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Schlagwort: Antifa

Die Jusos, 45 EUR Demogeld für die Antifa und wie Anonymous Kollektiv und Compact nach dem Brocken schnappen

Die Jusos aus Sachsen-Anhalt haben sich im letzten Jahr wohl auch ob der damalig umgehenden „Demogeld-für-Antifas“-Fakes einen kleinen Spaß erlaubt und platzierten den Antrag „Demo-Sold erhöhen – Demokratie stärken“ im Antragsbuch des Juso-Bundeskongresses. Dieser fand im November 2015 in Bremen statt. Soweit so egal.

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(Screenshot aus dem Antrag der Jusos, PDF, Seite 91)

Irgendwie aber nahm die Angelegenheit in den letzten Monaten an Fahrt auf. Ein AfD-Kreisverband machte daraus einen sich empörenden Facebook-Beitrag, der später dann – Haha! – wieder gelöscht wurde.

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Auch die AfD in der Prignitz ging darauf ab. Auch wieder gelöscht. Die Jusos hielten das aber auf Facebook fest.

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Für die Besorgten und andere Knetbirnen, allerdings, reichte das aus, um daraus eine echte Meldung zu machen. Vorneweg das immer in erster Linie stehend, „Lügenpresse“ rufende Compact Magazin, das daraus gestern einen echten Reißer-Artikel machte. Inklusive Screenshot und der trolligen Forderung nach 45 EUR Demogeld die Stunde für die Antifa. Damit ist das sich selbst ernannte Schlachtschiff der „Wahrheit“ dann auch ganz ordentlich auf die Fresse gefallen, wie man dort heute klein beigebend erläuterte (Do not link).

„Der vorliegende Artikel enthielt ursprünglich noch einen Absatz über ein Antragsbuch der Jusos mit dem Hinweis auf eine Antifa-Finanzierung. Inzwischen haben wir aus zuverlässigen Quellen erfahren, dass es sich bei diesem Dokument um einen Fake handelt. Da die Richtigkeit einer Nachricht im Info-Dschungel des Internets oft nicht 100prozentig überprüfbar ist, haben wir diesen Abschnitt zurückgezogen. Das tut uns leid, aber Irrtümer lassen sich nicht vermeiden – Lügen hingegen schon.“

Nun hätte das Sturmgeschütz der Wahrheit mit kurzer Google-Recherche darauf stoßen können, dass sie nicht die ersten und schon gar nicht die einzigen waren, die diesem Mumpitz auf den Leim gegangen sind, aber wer braucht schon Google, wenn er die für sich wahrgenommene Wahrheit auch schnell so ins Netz tippeln kann. Die Leute werden das schon fressen und vor allem auch teilen. Na klar.

Und so teilte der Wahrheitsfinder, der sich hinter dem Anonymous Kollektiv verbirgt. Inklusive der ersten Compact-Headline, die dort immer noch so steht. Volles Rohr. Als Wahrheit.

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Die Presse-Kritiker rufen also Lügenpresse und verkaufen den ihnen Folgenden Fakes, die sich nach zwei Klicks als Bullshitt rausstellen, als Wahrheit. Tolle Wurst.

Dabei ist man sich dann auch nicht mal zu blöde im folgenden Anonymous Kollektiv Beitrag auf FB um ein Abo für die gedruckte Wahrheit des Compact Magazins zu werben, nein. Für die Wahrheit und so.

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Vorwärts hat die ganze Story.

Gut getrollt, liebe Jusos, aber neben eurem Wermutstropfen, den ihr wie folgt betitelt: „Dass der Antrag auf dem Bundeskongress gar nicht erst besprochen wurde, das wurmt ihn und seine Mitstreiter immer noch. Fehlte es in Bremen etwa am nötigen Humor?“, schmecke ich auch einen. Jede scheiß Pegida-Seite im Netz scheint euer Trolling als die Wahrheit, die Compact als diese zu verkaufen versuchte, geteilt zu haben. Die Headline behalten viele im Kopf, die überarbeitete Version des Artikels wird nicht mal ein Viertel davon lesen. Mag sein, dass das so nicht gewollt war – war es sicher nicht. Diese Leute schnappen halt nach jedem Brocken, den sie für ihr Weltbild zerkauen können.

