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Schlagwort: Potsdam

Fehlende Baugenehmigung: Bußgeld für einen Holzstapel

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Hier in Potsdam ist die städtische Bauverwaltung der Meinung, dass man für einige Feuerholzstapel eine Baugenehmigung beantragen müsse. „Der Stapel sei nun mal durch seine ‚eigene Schwere‘ mit dem Boden verbunden und stelle daher eine bauliche Anlage dar.“ Deshalb fordert die Stadt jetzt 1250,00 EUR Bußgeld von einem Hotelier, der auf der Halbinsel Hermannswerder schon seit 20 Jahren sein Holz genauso lagert.

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Hausprojekte in Potsdam übergeben freiwillig gefährliche Gegenstände an die Polizei

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(Foto: Indymedia, CC BY-NC-SA 2.0 DE)

Aus Solidarität mit der Rigaer Straße, in der aktuell ein Kuchenbasar von der Polizei aufgelöst wird, haben sich hier in Potsdam linke Hausprojekte zusammengetan und überlegt, wie sie mit den Sachen umgehen, die die Woche in Berlin als „gefährliche Gegenstände“ von der Polizei beschlagnahmt wurden. Sie sammelten also bei sich all das Zeug ein und brachten es gestern der Potsdamer Polizei.

„Wir haben am Samstag den 16.1.2016 um 21:00 Uhr die Potsdamer Polizeiwache aufgesucht. Ziel unseres Besuchs war es im Hinblick auf die Ereignisse in Berlin einer Hausdurchsuchung vorzugreifen und alle eventuell „gefährlichen“ Gegenstände selbst auszuhändigen.

Wir übergaben den Beamten mehrere Eimer voll mit Schrauben, Steinen, Flaschen, Holz, Kohle, Fahrradschläuchen, etc.

Dazu verlasen wir folgenden Text:

„Wir, Hausprojekte aus Potsdam, sind schockiert über die Ereignisse rund um die Rigaer Straße in Berlin.
Entweder hat es eine Verschärfung des Waffengesetzes gegeben und Holz, Bauzäune, Kohle, Matratzen und Steine gelten seit Anfang der Woche als Mordwaffen – oder wir haben es mit dem größten Fall von Polizeiwillkür der Gegenwart zu tun.

Wir glauben, dass Letzteres zutrifft!
Wir sind besorgt und erschreckt.

Um dieser neuen „Polizeitaktik“ hoffentlich zu entgehen, übergeben wir freiwillig die Gegenstände, die uns mit viel Phantasie als „gefährlich“ ausgelegt werden könnten.

Denn die Polizei hat in den letzten Tagen ja bewiesen, wie viel Phantasie sie hat.

Da wird aus einer Körperverletzung ganz schnell ein Akt des Terrors, der es rechtfertigt, vier Häuser gewalttätig zu öffnen, die Bewohner_innen zu demütigen, Nachbar_innen zu terrorisieren und Privaträume zu verwüsten.

Wir verurteilen das Vorgehen der Polizei aufs Schärfste und bringen hiermit unsere Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck.

Ein Angriff auf einige von uns ist ein Angriff auf alle!“

Der diensthabende Beamte Hr. K. versicherte uns, dass es sich bei den Gegenständen nicht um gefährliche Objekte handele und wir uns keine Sorgen machen sollen. Er wollte die Gegenstände daher auch nicht annehmen. Vorsichtshalber haben wir sie trotzdem dagelassen.

Wir hoffen der Beamte K. infomiert seine Kollegen in Berlin schnell über den aktuellen Stand der Gefahrengutklassifizierung, bevor die Berliner Beamten noch mehr Satellitenschüsseln von Dächern sammeln.

Solidarische Grüße!“

(via Milena)

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Das Potsdamer Stadtschloss, der Brandenburgische Landtag, darf morgen mit Steinen beworfen werden

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(Foto: Neues Palais, Potsdam, Ronile, Public Domain)

Also mit Styropor-Steinen. In Gedenken an den Radikaldemokraten und Revolutionär Max Dortu. Die linksalternative Wählergruppe die Andere will damit „an Ereignisse aus dem November 1848 erinnern, als im benachbarten Berlin gerade die Reste der sogenannten März-Revolution niedergeschlagen wurden und in Potsdam unter Führung des später hingerichteten Max Dortu wütende Bürger Steine gegen das preußische Stadtschloss warfen.“

Die Polizei hatte dieses Vorhaben erst untersagt, „unter anderem mit dem Argument, dass selbst Styropor-Steine, geworfen mit „ausreichend Kraft“, für Kopfverletzungen sorgen könnten.“ Ein Richter hat diese Entscheidung jetzt kassiert und so kann morgen jeder Steine auf das lange und zu recht diskutierte Stadtschloss werfen. Wollte ich schon immer mal, muss allerdings arbeiten.
(Danke, Profemo!)

