislang galt bei dem Paragraf der Volksverhetzung, dass die Äußerungen schriftlich gemacht werden mussten. „Das Internet ist aber kein rechtsfreier Raum“, stellte der Richter fest. Auch ein Facebook-Eintrag sei eine schriftliche Äußerung. Er verurteilte den 46-Jährigen zu einer Geldstrafe von 500 Euro.

Vielleicht überlegt sich so der ein oder andere dadurch mal, ob man jeden Arschlochkommentar auch tatsächlich absenden muss.

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Echte Flüchtlinge lesen echte Tweets

Einmal in die Magengrube. Kaltland.

Als einer der von mir täglich betreuten, syrischen Flüchtlinge letztens abschätzig gefragt wurde, wieso er denn ein „doch so teures iPhone“ hätte, antwortete er: „Dafür habe ich hart arbeiten müssen. Du für deins nicht?“

Dass dieses Video von Katholisch.de kommt, spielt dabei für mich keine Rolle. Ich finde es total okay, dass Menschen hier an egal was glauben können.


(Direktlink, via Dobschat)

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