Dass man jetzt bei den Besorgten ob dessen versucht, von linken Vereinen beantragte und von Staatsseite genehmigte Gelder mit dem Demogeld gleichzustellen (Da gibt es eine Liste aus Thüringen oder Sachsen, die ich gerade nicht finden kann. Gerne in die Kommentare. Danke, Corax!), ist nicht weniger Mumpitz als die dümmliche Headline von Compact. Eine Bühne mieten, Anlagen oder sonstige Angebote im Rahmen von irgendwelchen Veranstaltungen zu bezahlen, ist etwas anderes als Demonstranten 45 Euro die Stunde dafür zu bezahlen, dass sie demonstrieren. Wir kommen alle freiwillig. Ganz sicher.

(Gegenlesen tue ich Morgen.)

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Bert Müller von „Die Rechte Thüringen“ über den Aufbau der Antifa

Wenn ein Nazi investigativ recherchiert, kommt so ein Mumpitz raus, der als neue Definition von Realsatire herhalten könnte.

Bert Müller von „Die Rechte Thüringen“ ist ein USB-Stick in die Hände gefallen, der seiner Aussage nach allerhand Antifa-Interna über Strukturen, Finanzströme, Infos über Kooperationen mit Polizei und Gewerkschaften und so beinhaltet. „Höchst brisant“. All das alles, was in der Summe satirischer Fakes seit Monaten durchs Netz wandert, und worüber auch ich mitunter herzlich lachen musste. Müller nicht, Müller nimmt das für bare Münze. Und vermittelt sein „Wissen“ in diesem von ihm so benannten „Schulungsvideo“.

Was für eine Knetbirne! Diese Schmerzen!


(Direktlink, via Katharina)

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Petition an Bundesjustizminister Heiko Maas : „AntiFa e.V. muss verboten werden“

Die vielleicht lustigste Petition, die es in diesem Internetz je gegeben hat: AntiFa e.V. muss verboten werden.

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Wir wollen, dass die AntiFa e.V. (Antifaschistische Aktion) in der Bundesrepublik Deutschland verboten wird.

Die AntiFa sabotiert Wahlkämpfe, begeht Gewalttaten und Sachbeschädigung, zudem verhindert sie die uneingeschränkte Ausübung der Demokratie, damit ist sie verfassungswidrig.

Die AntiFa ist eine kriminelle Organisation, welche zum Wohle des deutschen Grundgesetzes, der deutschen Demokratie und zum Schutze der Bevölkerung verboten werden muss.

Zudem fordern wir, dass die AntiFa keine staatlichen und parteilichen Gelder mehr erhalten darf.

In Schulen soll es eine stärkere Aufklärung über Linksextremismus, linke Gewalt, Sozialismus, Anarchismus und Kommunismus geben.

Ich dachte erst, das muss Satire sein, wenn man aber kurz mal den Namen des Erstellers googelt, kann man davon ausgehen, dass der junge Mann das durchaus erst meint – er scheint ein großer Fan der AfD zu sein. So wird aus der Kiste eine echte Realsatire und die Kommentare unter der Petition sind pures Gold. Brüller!


(via Tanith)

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Die Deutsche Polizeigewerkschaft in Köln meint, Antifaschisten hätten ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit „verwirkt“

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Spannende Zeilen, die da gestern Abend auf der Facebook Seite der DPolG Köln zu lesen waren. Da wurde mal soeben geschrieben, dass die Antifa kein Recht darauf hätte demonstrieren zu gehen. Kiek an, und ich dachte immer, das hätte keine Polizeigewerkschaft zu entscheiden.