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Wenn Zeitungen die Ersthelfer zu Flüchtlingsgegnern machen

Auch hier in Potsdam konnten in den letzten Wochen endlich hunderte Flüchtlinge ein vorläufiges Ende ihrer Flucht und somit eine Bleibe finden. Wie fast überall ging das nur, weil sich ehrenamtliche Helfer die Tage und die Nächte um die Ohren geschlagen haben, da die Städte, die Kommunen und letzendlich der Staat schlicht nicht in der Lage sind/ist, sich angemessen um die Flüchtenden zu kümmern und diese zu versorgen.

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Hier war für diese Hilfe ein Verein mit ausschlaggebend: das Potsdamer freiLand. Ein linksalternatives Jugendzentrum, das sowohl die Organisation als auch die Koordination und letztendlich die Umsetzung der Erstbetreuung übernahm. Dafür wurde nicht nur eine Facebook-Gruppe gegründet und ein Tumblr aufgesetzt, sondern am Ende natürlich auch vor Ort Arbeit geleistet, die ohne diese Menschen eben keiner leisten würde. Schon gar nicht die Stadt. Es wurde Wasser und Essen besorgt, ein WLAN gebaut, Spenden gesammelt und sortiert und an die Ankommenden weitergeleitet. Von Seiten der Stadt waren in diesen Nächten kaum Helfer vor Ort, nach ein paar Tagen übernahm dann das DRK die Orga und die Koordination. Wie die Menschen dort empfangen worden wären, wenn die Initiative des freiLands nicht stattgefunden hätte, kann ich nicht beurteilen, zunehmend aber habe ich das Gefühl, dass der Staat sich auf die Hilfe von Freiwilligen verlässt und auch deshalb eher träge reagiert – wenn überhaupt.

Eigentlich sollte die Arbeit, die Freiwillige Land auf, Land ab leisten, Sache der Kommunen sein, die damit absolut überfordert scheinen. Mely Kiyak hat darüber einen ganz großartigen Artikel geschrieben, der mir aus der Seele spricht: Brot dringend, Wasser sehr dringend!

„Und der Landwirtschaftsminister könnte mal die Industrie zwingen, dass sie den gesamten Bedarf an Milch und Brot für die Versorgung der Flüchtlinge übernimmt. Wer als Lebensmittelunternehmen die Felder der Welt plündert, Menschen und Ressourcen ausbeutet, soll sich anschließend um die Handvoll Hungrigen kümmern, die bei uns landen. Nestlé und Co! Ihr seid gemeint! 70 % der Agrarflächen Rumäniens werden von ausländischen Unternehmen kontrolliert. Aber sich aufregen, wenn arme Rumänen Deutschland betreten!

Nein, nein, Leute, wir müssen wütender werden. Und genauer aufpassen, dass wir nicht an die Stelle von Pflicht und Grundversorgung Hilfsbereitschaft setzen. Wir leben gerade den Traum der FDP. Der Staat zieht sich zurück und die Bürger springen ein. Ich möchte daran erinnern, dass wir als Bürger dieses Landes Steuern zahlen. Wir dürfen nicht nur, wir müssen laut werden und an unsere Politiker gerichtet sagen: Wir gehören zu den reichsten Ländern dieser Erde. Es ist Eure Aufgabe die Bedarfslisten durchzuklicken. Nicht unsere! Unsere Aufgabe ist es, die Flüchtlinge in unsere Mitte zu nehmen. Jeder, wie er kann.“

So sieht’s nämlich aus!

Nun ist es so, dass auch hier gesagt und geschrieben wird, dass die räumlichen Kapazitäten zur Unterbringung „knapp“ werden. Kein Wunder. Die Stadt verscherbelt seit Jahren alles, was sich irgendwie zu Geld machen lässt, um dort dann Eigentumswohnungen bauen zu lassen. Proberäume und oder Ateliers gibt es hier auch deshalb kaum noch welche, weil fast alle alternativen Kulturstädten über die Jahre auf Hochglanz saniert wurden, und auch deshalb jetzt zwangsläufig wirtschaftlich arbeiten müssen, weshalb aus den einst „alternativen“ Kulturstädten ganz fix kommerzielle wurden, die eigentlich immer nur furchtbar Langweiliges bieten. Manche Ateliers sind in alten noch nicht sanierten Immobilien von Leuten untergekommen, die sich Kunst „leisten wollen“ und das auch können. Freiräume, die noch nicht zu Geld gemacht wurden, gibt es kaum noch.

Nun ist die Stadt auf der Suche nach Möglichkeiten, Flüchtende unterbringen zu können. Dass man mit Krampnitz über die Jahre hinweg eine alte Russenkaserne mit der Infrastruktur einer Stadt hat schlichtweg vergammeln lassen, bis sich ein Investor finden konnte, scheint vergessen – darüber spricht ja auch keiner so gerne. Darüber, dass trotzdem in der Stadt immer noch Immobilien leer stehen, die von irgendwem in den letzten Jahren gekauft wurden, auch nicht. Auch darüber nicht, dass das erste Hotel im Zentrum immer miserabel gebucht ist, weshalb man es von Seiten der Stadt am liebsten hätte auch schon abreißen wollen. So gesehen wird es halt schon eng. Meint auch ein Autor des lokalen Tagesspiegel-Ablegers PNN, der jetzt in seiner Printausgabe ausgerechnet den Menschen vom freiLand vorwirft, keine Flüchtenden auf ihrem Gelände haben zu wollen.

Kurz zur Erklärung: Das freiLand ist hier in Potsdam die letzte echte alternative Kulturstädte. Sie bietet Proberäume, mit dem Spartacus den letzten echten, besuchbaren Dancefloor, einen Jugendclub, Ateliers und eine für Potsdamer Verhältnisse große Außenfläche.

Nun kam die Stadt wegen der oben, gänzlich selbst gebackenen Probleme, auf die Idee, dem Freiland ein paar Zelte auf die Freiflächen zu stellen, in denen sie Flüchtlinge unterbringen will. An sich kein Ding, machen die dort sicher gerne. Weiß ich. Weil genau die es ja auch erst möglich machen, dass das hier an anderen Stellen überhaupt erst funktioniert! Das Problem daran ist, dass man das auf der staatlich mittlerweile gerne gefahrenen Sparflamme zu machen gedenkt. In sogenannten Container-Zelten. Mit dutzenden Menschen, die auf engstem Raum zusammen leben sollen. Diese Art von Unterbringung also, die keiner wirklich gutheißen mag. Auch die immer engagierten Leute vom Freiland nicht. Zudem sind keinerlei Gemeinschaftsräume für die Flüchtenden geplant, ebenso wenig wie Küchenräume. Weil Container-Zelte eben scheiße sind. Zumal dann, wenn es wie hier, zur Genüge menschenwürdige Alternativen gäbe, wenn die Stadt sich endlich mal an ihre Pflichten erinnern und die Nummer mit der Sparflamme vergessen würde.

Also schreibt das freiLand einen offenen Brief an die Stadt, den ich hier mal komplett zitieren will, weil der Kontext das verlangt.

Offener Brief des freiLand 22.09.2015

freiLand: Refugees Welcome! – Containerzelte? No Way!

Seit Beginn der letzten Woche kommen immer mehr Flüchtlinge in Potsdam an. Das freiLand unterstützt die vielen Freiwilligen in der Heinrich-Mann-Allee 103 mit seinen Ressourcen von Beginn an. Dass diese Unterstützung auch auf dem eigenen Gelände weiter geführt werden soll, ist für alle Aktiven des Kulturzentrums selbstverständlich.