Mittlerweile wurde der Beitrag, der natürlich (Oh, Überraschung!) gerade aus dem rechten Lager lautstark beklatscht wurde, offenbar gelöscht. Hier ein Screenshot mit dem Kommentarverlauf. Da wird versucht, den Quark dann doch noch irgendwie zu relativieren, aber da war es schon zu spät. Auch schwer nach solch einer Aussage. Ebenso schwer dürfte es einzuschätzen sein, wie sich eine derartige Äußerung auf der Verhalten von Beamten auf Demos auswirkt. Bestimmt so gar überhaupt nicht.

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(Kann man in dem Kontext schon mal fragen, via Katharina König)

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Mit Kettensägen einen Naziaufmarsch stoppen

Ich halte Sitzblockaden für durchaus effektiv, ja. Im Baskenland allerdings mag man es dann wohl doch etwas robuster. Dort nämlich wollte vor ein paar Tagen eine wohl faschistoide Gruppierung namens MSR für die Wiederansiedlung von Braunbären in den Pyrenäen demonstrieren. Antifaschistische Aktivisten warfen denen vor, dass nur unter dem Deckmantel tun zu wollen, neue Anhänger für ihre rechtsextremen Ideen rekrutieren zu können und stellten sich ihnen kurzerhand mit laufenden Kettensägen in den Weg. Die Demo dreht ab und selbst die Polizei scheint das irgendwie so hinzunehmen.


(Direktlink, via Just, Infolink von Christian)

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Das bisschen Schlagstock ist doch kein Problem: Ermittlungen gegen Polizisten im Fall Lothar König eingestellt

Wir erinnern uns: Im Prozess gegen Lothar König wurde von Seiten der Staatsanwaltschaft auch schon mal Videos als Beweise eingebracht, auf denen etwas des eigentlich aufgenommenen Materials fehlte, weil daran rummanipuliert wurde. Da war man nicht so, da schnippelte man sich die Beweise so, wie sie einem nützlich erschienen. Aufgrund anderer Aufnahmen, die von Seiten der Demonstrierenden gemacht wurden, und die durch die Verteidigung vorgelegt wurden, konnten viele der Vorwürfe gegen Lothar König entkräftet werden. Ich will das jetzt auch nicht alles wieder hervorkramen, man findet das.

Es wurden Videos vorgelegt, die zeigten, wie zwei Polizisten ohne Ankündigung auf einen mutmaßlichen Steinewerfer einprügeln. Gegen die Beamten wurde daraufhin ermittelt. Nun wurden die Verfahren eingestellt. Natürlich.

Königs Verteidiger Eisenberg wertete die Szene als „Straftat im Amt“. Es sei „geprügelt, aber nicht gesprochen worden“, kritisierte der Rechtsanwalt in der Verhandlung gegen Pfarrer König. Dafür hätten die Polizisten zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Dresden Ermittlungen gegen die beiden Beamten wegen „gefährlicher Körperverletzung im Amt“ ein: Zum einen aufgrund eines Vermerks, den die führende Staatsanwältin Ute Schmerler-Kreuzer direkt nach dem Sichten der Videos im Gerichtssaal gemacht hatte, zum anderen aufgrund zweier Strafanzeigen.

Alles wie immer. Polizeigewalt ist kein Problem. Sie dient – wie fast immer – einem hehren Zweck. Weitermachen.

Auf SpOn steht dazu aktuell, dass ein von der Polizei „gefertigtes Video“ nicht belegen würde, dass der Festgenommene mit einem Stein geworfen hätte, man aber versucht hätte, ihn daran zu hindern, weitere Steine auf Menschen zu werfen.

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Hä?

Ergibt jetzt nicht so wirklich Sinn. Aber die Staatsanwaltschaft Sachsen scheint ohnehin auf ganz eigenen Pfaden zu wandeln, wenn man sich den Verlauf der Prozesses gegen Lothar König so ansieht. Da überrascht das hier nur wenig.

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