Am Montag dem 14.09.2015 erreichte uns über eine Arbeitsgruppe der Stadt Potsdam die Anfrage, ob auf dem freiLand-Gelände über einen längeren Zeitraum Unterkünfte für Geflüchtete aufgestellt werden könnten. Längerer Zeitraum bedeutet hier eine Unterbringung von Flüchtlingen über mehrere Jahre und nicht ein vorübergehendes Provisorium.
Nach den Plänen der Arbeitsgruppe handelt es sich um zwei Container mit Stoffdächern, welche mit einer Größe von 12 mal 30 Metern, jeweils 48 Geflüchteten Platz bieten sollen. Diese “Containerzelte” enthalten laut Angaben der Arbeitsgruppe nur Schlafplätze. Sanitäreinrichtungen würden zusätzlich auf dem Gelände installiert werden. Auf die Einrichtung von Gemeinschaftsräumen und Küchen soll nach Angaben der Arbeitsgruppe verzichtet werden. Es ist an eine Essensversorgung über ein Cateringunternehmen gedacht. Die Beheizung dieser Containerzelte soll über ein Heißluftgebläse erfolgen. Weitere sechs Container sollen an anderen Standorten in und nahe Potsdam platziert werden. Aus unserer Sicht ist diese Form der massenhaften Unterbringung von Geflüchteten über Monate und Jahre hinweg unzumutbar. Sie nimmt den Menschen die letzten Möglichkeiten, selbstbestimmt zu leben und zu handeln. Das ist einfach würdelos sowohl für die Flüchtenden, als auch für uns, die aufnehmende Gesellschaft. Mit den Prinzipien der Solidarität ist diese Art der Unterkunft nicht vereinbar. Wir sind überrascht ob der Ideenlosigkeit von Politik und Verwaltung.

Das freiLand ist sich in Anbetracht der aktuellen Situation seiner Verantwortung als öffentlicher Raum im vollem Umfang bewusst und absolut bereit, Menschen einen Zufluchtsort – auf bestimmte oder unbestimmte Zeit – zu bieten. Eine Unterbringung von Geflüchteten im freiLand ist für das freiLand-Plenum nur unter Voraussetzungen denkbar, die für die Menschen ein Mindestmaß an Wohn- und Lebensraumstandard und auch einen weiteren Betrieb des freiLand als Kulturzentrum zulassen.

Wir bieten an, gemeinsam mit der Stadt und anderen Akteuren Lösungen zu erarbeiten, welche für die Untergebrachten eine gewisse Lebensqualität ermöglichen.

Wir fordern die Stadt auf, für die Unterbringungen von Geflüchteten alle leerstehenden Immobilien zu nutzen, denn eine Behausung in gebläsebeheizten Containerzelten über Monate oder Jahre kann nicht eine in Betracht zu ziehende Antwort einer wohlhabenden Gesellschaft auf die humanitären Katastrophen unserer Zeit sein. Die Ertüchtigung von leerstehenden Gebäuden wie der ehemaligen VHS in der Dortustraße, der Fachhochschule am Alten Markt, des Kreiswehrersatzamtes in der Berliner Straße oder auch Gebäudeteile des Rechenzentrums müssen von der Stadt ernsthaft geprüft werden, anstatt finanzielle Ressourcen in die Errichtung dieser menschenunwürdigen “Zeltcontainer” zu investieren.

Wir laden andere Kultur- und Sozialeinrichtungen dieser Stadt ein, sich mit der langfristigen Unterbringung von Flüchtlingen zu beschäftigen. Wir sehen darin die Chance, ein gemeinsames Netzwerk aufzubauen, welches uns hilft diese Aufgaben kollektiv zu bewältigen.

Wir sehen eine weitere Möglichkeit in der momentan in Berlin diskutierten temporären Beschlagnahme leerstehender Gewerberäume gegen Entschädigung. Es existieren einige in Frage kommende Objekte, die wenigstens halb leer stehen, zum Beispiel in der Gartenstraße in Babelsberg oder in der David-Gilly-Str. in Bornstedt. Auch wenn eine Unterbringung in Büroräumen nicht optimal sein mag, ist sie einer Containerlösung allemal vorzuziehen.

Wir wollen alle möglichen Ressourcen zur Aufnahme von Geflüchteten ausschöpfen und trotzdem nicht den Fokus und die Kritik an den Fluchtursachen und gesamtgesellschaftlichen Problemen verlieren. Aktuell steht eine unsinnige und unmenschliche Asylrechtsgesetzesverschärfung an, die 100.000 Geflüchtete obdachlos und ohne Unterstützung zurückzulassen droht. – Das muss verhindert werden! In diesen Zeiten kann die lokale Hilfe nur ein Teil der Änderungen der gesamtgesellschaftlichen Zustände sein.

Öffnet die Grenzen und Häuser!

Ein sehr deutliches Statement, wie ich finde. Ihr Pfeifen in den Parlamenten, macht endlich eure Arbeit! Und macht sie endlich mal in voller Verantwortung.

Aber dann kam eben die PNN und versucht mit diesem Artikel, aus den immer Engagierten und Helfenden Flüchtlingsgegner zu machen.

„Die Nutzer des linksalternativen Jugendzentrums „Freiland“ wollen nicht, dass Asylbewerber neben ihrem Gelände untergebracht werden – zumindest dann nicht, wenn die Flüchtlinge in Hallen unterkommen und ihr alternativer Kulturbetrieb dadurch eingeschränkt würde.“

freiland

Geschrieben wurde das von Henri Kramer, der offenbar so was wie der Bild-Wagner der PNN werden will. Wenn man sich nur mal drei Minuten Zeit nimmt und das diesbezügliche Engagement des freiLands recherchiert, kann man Absurderes kaum noch schreiben. Delikater Weise kam die Printausgabe mit einer gänzlich anderen Headline. Dort stand nämlich sinngemäß, dass das freiLand keine Flüchtlinge haben will. Ausgerechnet das freiLand.

Vielleicht war er betrunken, vielleicht wusste er auch gar nicht, was er da schrieb, aber das ist der größte Mumpitz, den ich seit langem aus und über diese Stadt lesen musste. Ich meine, wie drüber kann man sein, wenn man schreibt, „Die Landeshauptstadt ist engagiert, macht im Vergleich zu vielen anderen Kommunen eine vorbildliche Flüchtlingspolitik.“, wenn ausgerechnet die Leute vom freiLand dafür sorgen, dass diese Menschen erstversorgt werden? Wo waren eigentlich die Vertreter der Stadt an dem Abend als die Busse aus Passau ankamen? Die Leute vom freiLand waren vor Ort. Und wo war Henri Kramer?

Und wenn wir gerade bei Mumpitz sind, ist die Bild natürlich nicht weit, die diesen Rotz einfach und offenbar unnachgefragt übernimmt. Um linke Alternativen diskreditieren zu können. Na klar. „Wir helfen“ und so. Am liebsten immer uns selber. Wir erinnern uns.




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Neulich in Potsdam: Betrunkener pinkelt gegen Polizeiauto


(Symbolfoto: Martin Rapp, CC-BY-SA 3.0)

Hier in Potsdam war am Wochenende so wie jedes Jahr „Stadtwerkefest“. Eine Veranstaltung für die der ortansässige Energieanbierter jährlich abgehalfterte Stars aus den Bereichen Rock und Pop auf die Bühne bringt und für die Massen singen lässt. Grundsätzlich kein Grund, dafür das Haus zu verlassen. 

Offenbar gab es auch in diesem Jahr wieder welche, die mit dem Gebotenen nicht ganz glücklich waren und ihr Adrenalin über andere Wege in Wallung bringen wollten. So pinkelte ein Betrunkener im Beisein von Beamten gegen ein Polizeiauto. Er landete nach einer dann von ihm ausgehenden Tätlichkeit in Gewahrsam. 

Pipi, Haue, Fesseln, Knast – mit diesen vier Worten lässt sich in etwa der Abend eines 49-Jährigen Berliners zusammenfassen.

Der Mann war am Samstag zu Gast auf dem Potsdamer Stadtwerkefest und hatte offenbar Spaß oder zumindest viel getrunken oder beides. 

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Murhaf Husam Eddins „Blind Trust Project – Germany 2015“ in Potsdam

Murhaf Husam Eddin auf der Brandenburger Straße in Potsdam. Die Idee ist nicht ganz neu, AsoOmii Jay hatte sie schon Ende Januar und stellte sich in Toronto auf die Straße. Murhaf Husam Eddin holt die Idee jetzt nach Deutschland, genauer nach Potsdam. Ich mag meine Stadt.

Ich bin Murhaf Husameddin und ich komme aus Syrien.
In Syrien nannten sie mich Terrorist, aber das bin ich NICHT!
Niemand vertraut mir.
Doch ich vertraue euch!
Wenn du mir vertraust, UMARME MICH!


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Ganz schön doof, Ronny: hast du wirklich gedacht, dass es in deiner Stadt anders wäre, wenn Flüchtlinge kommen würden?

tl;dr:

Geil ist ja auch immer, dass jene, deren fremdenfeindliches Geblubber nicht unwidersprochen von allen hingenommen wird, dann meinen, alle würden sie gleich ‚Nazi‘ nennen. Auch wenn das fast niemand tut. Da überholt das Selbstbild dann wohl immer das Metabild. Das ist lustig.

Und na klar kann man sagen, „Ich bin fremdenfeindlich und das ist meine Meinung!“, aber dann ist man halt ein Arschloch. Ganz einfache und klare Angelegenheit.

¯\_(ツ)_/¯

Ronny, du denkst immer, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus würde irgendwo in Dresden, MaHe, Dortmund, Hannover, Meck-Pomm oder Schneeberg oder überhaupt irgendwo anders stattfinden, obwohl du es eigentlich besser weißt. Du denkst dann trotz allem, aber doch nicht in deiner Stadt, die du schon seit langem für überwiegend antifaschistisch hältst. Weil du sie so kennen und lieben gelernt hast über die Jahre. Weil du so doof warst, dich überwiegend in den Kreisen aufzuhalten, in denen es selbstverständlich war, Menschen nichtdeutscher Herkunft, woher auch immer sie kamen, als das zu akzeptieren, was sie in erster Linie mal sind: Menschen. „Ey, hier in Potsdam doch nicht! Bei uns doch nicht. Diese Stadt ist bunt. War sie immer.“, redest du dir fälschlicher- und oberfläschlicherweise ein und unterschlägst dabei, dass die hier schon in den 90er Jahren Schutzgeld erpressende und Angst verbreitende Nazi-Hool-Clique das damals schon ganz anders gesehen hat. Obwohl du es besser wissen müsstest, nachdem sich dich gejagt und dir auf die Fresse angeboten haben.

Nach dem Angriff auf Ermyas M., den sie in B-West 2006 fast tot geprügelt haben.

Nachdem die dich in den späten 90ern jagenden Nazi-Hools nach der Jahrtausendwende zu Nazi-Rockern wurden und sich am Wochenende immer in der Rockerkneipe trafen, neben der genau deine Mietswohnung lag und wo du sie immer schön wieder erkennen konntest.

Nachdem du wusstest, dass die JN in Waldstadt weit vertreten war und sich an den Wochenenden auch „über die Brücken“ traute, um am Platz der Einheit junge Antifas aus der Tram zu schubsen und sie dort im schlimmsten Fall vermöbelten.

Nachdem du selber Psy-Partys machtest, auf denen du eigenhändig Nazis rausschmeißen musstest, weil sie, wie sie sich rechtfertigend sagten, „diese ekelhaften Zecken nicht ertragen würden“, die neben ihnen auf dem Dance kifften und ihnen ohne jegliche Vorwarnung auf die Fresse hauten, was dir mehr als nur unsagbar peinlich war.

Nachdem du wusstest, dass dunkelhäutige Freunde und Bekannte immer wieder darüber berichteten, dass sie sich in dieser Stadt abends und nachts alleine nicht ganz so wohl fühlen würden. Weil sie das Gefühl hatten, dass andere ihnen zumindest verbal übergriffig wurden, was ja eigentlich schon genug des Übels wäre.

Du hast es dir in den letzten Jahren ganz schön gemütlich gemacht. Erst im besetzten Archiv, wo du offensichtliche Nazis an der Tür einfach nicht auf deine Veranstaltungen gelassen hast. Und später dann hin und wieder im Spartacus, wo die junge Antifa das Sagen hat, was du seit jeher zu schätzen weißt. „Die kümmern sich schon darum.“, hast du so gedacht, „Sollen die mal jetzt unsere alten Kämpfe austragen, die machen das schon.“ Und irgendwie schien das ja auch zu laufen. Irgendwann würde das hier alles mal besser werden, hast du gehofft und vielleicht sogar tatsächlich geglaubt.

Du hast es dir mit deinem linkslastigen Umfeld immer schön einfach gemacht. Keine Rassisten dabei, keine Arschlöcher. Alle, die irgendwie glaubten, irgendwer anders würde sich schon darum kümmern. Obwohl du selber weißt, dass junge politisierte Menschen mittlerweile eine echte Minderheit geworden sind, weil alle anderen an wenig Arbeit für viel Geld interessiert sind und im Regelfall primär nur daran.

Obwohl du weißt, dass einige von denen extreme Vorurteile gegen Nichtdeutsche und überhaupt alles irgendwie anders wirkende in sich tragen. Und das sie diese auch nach außen kehren, ohne das sie sich jemals neben der in den letzten Jahren ach so alles irgendwie alles okay findenden Mitte „politischen Mitte“ eintakten würden. „Das wird man doch noch sagen dürfen.“ „Ich bin kein Nazi, aber…“ und diese ganze Scheiße, über die du dich auch ganz gerne schon mal lustig machst. Nur leider ist das so lustig gar nicht.

Du gehts immer schön arbeiten, betreust u.a. täglich eine Handvoll syrischer Flüchtlingskinder, die vor einem Jahr in die Gemeinde kamen, in der du halt arbeitest, hast ihre Wunden gesehen und bildest dir ein, jene erahnen zu können, die du nicht sehen kannst. Du Narr.

Du findest es gut, dass ein paar hundert Meter weiter demnächst ein Flüchtlingsheim entstehen wird. Na klar. Dass die dort Ankommenden in Containern hausen müssen, findest du total beschissen. Auch weil du weißt, dass diese „Integration“, die immer alle fordern, viel besser individualisiert funktionieren kann und auch weil du weißt, das es für alle dort endlich Frieden Suchenden nur zwei in Vollzeit bezahlte Sozialarbeiterstellen geben soll. Für 150 Menschen. Ein Betreuungsschlüssel von 1:80. Ein Betreuer für 80 Menschen. Und das auch nur von 09:00 bis 18:00 Uhr. „Den Rest übernimmt ein Sicherheitsdienst“. Wir erinnern uns…

Du siehts ja täglich, wie gut Integration funktionieren kann, wenn man ihren Ursprung nicht über Massenunterkünfte zu gebären versucht. Allein, dafür gibt unser Land nicht die Mittel aus. Obwohl die da wären. Das allerdings wäre mehr als nur sinnvoll – es wäre nötig – aber irgendwie scheint der ökonomische Gedanke da in den Amts- und Regierungsstuben Vorrang zu haben. Diese „Integration“, die paradoxerweise auch aus jenen gerne gefordert wird, wird eben aus diesen nicht sonderlich unterstützt. „Man tut dort halt, was man kann“, wird gesagt, was am Ende bedeutet, dass man nicht mehr tut, als für diese Menschen nötig ist. Aber immerhin können diese Menschen so überhaupt irgendwo hin und irgendwie exogenen Frieden finden, der endogene wird noch lange auf sich warten lassen, wenn er denn überhaupt irgendwann mal Einzug halten sollte. Wir haben keine Ahnung, was diese Menschen tatsächlich durchgemacht haben, um hier irgendwann in einem abgefuckten Containerdorf landen zu können.

Und du… Ausgerechnet du warst so blöde, zu glauben, dass es überall außer in ausgerechnet deiner Stadt so laufen würde, wie es in Dresden, MaHe, Dortmund, Hannover, Meck-Pomm oder Schneeberg oder überhaupt irgendwo anders halt so läuft. Dort, wo die von ausgemachten Fremdenfeinden Angeführten, ehemals ostdeutsche Parolen (Fickt euch dafür!) propagierend, auf die Straßen gehen und meinen, ja nur „besorgte Bürger“ sein zu wollen. „Sein zu wollen“ ist in diesem Kontext rhetorisch übrigens wichtig, weil sie es vielleicht auch wirklich gar nicht besser wissen. Weil sie davon ausgehen, ja nur Teil dieser „politischen Mitte“ zu sein, die man uns allen seit Jahren zu verkaufen versucht. Bei denen hat das halt gefruchtet. Dagegen hat ja aber leider auch kaum einer was zu tun versucht. Alle wollten schön bequem Teil der neuen „politischen Mitte“ sein. My ass.

Und so dachtest du halt, dass auch wenn es überall anders scheiße laufen würde, es in ausgerechnet „deiner Stadt“ aber irgendwie besser funktionieren würde. Weil du halt mal wieder davon ausgingst, dass in dieser Stadt fast alle so ticken würden, wie es eben du und deine Freunde so tun. Am Arsch. Fremdenfeindlichkeit und offener Rassismus kennt keine geographischen Grenzen, auch nicht in Potsdam. Und wenn du ehrlich bist, wusstest du genau das auch immer schon. Auf einmal aber verfliegt deine über die Jahre ach so schön eingerichtete Gemütlichkeit. Und es wird dir gar ein bisschen peinlich, weil du eigentlich ganz genau weißt, das es überall da draußen täglich genau so läuft. Dabei warst du mal einer derer, die bis vor kurzem noch meinten, „Seit den 90ern hat sich nichts geändert.“

Das alles, weil du die Facebook-Kommentare unter einer Gruppe gelesen hast, die sich primär um Fotos aus deiner Stadt bemüht und in der jemand ein Infoschreiben bzgl. eines geplanten Flüchtlingsheimes thematisierte und du kotzt dir nach diesen die Seele aus dem Leib.

fuckyouall

Ein paar Auzüge:

Zum Glück gab es in dieser Gruppe auch viele der Gegenstimmen, die genau du in genau diesem Kontext erwartet hast. Aber es waren viel zu wenige.

Und trotzdem, Ronny, du warst in den letzten Monaten/Jahren ganz schön naiv, oder besser noch auch ganz schön doof. War ja bis hier auch irgendwie okay. Aber nun: Zeit, den Arsch mal wieder hochzukriegen. Für alle.

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Potsdam 1990: Mit der Straßenbahn vom Platz der Einheit zur Kastanienallee

Ich bin zwar in dieser Stadt geboren, aufgewachsen allerdings bin ich 30 Kilometer östlich von ihr und bis zum Fall der Mauer war ich auch verhältnismäßig selten in Potsdam. Auch weil die Wahrscheinlichkeit H-Milch, Werder Ketschup oder einen neuen Kotflügel für Vaters Trabbi zu bekommen in Berlin immer höher war, weshalb die Eltern dann eher 3-4 Mal im Jahr den Weg nach Berlin auf sich nahmen, worüber ich hier vor sieben Jahren schon mal konkreter schrieb.

Potsdam war damals gut, um hin und wieder im „Russenmagazin“ einzukaufen, oder auf der Brandenburger, die Potsdamer liebevoll „Broadway“ nannten, im „Delikat“ nach Neuem zu stöbern. Meistens machten wir Familienausflüge nach Sanssouci, wenn mal Geschwister von meinem Vater aus dem Norden in die Mitte der DDR kamen, um uns dort zu besuchen.

Vielmehr verband mich und Potsdam damals eigentlich nicht. Vielleicht noch der Schwimmunterricht, den die Schule am Brauhausberg durchführte und gelegentliche Punktspiele, die das beste Handball-Team Brandenburgs auswärts zu bestreiten hatte. Die BSG Teltow. Mit mir im Tor.

Wichtig wurde Potsdam erst, als die Mauer dann weg war. Die S-Bahn fuhr über Nikolassee und Grunewald, wo es die besten Strecken zum S-Bahn Surfen gab, weil die Bahnhöfe ewig weit auseinanderliegen. So starteten wir manche Wochendabende bei Burger King auf dem Ku’damm, surften fuhren dann von Zoo aus mit der heutigen S7 nach Potsdam und ließen uns im frisch besetzten Waschhaus den Arsch mit Techno versohlen. 1993 muss das gewesen sein.

Drei Jahre vorher ist dieses Tram-Video hier gemacht worden. Es zeigt den Weg der heutigen Linie 94 vom Platz der Einheit zur Kastanienallee und es ist echt krass, wie sehr sich diese Stadt in den letzten 25 Jahren verändert hat. Klar, sind 25 Jahre auch eine lange Zeit, die viel Raum für Veränderungen zulässt, das so zu sehen allerdings ist dennoch irgendwie beeindruckend.

Start: Platz der Einheit, den hier alle PdE nennen. Die Wilhelm-Galerie gab es damals noch nicht, stattdessen stand dort ein kleines Kaufhaus. Einfahrt Charlottenstraße, wo auf der Ecke heute ein Designer-Laden ist, vorbei am Scharwarma, wo nun die besten Falafel der Stadt gemacht werden. Café Olga, der Buchladen Sputnik, das recht neue Hipster-Café Höhe Dortustraße, damals alles noch Ideen der kommenden Jahre, alles noch nicht da. Der Stadtwächter, dann fährt die Bahn über den Luisenplatz, der bis 1993 Platz der Nationen hieß. Was sie heute nicht mehr tut. Heute nimmt sie den Weg hinter der Sparkasse und dem ehemaligen autonomen Frauenzentrum entlang.

Zeppelin-, Ecke Feuerbachstraße, entlang an den ewig langen Platten, die heute schön bunt sind. Zeppelin 25/26, die damals, so glaube ich, noch nicht besetzt waren. Gerade zu auf den heutigen Späti und vorbei an dem Haus, auf dessen Fassade bis vor kurzem noch „Schallplatten“ in großen Lettern prangte. Geschwister-Scholl-Straße, vorbei an der heutigen Avanti-Pizzeria und der Waschbar…

Ein wundervolles Zeitdokument, aufgenommen im Juli 1990. 8 Monate nach dem Mauerfall. In einer Stadt, die heute mehr und mehr zu einem begehbaren Museum mutiert.


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Den Ton könnt ihr ruhig runterdrehen und stattdessen Michael Harris‘ wunderschöne „Reflection EP“ laufen lassen, die es hier zum Download gibt. Das passt ganz perfekt.


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